Der Rookie-Club, die Filiale von Sutter Begg in der Spalenvorstadt Basel, ist die Talentschmiede der Firma. Regie führt hier der Nachwuchs. Mit den Rookies (so werden die Auszubildenden bei Sutter Begg genannt) in der Hauptrolle, schlüpfen auch in diesem «Panissimo»-Artikel die Berufsbildenden und der Rookie-Verantwortliche in die Nebenrolle.

Dass ein Viertel der acht Mitarbeitenden erst vor drei Monaten in die Arbeitswelt eingetreten ist, merkt man dem Rookie-Club, der Filiale von Sutter Begg in der Spalenvorstadt von Basel (BS), nicht an. In ihr wohnt aber ein besonderes Projekt inne: Den Löwenanteil des täglichen Geschäftes vollbringen ausschliesslich Lernende aus dem Detailhandel. Auf sechs Nachwuchstalente kommen zwei Berufsbildende, die lediglich eine unterstützende Funktion erfüllen. Dadurch arbeiten die Rookies von Tag eins am Ziel vom Bildungsverantwortlichen Jürgen Mielke: «Learning by doing.»

Sind alle ein Teil der Erfolgsgeschichte: Daniela Brack, Rahel Bültel, Artjom Aronov, Jürgen Mielke und Sacha Soland

Von den Vorfreuden eines Neulings

Sacha Soland ist seit drei Monaten Rookie bei Sutter Begg. Er habe sich schnell eingelebt, erklärt er, was ihm aufgrund der Stimmung zwischen den Lernenden aus den verschiedenen Lehrjahren sehr leicht gefallen sei. Während der Ausbildung wird er auch Einblick in andere Filialen der Firma erhalten. Sacha Soland freut sich besonders auf die Tipps und Tricks der erfahrenen Mitarbeitenden, die sich diese teilweise selbst beibringen mussten. «Bei Fragen ist wahrscheinlich nicht immer jemand sofort verfügbar», überlegt er und ergänzt: «Wir im Rookie-Club bekommen während der Ausbildung Prozesse nach klaren und einheitlichen Vorgaben vermittelt.»

Hilfsbereite Atmosphäre

Im Rookie-Club fällt eine Eigenheit schnell auf: Bei Problemen eilen nicht gleich die Berufsbildenden oder Teamleitenden herbei, die Rookies aus dem dritten Jahr sind proaktiv zur Stelle und wissen in der Regel weiter. Das Kartenlesegerät bockt? Rahel Bültel aus dem letzten Ausbildungsjahr behebt die Störung an der Kasse unter Beobachtung der Jüngeren. Den Milchschaum zu einem Herz formen? Luca Dubach, ebenfalls im Endspurt seiner Lehrzeit, weiht den kürzlich eingetretenen Rookie Artjom Aronov selbstverständlich in die Kunst ein. Und dies ohne die Aufforderung von Berufsbildnerin Daniela Brack.

Was machen die Berufsbildenden?

Die Frage, ob die Berufsbildner/innen bei so viel Hilfsbereitschaft denn überhaupt noch im Rookie-Club anpacken müssen steht im Raum. «Dass ich Aufgaben einfach delegieren kann, gibt mir Zeit für den hohen administrativen Aufwand der Einsatzplanung. Alle Rookies besuchen wöchentlich die Berufsschule», resümiert Daniela Brack, die seit 2018 Berufsbildnerin ist. «Besonders die Übergaben der Verantwortungen und Arbeitspläne müssen da immer gut abgestimmt werden.»

Keine dauerhafte Filialleitung

Jeden Monat wird einem Rookie die Filialleitung anvertraut. Diese Person ist jeweils dafür verantwortlich, dass der Laden brummt: Die Gestaltung des Schaufensters, die Bestellung der Ware und das Weiterleiten von Spezialaufträgen sind nur einige Besonderheiten, die zur Funktion gehören. Die Rookies sollen dabei nicht nur das Tragen von Verantwortung erlernen, betont Jürgen Mielke, Verantwortlicher Ausbildung bei Sutter Begg.

Durch den Austausch zwischen Verkauf und Produktion würden Schnittstellen verblassen. Kurz gesagt: «Das Verständnis zwischen Produktion und Verkauf verankert sich schon früh in der Betriebskultur und schafft Empathie».» So sei es schon vorgekommen, dass eine Person nach der Ausbildung in der Bäckerei eine Zweitausbildung im Detailhandel absolviert hat.

Was halten die Beteiligten vom Konzept?

Daniela Brack, Berufsbildnerin im Rookie-Club: «Es ist schön zu sehen, wie alle immer stolz sind, wenn ein Rookie nach einem Monat die Filialleitung weitergibt. Das stets alles funktioniert, stärkt das Selbstvertrauen unseres Nachwuchses sichtlich.»

Rahel Bültel, Rookie im letzten Ausbildungsjahr: «Wir erleben hier normale Verkaufssituationen, die anspruchsvolle Kundschaft ist auch für uns herausfordernd. Durch den Einblick in die anderen Filialen bleibt der Arbeitsalltag spannend.»

Jürgen Mielke, Verantwortlicher Berufsbildung bei Sutter Begg: «Den grössten Fehler haben wir gemacht, als wir nach der Projektphase wieder auf Normalbetrieb wechselten», und fügt lachend an, «wir sind stolz, dass das einjährige Projekt nun schon seit 2014 läuft.»


Sutter AG, Münchenstein BL

  • Gründungsjahr 1911
  • Mitarbeitende ca. 270, davon 17 Lernende
  • Verkaufsstellen 26

sutterbegg.ch


Die Rookies
Der Begriff stammt ursprünglich aus den USA und ist durch den Sport geprägt. Rookies werden ambitionierte, junge Sporttalente in Collegevereinen genannt, die gezielt auf den Einstieg in die Profiliga hintrainieren.

Diego Schwerzmann

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