Ich habe mir überlegt, was die Parallelen zwischen meiner Teilnahme an den WorldSkills und meiner grössten Freizeitbeschäftigung, der Leichtathletik, sind. Es sind mehr als man denkt! Backen und 400 Meter Hürden laufen haben auf den ersten Blick zwar wenig gemeinsam, doch vor allem in der Vorbereitung und im mentalen Bereich gibt es sehr viele Ähnlichkeiten.

Bei der Vorbereitung kommt es ganz grundsätzlich sowohl für die WorldSkills wie auch im 400m Hürden laufen, auf das Gleiche an. Es ist wichtig, konstant daran zu bleiben und so immer mehr Fortschritte machen zu können. Ebenfalls wusste ich vom Leichtathletiktraining bereits, dass es nicht immer nur gut läuft. Wenn man mal eine Blockade hat oder nicht weiterkommt, ist es besonders wichtig, nicht den Kopf hängen zu lassen, sondern so schnell wie möglich eine Lösung zu finden.

Training und Selbstvertrauen

Ein grosser Unterschied hingegen ist, dass ich für die WorldSkills jeweils den ganzen Tag von morgens bis abends trainieren konnte – ich brauchte einfach genügend Schlaf, um erholt zu sein. Bei einem Leichtathletiktraining würde dies jedoch wenig Sinn machen. Wir trainieren meistens rund zwei Stunden. Dieser Unterschied widerspiegelt sich auch im Wettbewerb: Bei den WorldSkills ging der Wettkampf über zwei ganze Tage und beim 400m Hürdenlauf dauert es idealerweise unter 60 Sekunden.

«Für die WorldSkills habe ich diese Methode im Mentaltraining genutzt, um eine schwierige Technik innerhalb einer kurzen Zeit besser zu beherrschen.»

Vera Stocker

Eine wichtige mentale Gemeinsamkeit ist das Selbstvertrauen. In einem 400m Hürdenrennen darf ich mich nicht von einer schneller startenden Konkurrentin verunsichern lassen, ich muss in meine Fähigkeiten auf den restlichen 300 m vertrauen können. Auch an den WorldSkills durfte ich mich nicht beirren lassen. Beim Üben war es wichtig, an mich selbst zu glauben, denn nicht jeder Tag lief gut. Es gibt immer Auf und Abs – das ist sogar genau gleich wie in der Leichtathletik. Im Training hat es manchmal Phasen, in denen etwas einfach nicht gelingen will. In diesen Momenten braucht es Willen und Geduld. Das mit der Geduld war anfänglich eine Schwäche von mir. Ich musste lernen, das Fehlermachen nicht zwingend etwas Schlechtes ist, solange man daraus lernt.

Visuelle Vorbereitung

Eine weitere Parallele ist das Visualisieren. Im Sport machen wir zum Beispiel Videoanalysen von Rennen oder ich visualisiere mein Rennen beim Einwärmen. Für die WorldSkills habe ich diese Methode im Mentaltraining genutzt, um eine schwierige Technik innerhalb einer kurzen Zeit besser zu beherrschen. Beim Pain au chocolat wollte ich ein Herz einritzen, was sich wegen der Rundung als sehr schwierig herausstellte, damit es regelmässig wird. Ich hatte jedoch, nachdem ich das Thema bekommen habe, nur noch beschränkt Zeit es zu üben. Durch das Visualisieren dieses Arbeitsschrittes habe ich ihn in meinem Kopf nebenbei hundert Mal gemacht, was sehr effizient geht, weil man dafür viel weniger Zeit und Energie braucht als in echt. Dadurch machte ich viel schneller Fortschritte.

Passion ist das A und O

Was auch eine sehr schöne Parallele ist, ist der Team- und der Wettkampfgeist. Der Teamgeist mit den Leuten, welche mich auf die WorldSkills vorbereitet haben, war riesig – wie auch der Teamgeist meiner Trainings-gruppe in der Leichtathletik. Mit dem Wettkampfgeist meine ich, sich in einem fairen Wettbewerb zu messen, mit anderen, die alles geben, um ihre beste Leistung abzurufen. Das Schöne an Wettkämpfen im Beruf und Sport ist, dass man dadurch viele interessante Menschen kennenlernt und durch das Setzen hoher Ziele immer weiter kommt.


Die wichtigste Parallele zum Schluss: die Passion und Freude daran. Ohne die Passion, die ich für den Sport und den Beruf habe, wäre es nicht möglich, beides so ambitioniert auszuüben. Neben dem Arbeiten, dem Training und den Wettkämpfen bleibt mir nur sehr wenig Freizeit. Viele fragen mich wie ich das kann, zusätzlich zum Arbeiten noch so viele Stunden in Kraft, Sprint, Ausdauer und Hürdentraining zu investieren. Die Antwort ist einfach: Ich mache beides von ganzem Herzen und will mich immer verbessern, das gibt mir täglich die Motivation und Energie dazu!

Vera Stocker

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