Jahrelang verkaufte die Bäckerei Stadelmann in Zürich, ein Apfeltörtli, das Highlight im dem sonst etwas in die Jahre gekommenen Sortiment. So erschrak ich, als ich im Oktober 2022 vor verschlossener Türe stand. Der Betrieb ist von der Bäckerei Kleiner übernommen worden.
Flugs griff ich in die Tasten und schrieb dem Geschäftsführer Andreas Hopp. In den höchsten Tönen schwärmte ich vom Apfeltörtli und er schrieb mir nett zurück, dass man sich das gerne mal anschauen würde.
Ohne grosse Erwartungen vergass ich die Episode. Monate später wurde ich überraschend von Herrn Hopp angefragt, ob ich einer Degustation beiwohnen möchte. Freudig fuhr ich zur Backstube und gab mein Feedback zur ersten Variante.
Die Geschichte nahm nun Fahrt auf, sogar der Tagesanzeiger wollte auf einmal wissen, was Sache ist. Bei der zweiten Degustation war man dem Original schon recht nahe. Ich lernte auch, dass das Törtli handwerklich herausfordernd sei, da man zwei unterschiedliche Teigsorten (Kuchen- und Mürbeteig) dazu benötigt.
Seit Frühling 2023 steht nun das Original Wiediker Apfeltörtli in den Regalen. Es verkauft sich gut und ich habe von so vielen Seiten her positives Feedback erhalten. Es ist schön, dass die Bäckerei Kleiner sich auf dieses Abenteuer eingelassen hat!
Das beste Erlebnis war aber, als ich zu Gast bei Freunden war und mir die Dame des Hauses stolz das Dessert präsentierte. Sie habe etwas Neues beim Bäcker entdeckt, das sie uns unbedingt zeigen möchte: ein Wiediker Apfeltörtli. Ich freute mich doppelt und genoss still und leise.
Flurin Capaul
Flurin Capaul, 44, Ingenieur, sitzt im Gemeinderat der Stadt Zürich und ist gemäss Gault-Millau «der verfressenste Lokalpolitiker der Schweiz». Zum Artikel im Tagesanzeiger
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