Knuspriges, warmes Brot sieht aus wie ein frisch gebackener Horizont. (Anmerkung Redaktion: Zitat von Fabrizio Caramagna, italienischer Autor) – Ich wünschte, ich hätte diese perfekte Definition von Brot geschrieben, ich wüsste auch gerne, wie man es herstellt. Stattdessen weiß ich über Brot einzig, wie ich mich damit fühle: in Sicherheit. Die Gefühle, die ein Bissen frisches Brot auslösen kann, haben etwas extrem Romantisches, denn die unmittelbare Reaktion ist… ein Lächeln.

Brot ist so gut und lebensnotwendig, weil es nicht nur aus Wasser und Mehl besteht … es sind die Fantasie des Bäckers, das Getreide, das er wählt, die Nüsse, die er hinzufügt, die Form, die er verändert, aber auch seine Stimmung, seine Zeit, seine Geschichte, seine Liebe.

Als Kind, aber vielleicht kann das heute noch jemand bezeugen, war es eine große Befriedigung, die Spitze des Brotes mit den Händen abzureißen und die Schuld einer vorbeihuschenden Maus (die übrigens Käse dem Brot vorziehen!) in die Schuhe zu schieben. Ein leckeres Spiel, bei dem man so tat, als wüsste man von nichts, um dann bei Gelegenheit auch die andere Spitze desselben Brotes zu ergattern. Denn das ist das beste Brotstück, dasjenige, mit dem das Auftunken der Sauce am besten gelingt, dasjenige mit der Salamischeibe, die perfekt wie in einer Wiege liegt, dasjenige, das alle im Korb anstarren und dann zu ergreifen versuchen.

Das Brot ist auch ein Vorwand für Geselligkeit, ein Moment der Entspannung, ein Duft voller Erinnerungen, ein Bissen, der einem hilft, einen bitteren zu schlucken, ein Trost für Tränen, eine Beilage zur Freude, denn Brot ist: ein frisch gebackener Horizont.

Carla Norghauer,
Radio-TV-Moderatorin beim Tessiner Fernsehen RSI, Abteilung Entertainment


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