Die Berufsprüfung ist eine erste Spezialisierung nach dem Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis EFZ. Markus Zimmerli, Leiter Bildung der Richemont in Luzern, beantwortet praktische Fragen zur Vorbereitung auf diese Weiterbildung.
Markus Zimmerli, was ist die Berufsprüfung?
Die Berufsprüfung ist eine Weiterbildung nach dem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis EFZ, um eine fachliche Vertiefung in einem spezifischen Bereich zu erreichen. Wie bei einem Arzt, der sein Studium beendet hat und sich nun auf dem Gebiet der Chirurgie spezialisiert, ist die Berufsprüfung eine Spezialisierung unserer Branche. Die Absolvent*innen sind danach in der Lage, unterschiedliche Berufsgebiete zu verbinden, zu verbessern, im Betrieb zu antizipieren, sich selbst und betriebliche Abläufe zu hinterfragen und Neues zu erschaffen. Die Prüfung kann in den Fachrichtungen Bäckerei (neu), Bäckerei-Konditorei, Konditorei-Confiserie und Detailhandel (nur in der Deutschschweiz) absolviert werden.
An wen richtet sich die Berufsprüfung?
Sie richtet sich an brancheninterne Handwerkerinnen, die über mindestens vier Jahre Berufserfahrung verfügen. Neben der Rolle als Mitarbeiterin sollten sie auch bereit sein, künftig eine mittlere Kaderfunktion anstreben zu wollen. Dazu ist es wichtig, Erfahrungen in der Personalführung sammeln zu können. Eine Anstellung in einem Unternehmen ist daher notwendig. Auch der Wille und die Motivation zu lernen und berufliche Entwicklungen in Frage zu stellen, sollten vorhanden sein.
Wie läuft die Weiterbildung ab?
Sie besteht aus Theorie und Praxis. Der theoretische Teil umfasst vier Module: Berufskenntnisse, Betriebswirtschaft, Mitarbeiterführung sowie Betriebsorganisation und Warenwirtschaft. Die Teilnehmer*innen werden sowohl zu kreativen und leidenschaftlichen Führungspersonen wie auch objektiven Berufsleuten ausgebildet, mit Sinn für die Kosten und Rentabilität der Produktion. Das praktische Arbeiten umfasst Themen wie die Produktionsplanung, Lebensmittelbeschaffung, Herstellung sowie Lagerung von kundenorientierten Produkten. Im Detailhandel kommt das Modul Marketing & Kommunikation dazu; ein wichtiger Teil der Abschlussprüfung.
Wie lange dauert dies?
In der Deutschschweiz erstreckt sich die Berufsprüfung über 12 bis 15 Monate. Insgesamt umfasst sie ca. 45 Ausbildungstage, welche in Blöcken von 2-3 Tagen jede 2-3 Wochen stattfinden. Da die Ausbildung modular aufgebaut ist, finden Modulprüfungen bereits unter dem Jahr statt. Diese sind Voraussetzung für die Zulassung zur Abschlussprüfung und können bei Nichtbestehen wiederholt werden.
Und die Abschlussprüfung?
Die mehrtägige theoretische Prüfung findet jeweils im November des zweiten Ausbildungsjahrs statt. Es handelt sich um eine schriftliche, dreistündige Fallstudie, mit Stoff aus den vier Modulen. Zudem werden die Kandidat*innen in drei mündlichen Prüfungen zu den Themen Berufskenntnisse (60 Minuten), Mitarbeiterführung (30 Minuten) und Betriebsorganisation/Warenwirtschaft (30 Minuten) getestet. Im Detailhandel kommt eine Prüfung für das Modul Marketing & Kommunikation (45 Minuten) hinzu.
Wie sieht die praktische Prüfung aus?
Einige Monate nach der mündlichen Prüfung erfolgt der Praxisteil: An zwei aufeinanderfolgenden Tagen werden die Kandidat*innen hinsichtlich ihrer Fähigkeit der Produktionsplanung und -herstellung bewertet. Ausserdem müssen sie eigene Kreationen präsentieren, die es im Unternehmen (noch) nicht gibt, einen Auftrag erfüllen, den sie 20 bis 30 Tage vor der Prüfung einreichen müssen, und direkt an der Prüfung einige Überraschungsaufgaben erledigen. Im Gegensatz zum Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis werden alle Produkte bei der Berufsprüfung verkostet.
Wie hoch ist die Erfolgsquote und worauf sind allfällige Misserfolge zurückzuführen?
Die Erfolgsquote in der Deutschschweiz liegt in der Regel bei ungefähr 60%, da es sehr anspruchsvolle und intensive Prüfungen sind. Da es sich um eine höhere berufliche Weiterbildung handelt, muss man eigenständig und ambitioniert lernen, repetieren und trainieren – wie ein Spitzensportler. Eine mangelnde Bereitschaft und fehlende Unterstützung im Betrieb und/oder Privaten erschwert selbstverständlich einen Erfolg.
Kann die Prüfung wiederholt werden?
Ja, die Prüfung kann dreimal wiederholt werden. Die Fachausweisübergabe findet nach erfolgreichem Abschluss statt. Der SBC übergibt den bestandenen Kandidat*innen ein offizielles Dokument des Bundes mit dem Titel «Chef*in Bäcker*in-Konditor*in-Confiseur*in mit eidgenössischem Fachausweis» in der jeweiligen Fachrichtung und im Detailhandel mit dem Titel «Branchenspezialist*in Bäckerei-Konditorei-Confiserie».
Wann beginnt die nächste Ausbildung?
Der nächste Vorbereitungskurs der Berufsprüfung für alle Fachrichtungen beginnt am Montag, 07. August 2023. Informieren Sie sich nun bei den zahlreichen, kostenlosen Informationsveranstaltungen BP / HFP über die Voraussetzungen und melden Sie sich direkt online für Ihr Karrieresprungbrett an.
Interview: Johann Ruppen
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