Simon Reinle ist Bäcker-Konditor in fünfter Generation der Familienbäckerei Stritmatter in Rekingen (AG). Vor rund acht Jahren hat Simon Reinle seinen Koffer gepackt. Seither lebt und arbeitet er in Chile. In einer mehrteiligen Serie gibt er Einblicke in sein Leben in Südamerika und erzählt über seine Erfahrungen in der chilenischen Bäckerei-Konditorei-Branche.

Chile hat kulturell und geschichtlich einiges zu bieten. Von der präkolumbianischen Geschichte mit den verschiedenen indigenen Kulturen (einige wie die Mapuche oder Aimara sind heute noch zahlreich vertreten), über die Kolonisierung durch die Spanier, die chilenische Unabhängigkeit, die Zeit der grossen Einwanderungen aus vielen europäischen Ländern, bis zur traurigen Geschichte der Diktatur von 1973-1990. Ähnlich wie in den USA haben vor allem die europäischen Einwanderer im 19. Jahrhundert in vielen Regionen des Landes ihre Spuren hinterlassen. Das ändert aber nichts daran, dass Chile und die Chilenen 100% lateinamerikanisch sind. Einige tragen bis heute deutsche Nachnamen und es gibt kleine europäische kulturelle Einflüsse, die aber kaum erkannt und nur selten wahrgenommen werden.


Die chilenische Brot- und Konditoreikultur

Ohne Zweifel haben diese europäischen Einflüsse auch die Bäckerei-Konditorei-Branche in Chile stark geprägt. Wie in allen südamerikanischen Ländern kamen Getreide und Brote, sowie wir sie in Europa kennen, erst mit den Kolonisten in Chile an. Präkolumbianische Brote waren Fladenbrote aus Mais, Kartoffeln, Hülsenfrüchten oder getreideähnlichen Samen wie Quinoa und Amarant. Leider sind diese Brote heute nur noch selten und ausschliesslich in den ländlichen Regionen zu finden. Quinoa und Amarant werden derzeit hauptsächlich als teure Supernahrung für den Export produziert. Sie sind für die meisten chilenischen Haushalte und Produktionen zu teuer. Mit der Ankunft von europäischem Getreide und den Brotrezepten aus der einstigen Heimat, waren es vor allem deutsche, österreichische und Schweizer Einwanderer, die damit begonnen haben, eine chilenische Brotkultur zu formen und später auch Bäckereien und Konditoreien zu gründen. Bis heute existieren Konditoreien, in denen Rezepte aus der alten Heimat wie Strudel, Stollen und verschiedene Kuchen immer noch Standard sind. Obwohl das spanische Wort für Kuchen «Queque» ist, werden sie in Chile bis heute Kuchen genannt.

Simon Reinle

… Teil 4, und somit letzte Teil, erscheint im «Panissimo» Nr. 17 vom 16. September 2022.

Simon Reine live im chilenischen Fernsehen beim Herstellen einer Torte.
Auch wärend der Pandemie wurde fleissig gearbeitet. Hier bei den Aufnahmen eines Werbefilms für den grössten Milchproduzenten in Chile.
Ausflug in einen der zahlreichen Nationalparks in Chile: Die Wasserfälle von Petrohue und im Hintergrund der majestätische Vulkan Osorno.
Ein wenig Spass an einem der unzähligen Sandstrände an der rund 6000 km langen Pazifikküste Chiles.
Skifahren auf einem aktiven Vulkan … in Chile ist das möglich. Zum Beispiel im Skigebiet Coralco, auf dem Vulkan Lonquimay.
Aber auch die landestypischen Lamas und Alpakas mit ihrem flauschig warmen Fell geniessen den Winter in Chile. 

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