Zwei junge Unternehmerpaare wagten in schwierigen Zeiten eine Firmenübernahme bzw. die Eröffnung des ersten eigenen Ladens. Eine gute Unterstützung durch ihr Umfeld ist bei beiden eine wichtige Stütze.

Im Corona-Lockdown als Jungunternehmer/in eine Firma zu übernehmen oder ein Geschäft zu eröffnen ist wenig ideal. «panissimo» berichtet hier über die Erfahrungen zweier Firmen in der Deutschschweiz, wo man es trotzdem wagte.

Positive in die Zukunft schauen

Astrid und Hampi Rohner übernahmen die Bäckerei Ruppeiner AG im St. Galler Aussenbezirk St. Georgen Ende April von Ruth und Werner Ruppeiner. Der Letztere bleibt als Backstubenchef und Ausbildungsverantwortlicher im Betrieb. Hampi Rohner hat vor 20 Jahren seine Lehre bei ihm gemacht, ist bereits seit zwei Jahren Geschäftsführer und weiss darum, dass die Firma auf gesunden Füssen steht. Mit ein Grund sei, dass die Firma mehrere Standbeine habe. Die Coronakrise erlebt er aber als Zusatzbelastung. Das Café Mühl­egg wurde geschlossen, Lieferungen an Restaurants fielen weg. Die Umsatzeinbussen seien aber bis jetzt kleiner als erwartet. Rohners haben ein gutes Verhältnis zu Ruppeiners, konnten die Geschäftsübergabe passend regeln und haben flexible Finanzpartner. Trotz aktuell schwieriger Situation ist Hampi Rohner darum zuversichtlich:

«Wenn man nicht optimistisch in die Zukunft schaut, lässt man den Schritt in die Selbstständigkeit besser sein. Die Grundhaltung muss positiv sein.»
Die Dorfbäckerei mit 25 Mitarbeitenden baute wegen Covid-19 einen Lieferservice für Backwaren, Menus, Milchprodukte, Konfitüre und Getränke auf. Dieser wiegt den Minderertrag in anderen Bereichen zwar nicht auf, wurde von der Kundschaft jedoch dankbar angenommen. Der Umsatz im Laden nahm in der Corona-Pandemie sogar zu, erklärt Rohner. Für die Eröffnung des Cafés am 11. Mai musste wegen der Abstandsregeln etwa die Hälfte der Sitzplätze entfernt werden. Doch Rohner sieht es positiv: «Wichtig ist, dass das Café öffnet. Das ist ein Lebenszeichen.»

Mit dem Café wird es besser

Seraina und Dominic Flubacher betreiben seit vier Jahren die Confiserie Flubacher. Sie beschränkten sich bisher auf die Produktion und Lieferungen auf Bestellung von Einzelkunden und einigen Wiederverkäufern, darunter ein Standbetreiber an der Herbstmesse. Anfang April konnten Flubachers dank Einnahmen aus einem Crowdfunding und Darlehen aus der Familie am zentralen Dorfplatz in Muttenz (BL) nun ein eigenes Geschäft eröffnen.

Das Brotregal konnte nicht gekauft werden und wurde selbst gezimmert.
Das Café konnte erst am 11. Mai öffnen – mit etwa zehn Sitzplätzen weniger als geplant. Das Eröffnungsfest vom 4. April war unmöglich, diverse Bestellungen (so für Hochzeits- und Geburtstagsfeste) fielen weg und wegen des Lockdowns kam ein Teil der Einrichtung verspätet an. Das Brotregal konnte nicht gekauft werden und wurde selbst gezimmert. Seraina Flubacher ist trotz allem erfreut: «Der erste Monat lief gar nicht so schlecht. Wir haben schon viele Stammkunden und deren Feed­backs sind gut.» Sie stellt fest, dass die Kunden, die wegen Covid-19 nun selber kochen müssen, mehr Brot und Wähen kaufen. Die Konditorin, die mit Vorliebe Torten auf Bestellung kreiert, freut sich, dass die Gemeinde als Vermieterin eine Belebung des Dorplatzes mit dem Café wünscht und den April-Zins nicht gleich verlangt. Zudem konnte die Angestellte erst mit der Eröffnung des Cafés eingestellt werden. Als weiteren Vorteil nennt Flubacher, dass für die Darlehen aus der Familie gute Konditionen für Zins und Rückzahlung bestehen und die Kredite schlimmstenfalls gar auf­gestockt werden könnten. Doch damit rechnet die Jungunternehmerin nicht: «Mit der Eröffnung des Cafés läuft es automatisch besser. Auch Wiederverkäufer kommen nun wieder dazu», sagt sie gegenüber «panissimo».

Die Betriebe:

Confiserie Flubacher, Muttenz (BL)
Rohner (bisher Ruppeiner) dä Dorfbeck, St. Gallen

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