Die Restaurants sind seine Bühne, die Bäckerei-Confiserie seine Leidenschaft. Fred P. Feldpausch hat viel für die Tessiner Gastronomie und Hotellerie getan. Nun unterstützt er mit seiner Stiftung den Nachwuchs in der Bäckerei-Confiserie. «Panissimo» besuchte diese erfolgreiche und beeindruckende Wirtschaftspersönlichkeit in der Sonnenstube der Schweiz.

Mit einer Kurzmeldung und einem nüchternen Titel verkündete der Schweizerischen Bäcker-Confiseurmeister-Verband SBC im «Panissimo» vom 17. Juni Feldpauschs grosszügige Unterstützung des Branchennachwuchses. Was will er mit dieser Spende bewirken und wer ist Fred P. Feldpausch? Die Recherche im Internet ist nicht sehr ergiebig. Einzig auf der Webseite der Fred Feldpausch Stiftung erfährt man etwas mehr über diesen engagierten Geschäftsmann, der sich mehr durch erfolgreiches Handeln als durch Medien- und Bühnenpräsenz auszeichnet. «Panissimo» reiste ins Tessin, genauer nach Losone, dem Arbeitsort des Branchenmannes.

Das Erfolgsgeheimnis

Trudi Kaeser, seine Assistentin und Begleiterin, empfängt »Panissimo» im Grotto Broggini in Losone, wo sich auch das Büro von Fred P. Feldpausch befindet. «Er ist ein echter Patron, ein Mensch, mit einer unwahrscheinlichen Präsenz und Ausstrahlung», beschreibt sie ihn. «Er ist frei jeglichen Dünkels, die Herkunft einer Person ist ihm einerlei. Es ist der Mensch, der ihn interessiert! Er kann sich auf jeden einlassen. Deshalb hat er überall gute Mitarbeitende und Mitstreiter. Das ist das Geheimnis seines Erfolgs.» Kein Wunder, nennen ihn die jüngeren Mitarbeitenden «il nostro Papà». Fred P. Feldpausch ist Gastronom durch und durch mit einem hohen Anspruch an Qualität in allen Bereichen. Eine enorme Einsatzbereitschaft prägte sein Leben, «ein Muss für den Erfolg im Beruf», wird er im Verlauf des Gesprächs mehrmals hervorheben.

Ein hundskommuner Erdenbürger

Fred P. Feldpausch betritt das Restaurant und begrüsst die Mitarbeitenden. Er nennt jeden beim Namen und fragt nach ihrem Befinden. Nach einer kurzen herzlichen Begrüssung beginnt er von den Anfängen seiner einzigartigen beruflichen Laufbahn zu erzählen, chronologisch, farbig und anschaulich: «Ich bin ein hundskommuner Erdenbürger», stellt Fred P. Feldpausch einleitend mit einem Schmunzeln fest. So ganz stimmt diese Aussage nicht, waren doch seine Eltern die Gründer und Inhaber des renommierten Schweizer Modehauses Feldpausch …


New York – Zürich

Als ältestes von drei Kindern stand von Beginn weg fest, dass er die Firma übernehmen wird. Doch statt sich bequem ins «Familiennest» zu setzen, entschied sich Fred Feldpausch, einen anderen Weg zu beschreiten. Nach der Rekrutenschule Ende der 40er-Jahre sammelte er drei Jahre lang beim grössten US-Warenhausbetreiber Macy’s in New York erste Erfahrungen. Eigentlich habe er bei der damaligen Swissair oder in der Gastronomie arbeiten wollen. «Nichts da», habe sein Vater gesagt. «Du gehst dorthin, wo es Stoffe gibt!» Zu Beginn der 50er-Jahre kehrte Fred P. Feldpausch zurück und arbeitete im elterlichen Verkaufsladen in Zürich. In dieser Zeit habe er viele wertvolle kaufmännische Kenntnisse erworben, erinnert er sich. Doch seine Leidenschaft für die Gastronomie liess ihn nicht los. Sie war ihm nicht fremd, denn die niederländische Familie seiner Mutter handelte mit Edamerkäse, Tee und Kaffee. «Ich bin bereits früh damit in Berührung gekommen.»

War es Zufall? In Zürich befand sich die Schule des damaligen Schweizerischen Wirteverbands. Eines Tages erklärte er dem Direktor, dass er – bereits 30-jährig – die Hotelfachschule Belvoirpark besuchen möchte. Wen wundert’s, dass der ehrgeizige Gastronom die Prüfung mit Bravour bestand, als Zweitbester! «Ich habe viel über das Kochen und die Hospitality gelernt», betont er rückblendend.

