Fiona Schneider ist in einer Bäcker-Familie aufgewachsen. Obwohl ihre Eltern ihr alle Wege offenliessen, entschied sie sich für eine Ausbildung in der Bäckerei-Confiserie-Branche. Heute schätzt die junge Branchenfrau, dass sie ihren Beruf mit ihrer Leidenschaft fürs Reisen verbinden kann.

Ich bin in einem kleinen Dorf in der Bäckerei meiner Eltern (Beck Schneider, Flaach / ZH) in der vierten Generation aufgewachsen. Schon als Dreikäsehoch fand man mich mit Mehl und Teig im Gesicht an der Knetmaschine.

Berufswahl

Meine Eltern haben mir die Berufswahl freigestellt. Das Wichtigste für sie war, dass ich glücklich bin und Freude an meinem Beruf habe. Ich schnupperte in verschiedene Berufe hinein und habe mich dann doch für den kreativen und vielseitigen Bäcker-Konditor Beruf entschieden. So durfte ich drei Jahre beim Beck Lyner in Winterthur (ZH) die Lehre als Bäckerin-Konditorin machen.
Ich besuchte den bilingualen Unterricht auf Deutsch und Englisch. Im dritten Lehrjahr durfte ich für einen Monat nach Norwich, einer Kleinstadt in England, wo ich zwei Wochen in einer Bäckerei mit anpackte. Was mir aus dieser Zeit insbesondere geblieben ist, ist die Produktion von unzähligen Toastbroten und dass es nur drei verschiedene Brotrezepte gab.

Zusatzausbildung

Die Abschlussprüfung habe ich sehr gut bestanden, weshalb ich an den SwissSkills 2017 teilnehmen durfte. Es hat mir sehr viel Spass gemacht und ich traf auf Mitstreiter/innen, die meine Leidenschaft teilten. Danach entschied ich mich für die Zusatzausbildung zur Konditorin-Confiseurin bei der Confiserie Sprüngli (ZH). Der grösste Unterschied zu meiner ersten Lehre war die Grösse der Produktion. Es war ein sehr spannendes Jahr, in dem ich sehr viel Neues dazulernen konnte.


Reisefieber

Nach meiner Ausbildung arbeitete ich ein halbes Jahr im Familienbetrieb, bevor mich das Reisefieber packte und ich für vier Monate nach Australien und Neuseeland reiste. Ich war mit anderen jungen Leuten auf einer Gruppenreise. Ich habe in Australien eine Sprachschule besucht und das First Certificate gemacht. Kaum zu Hause angekommen, stolperte ich über eine Jobanzeige. Auf einem Luxus-Segelkreuzfahrtschiff, der Sea Cloud 2, wurde eine Bäckerin gesucht. Diese Stelle hat auf mich gewartet – also habe ich mich beworben und bin ein paar Wochen später zum Vorstellungsgespräch nach Hamburg gereist. Das Gespräch verlief gut und so machte ich mich wenige Monate später auf den Weg nach Sizilien (I), wo mein Abenteuer an Bord begann.

Arbeiten auf hoher See

Mein Arbeitsplatz befand sich in der Crew-Küche im Bug des Schiffes. Wir hatten viele amerikanische und europäische Gäste an Bord, weshalb ich unterschiedliche Brötchen und Gebäcke für die Tea Time zubereiten musste. Ich war auch für die Special Tea Time verantwortlich, bei der ich Crêpes oder Waffeln vor den Gästen zubereiten musste. Bei starkem Wellengang war das eine echte Herausforderung. Auch beim Abwiegen der Zutaten spielte dann die Waage verrückt.

Fiona Schneider auf der Sea Cloud 2 am Buffet

Meine Schicht ging von 23 bis 8 Uhr. So hatte ich viel Zeit, um die neuen Orte, an denen wir anlegten, zu erkunden. Ich habe mich sehr in die kleinen Hafenstädtchen verliebt und durfte auch mit den Gästen zusammen den einen oder anderen Ausflug machen.

Reiseroute

Vom Mittelmeer aus segelten wir entlang der europäischen Küste in Richtung Gibraltar. Nachdem wir Gibraltar durchquert hatten, ging es zu den Kapverden und von dort aus über den Atlantik in die Karibik zur ersten Insel Barbados. Danach segelten wir mit unserem kleinen Segelschiff zu den Kleinen Antillen. Weihnachten verbrachten wir auf See, was mich sehr traurig machte, denn ich konnte nicht einmal mit meiner Familie telefonieren, da wir keine Verbindung hatten. Dafür verbrachten wir Silvester in Cartagena, Kolumbien, mit selbstgemachten Berlinern.
Durch den Panamakanal ging es nach Costa Rica und wieder zurück in die Karibik. Von dort segelten wir entlang der Küste nach Nicaragua, Honduras und Belize wo ich die Maya-Tempel besuchte. Als wir mitten in der Karibik waren, breitete sich die Pandemie aus. Ich musste meine Reise nach sechs Monaten abbrechen und in die Schweiz zurückfliegen.

Abenteuerliche Inspirationen

Zu Hause brauchte ich eine neue Perspektive. Deshalb entschied ich mich für die Berufsprüfung. Für die praktische Prüfung habe ich mich von meiner Reise durch die Karibik inspirieren lassen und habe dabei Neues kreiert. So entstand z.B. ein Piña-Colada-Brot, eine würzige Schoggi-Zigarre oder ein Guava-Schiffli. In unserem Beruf existieren keine Grenzen. Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, sich inspirieren zu lassen. Mir ist es wichtig, Herausforderungen anzunehmen und Neues auszuprobieren. Deshalb werde ich in naher Zukunft wieder aufbrechen und mich auf ein neues Abenteuer einlassen. Welche neuen Produkte dabei entstehen werden, bleibt offen.

Fiona Schneider

Lebenslauf

  • 2014 – 2017 dreijährige Lehre als Bäckerin/Konditorin EFZ beim Beck Lyner in Winterthur
  • 2017 – 2018 Zusatzlehre als Confiseurin bei der Confiserie Sprüngli in Dietikon
  • 2018 – 2019 Angestellt im Familienbetrieb als Bäckerin/Konditorin und 4 Monate Sprachaufenthalt in Australien und Neu Seeland mit First Abschluss.
  • 2019 – 2020 6 Monate als Bäckerin/Konditorin auf der Sea Cloud 2
  • 2020 – jetzt Angestellt im Familienbetrieb als Bäckerin/Konditorin
  • 2017     Teilnahme SwissSkills
  • 2018     1. Rang Decorissima
  • 2023      Bestandene Berufsprüfung als Bäckerin/Konditorin

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