Als junge Person eine Führungsfunktion zu übernehmen, benötigt unter anderem die Anerkennung der Mitarbeitenden. Isabelle Buchmann hat sich diese mit Erfolg angeeignet. Seit Kindertagen hilft die gelernte Köchin in der Konditorei Buchmann in Münchenstein (BL) aus und brachte ihre Begeisterung trotz Studium, Wanderjahr und Auslandaufenthalt unbeirrt ein.

Isabelle Buchmann (25) im Verkauf, einer ihrer Verantwortungsbereiche als Geschäftsleitungsmitglied.

Schaufenster gestalten, Schachteln Falten, am Weihnachtsmarkt aushelfen. Die Unterstützung im Familienbetrieb ist für Isabelle Buchmann eine Selbstverständlichkeit. Vielleicht zog es sie wegen diesen abwechslungsreichen Ämtlis nach der Schule weg aus dem vertrauten Umfeld, hinein in die Mannigfaltigkeit der Lebensmittelproduktion. Nach der Ausbildung zur Köchin absolvierte sie die Berufsmaturität, studierte Lebensmittelwissenschaften und sammelte im darauffolgenden Wanderjahr verschiedene Praktika. Immer mit der Leidenschaft für gesunde, natürliche und wertvolle Nahrungsmittel. «Im Studium habe ich bemerkt, wie perfekt mein Werdegang auf unseren Familienbetrieb passt. Ich begann mir Fragen zu stellen: Wie produzieren wir sicher? Wie werden Esswaren wertvoll? Wie sieht die Wertschöpfungskette aus?» Und so entschied sich die frischgebackene Expertin im Detailhandel (seit 2022), gemeinsam mit ihrem Bruder Dominique Buchmann in das Familienunternehmen einzusteigen.

Von klein auf mit an Bord

Seit September 2023 ist Isabelle Buchmann nun voll und ganz in der Konditorei Buchmann AG aktiv. Und doch: Als Neueinsteigerin wird die Branchenfrau nicht wahrgenommen. Dies liegt wohl daran, dass sie immer in Projekten zuhause involviert blieb.«Seit sechs Jahren trage ich die Verantwortung über das Atelier, dort wo die Produkte verpackt, veredelt und dekoriert werden. Dadurch wird mir als junge Person ein enormes Vertrauen entgegengebracht.» Die langjährigen Mitarbeitenden kennen die gelernte Köchin als tatkräftige Unterstützung, die jede Arbeit macht. Die Frucht, die das Engagement reifen liess, ist die Anerkennung: Der Kundschaft werde sie mit den Worten «Schaut, da ist die Juniorchefin» vorgestellt, berichtet Isabelle Buchmann. «Es fühlt sich an, als seien sie stolz auf mich», fügt sie mit verlegener Miene an.

Immer involviert

Trotz zwei Monaten in London sowie Praktika in den Geschäftsleitungen bei der Reinhard AG (BE) und im Bäckerei-Restaurant Füger (SG) engagierte sich Isabelle Buchmann stets im Familienbetrieb. Die Haupterkenntnis aus dem Zwischenjahr fasst sie kurz und bündig zusammen: «Mehr Pep würde der Branche guttun», und führt aus: «Es darf sich mehr getraut werden. Ich lernte aber, dass dies Zeit braucht.»

Zum Verpflegungs- und Lifestyleort

Isabelle Buchmann veranschaulicht den schleichenden Wandel am ihr bestvertrauten Unternehmen: Ihr Grossvater machte sich mit Brot in konsistenter Qualität in der Region einen Ruf. Ihr Vater schuf sich eine moderne Kühlmöglichkeit an und begann Feinbackwaren und Konditoreiartikel herzustellen. Die für das Familienunternehmen passende Prise Pep hat sich Isabelle Buchmann bereits ausgedacht und mit ihrem Bruder Dominique Buchmann eine konkrete Richtung herauskristallisiert: «Wir planen die Konditorei Buchmann zu einem Verpflegungs- und Lifestyleort zu machen.» Und aus dieser Vision lässt sich auch ableiten, weshalb die Geschwister sich wunderbar ergänzen. Als gelernter Bäcker-Konditor, Verantwortlicher der Produktion und angehender Absolvent der SIU-Unternehmerschule ist ihr Bruder der Experte für das Kernsortiment. Als ursprüngliche Köchin mit Fachwissen in der Lebensmittelbranche kennt sich die Schwester im Marketing, Verkauf und der Gastronomie aus. Die Weichen scheinen gestellt zu sein.

Von den Erfahrenen zu den Neuen

Aktuell werden Isabelle und Dominique Buchmann weiterhin von Vater Emanuel Buchmann Junior unterstützt und abgesichert. Die Geschäftsleitung teilen sich die Geschwister mit dem Vater, der sich auf Sommer 2024 zurückziehen werde. Von dieser Konstellation durften die Geschwister bereits profitieren. «Wenn uns der Übereifer packt, holen uns die erfahrenen Personen im Betrieb auf den Boden zurück.» Die Harmonie scheint bis zur Kundschaft durchzudringen. An der Feier anlässlich zum 70-Jahre-Jubiläum der Firma sei der Tenor überwiegend positiv ausgefallen: «Die Leute sagten, es sei cool, dass die Konditorei Buchmann weiterhin jung und modern ausgerichtet bleibt», fasst Isabelle Buchmann das Echo zusammen.

Isabelle und Dominique Buchmann ©Martin Rindlisbacher
Isabelle und Dominique Buchmann © Martin Rindlisbacher

Von den Neuen zu den Erfahrenen

Die Herausforderung, die Isabelle Buchmann im Sommer auf sich zukommen sieht, beschreibt sie mit der Frage: «Wer ist für was verantwortlich? Neue Strukturen müssen gefunden und Verantwortungen aufgeteilt werden.» Doch dieser Aufgabe sieht das Geschäftsleitungsmitglied gelassen entgegen, denn auch die erfahrenen Personen des Unternehmens durften von der nächsten Generation bereits lernen: «Sie sind durch uns offener gegenüber von Veränderungen geworden.» Dass diese Offenheit sich aber etablieren musste, ist sie sich bewusst. Veränderungen bräuchten Zeit und das oberste Ziel sei, dass alle Beteiligten weiterhin miteinander harmonieren.

Die Mitarbeitenden machen es möglich

Weshalb diese Veränderungen und neuen Ideen? Isabelle Buchmann antwortet fest entschlossen: «Ich habe die Verantwortung, gesunde, sichere und wertvolle Produkte zu verkaufen.» Dies gelinge nicht ohne die Mitarbeitenden, betont sie. «Wir sind nichts ohne die Mitarbeitenden, wir übernehmen ein drehendes Rädchen, was nicht selbstverständlich ist. Und deshalb kann und will ich hinter jedem Produkt, das über den Verkaufstisch wandert, dahinterstehen.»

Diego Schwerzmann

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