Arosa – London – Locarno

Die erste Stelle hat Fred Feldpausch – oder FF wie er oft kurz und bündig genannt wird – im Hotel Kulm in Arosa, die nächste im renommierten Hotel Dorchester in London. Und da kriegt er das Angebot, in Locarno-Muralto ein geplantes Hotel zu übernehmen. Kurze Zeit später steht das Hotel Müller in Ascona zum Verkauf. Sein Vater borgt ihm die nötigen finanziellen Mittel – eine lohnende Investition. Das war zu Beginn der 60er-Jahre, als das Tessin zur boomenden Tourismusregion für die Deutschschweiz und Deutschland heranwuchs. «Auf einen ‹Tätsch› hatte ich ein Hotel im Bau sowie ein bestehendes mit Restaurant und Confiserie! Ich habe nichts anderes getan als ‹gchrampfet› ».

Eine kleine Anekdote zum neuen Namen des Hotel Müller: Fred Feldpausch schaute mit dem ehemaligen Besitzer von einem der Hotelbalkons hinunter zur Schiffanlegestelle und fragte nach der italienischen Bezeichnung: Al Porto – der Name des Betriebs war geboren.

Panettone und Christstollen

Fred P. Feldpausch war ein Profi in der Gastronomie und im Kaufmännischen, hatte aber zu geringe Kenntnisse in der Confiserie, Bäckerei und Chocolaterie. Er wandte sich deshalb an die Richemont Fachschule in Luzern und deren Berater «schliffen» seine Mitarbeitenden zu wahren Branchenjuwelen. Anstelle der Backstube in Ascona schuf er eine zentrale Produktionsstätte in Locarno. Al Porto bot den zahlreichen Touristen aus dem Norden traditionelle Tessiner und andere Spezialitäten wie den Panettone und den Christstollen an. Anfang der 90er-Jahre zählte das FF-Hotellerie- und Gastronomieimperium im Tessin neun Al Porto Verkaufsläden,vier Restaurants, drei Hotels und beschäftigte rund 450 Mitarbeitende.
Unser Gespräch wird kurz unterbrochen. Das Handy meldet sich. Fred Feldpausch unterhält sich in perfektem Englisch, gibt Anweisungen, dann fährt er mit seiner Erzählung weiter, genau an diesem Punkt, wo er gestoppt worden ist. Er schildert seine berufliche Lebensgeschichte spannend, wortgewandt, ohne eine Spur von Eitelkeit, mit Herzblut und mit einer beeindruckenden Präsenz. Zu keiner Zeit hat man das Gefühl, einem 93-jährigen Mann gegenüber zu sitzen.

Die nächste Erfolgsgeschichte

Anfang der 90er Jahre gibt er alles ab und will sein Rentnerleben geniessen. Mit 67 Jahren kehrt er jedoch in die Gastronomie zurück und führt drei Restaurants, eines davon das Grotto Broggini, mit grosser Leidenschaft und Kompetenz. Die nächste Erfolgsgeschichte nimmt ihren Anfang.
Vor zwei Jahren verkauft er sein Unternehmen an die Besitzer der Brauerei Locher AG, die das Appenzeller Bier herstellt. «Es ist nicht mehr mein Eigentum, aber immer noch mein «Kind» erklärt Fred P. Feldpausch. Mit diesem Schritt sicherte er die Zukunft seiner Mitarbeitenden. «Für sie bin ich wie ein Vater, nicht der oberste Chef. Ich bin ihre Garantie.»

Am Herzen liegt FF auch die Zukunft der Bäckerei-Confiserie-und Gastro-Branche. Deshalb hat er mit dem Erlös aus dem Verkauf eine Stiftung für Bildung, Innovation und Fortschritt in den Bereichen Gastronomie und Hotellerie sowie Bäckerei, Konditorei und Confiserie gegründet.

Auch mit 93 Jahren ist Fred P. Feldpausch jeden Tag um acht Uhr im Büro. Die Gastronomie-Hotellerie-Bäckerei-Confiserie war ein bedeutender Teil seines Lebens – und ist es immer noch. Er ist und bleibt ein grosszügiger Patron und Gastgeber mit Leidenschaft und Bescheidenheit.

Claudia Vernocchi

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