In Südafrika geboren, in der Schweiz aufgewachsen, packte den gelernten Bäcker-Konditor schon früh das Fernweh. Sergio Minder reiste kurzerhand nach Indien, um Einheimischen beim Erfüllen ihres Traums einer Schweizer Bäckerei vor Ort zu unterstützen. In einer mehrteiligen Serie berichtet er über dieses Abenteuer.

Ich wuchs in der Region Huttwil im Oberaargau (BE) auf. Geboren bin ich jedoch in Südafrika, wo meine Eltern – beides Schweizer – in den 70er und 80er Jahre für rund zehn Jahre lebten. Das Thema «ferne Länder» war also schon während meiner Kindheit ständig präsent.  Deshalb war es für mich bereits als Bub selbstverständlich, dass «man» früher oder später im Ausland leben und arbeiten wird.

Berufswahl

Mit ungefähr zwölf Jahren fing ich an, mich für den Kochberuf zu interessieren – nicht zuletzt, weil ich hörte, als Koch habe man gute Arbeitsmöglichkeiten im Ausland. Während der Sekundarschule entschied ich mich um und wählte den Beruf des Bäcker-Konditors. Ich hatte eine grössere Liebe zu den Bäckerei-Konditorei-Produkten entwickelt und deren Herstellung reizte mich mehr als das Kochen in einem Restaurant.
Meine Lehre absolvierte ich in einem kleine, traditionellen «Ein-Mann-Betrieb» im Emmental. Nebst dem Inhaber gab es in der Backstube nur uns Lernende, die im Zweijahres-Takt starteten. Auf diese Weise lernte ich nebst den erforderlichen Fähigkeiten und Kenntnissen mitanzupacken. Ich fühlte mich nicht wie ein Lernender, sondern wurde voll eingesetzt, was ich sehr schätzte. Dadurch gewöhnte ich mich schnell ans selbstständige Arbeiten.

Wissenshungrig

Obwohl ich die Lehrzeit im Kleinbetrieb genoss, fing mich die Herstellung von Backwaren in grösseren Mengen an zu interessieren. Ehrlich gesagt war auch die Vorstellung von freien Wochenenden für einen 18-jährigen ein schöner Gedanke.
Im Anschluss an meine Lehre als Bäcker-Konditor absolvierte ich die dreijährige Zusatzausbildung als Lebensmitteltechnologe mit Vertiefungsrichtung Backwaren-Technologie. Den praktischen Teil dieser Ausbildung machte ich bei der Jowa und stillte so mein Interesse. Zu Beginn dieser Ausbildung schwebte mir eine Stelle in der Produktentwicklung oder im Bereich der Qualitätssicherung vor. Doch schnell holte mich das Fernweh ein.

Neueröffnung

Auf swissbaker-jobs.ch schaute ich mich nach Arbeitsmöglichkeiten im Ausland um und wurde auf eine Stelle in Indien aufmerksam. Als Kontakt waren in der Schweiz wohnhafte Bekannte der Besitzer der neu eröffneten indischen Bäckerei angegeben. Kurzerhand meldete ich mich bei ihnen. Von ihnen erfuhr ich, dass die Gründer der Bäckerei in Indien enge Verwandte in der Schweiz haben, weswegen sie aus familiären sowie geschäftlichen Gründen häufiger hier zu Besuch waren. Während ihren Aufenthalten entwickelten sie eine Vorliebe für Schweizer Bäckerei-Konditorei-Produkte und seit längerem hatten sie die Vision, in Indien Produkte solcher Art und Qualität herzustellen. Sie wagten den Versuch, verfrachteten gebrauchte Maschinen und Geräte – ja sogar eine Schweizer Armee-Bäckerei – nach Indien und erhielten Hilfe eines Schweizer Bekannten, der ihnen beim Einrichten der Backstube unter die Arme griff. Mithilfe ihrer Schweizer Familie suchten sie nun nach einer Schweizer Fachkraft, die ihnen bei der Realisierung ihres Traums half, da sie selbst nicht aus der Branche waren. Und so kam ich ins Spiel. Alles ging sehr schnell: Mitte Juli 2005 schloss ich die Ausbildung als Lebensmitteltechnologe ab und bereits anfangs August reiste ich nach Hyderabad, eine Grossstadt in Südindien, um meine «erste richtige» Stelle anzutreten. Zugegeben auf etwas unbekanntem Terrain, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn ich reiste nicht nur in ein mir bis dato fremdes Land, sondern es handelte sich – wie bereits erwähnt – um eine Neueröffnung. Zu der Bäckerei-Konditorei «The Ofen» gehört ein Café und Restaurant.

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