Ein Höhepunkt am Kongress des Schweizer Bäcker-Confiseurmeister-Verbands (SBC) war die Verleihung der Bäckerkrone 2022. Diese wurde vom Schweizerischen Hefeverband (SHV) und dem SBC ins Leben gerufen, der Preis wird vom SHV gestiftet. Aus drei Finalist*innen wurde die eigenbrötler Backwerke GmbH aus Wauwil zum Sieger gekürt. Daniel Amrein bzw. der «Eigenbrötler» war sichtlich überrascht. Die ehrenvollen weiteren Podestplätze belegten die Betriebe Boulangerie Pâtisserie Confiserie P. Clément (VD) und Jovi’s glutenfreie Bäckerei AG (BE).
Seit dreiunddreissig Jahren verfolgt der als «Eigenbrötler» bekannte Branchenmann Daniel Amrein im luzernischen Wauwil seinen unkonventionellen Weg. Die vom Vater übernommene Bäckerei hat der Charakterkopf komplett umgekrempelt; heute verkauft er seine Brote ohne Ladenlokal, direkt von seinem Backhaus in Wauwil sowie auf dem Luzerner Wochenmarkt. Manche der Stammkunden lieben die Brote aus biologischen Zutaten dermassen, dass sie sich das Backwerk sogar für die Ferien einpacken lassen. Auch zahlreiche Gourmet-Restaurants und Hotels setzen auf die Backkünste des kantigen Motorradfans.
Sonderweg wurde mit Erfolg belohnt
Der Start gestaltete sich eher zäh, der eigentliche Durchbruch gelang Daniel Amrein mit seinem Marktstand in Luzern. Sein Mut wurden schlussendlich belohnt. Dies würdigte auch die Jury. Die Jury-Vorsitzende Nicole Emmenegger (Geschäftsführerin SHV) beschrieb den Gewinner-Betrieb in ihrer Laudatio folgendermassen: «Daniel Amrein lebt immer noch nach der gleichen Philosophie; nicht grösser oder anders oder erfolgreicher werden. Dazu geht er seinen Weg kompromisslos und konsequent. Und der Erfolg gibt ihm recht. Die Jury glaubt, dass dieser Betrieb – der auf jeden Fall speziell und auf seine Weise einzigartig ist – dennoch das gesamte schweizerische Bäckerei-Confiserie-Gewerbe fördert und damit eben ein Leuchtturm im Sinne der Bäckerkrone ist.» Nicole Emmenegger gratulierte dem Erstplatzierten Daniel Amrein im Namen des SHV herzlich zum Gewinn der Bäckerkrone 2022 und zog folgendes Fazit: «Beim Eigenbrötler handelt es sich um einen Bäcker mit Herzblut und Leidenschaft, der mit grosser Konsequenz seinen Überzeugungen folgt und der richtig feines Brot macht.»
Qualität als gemeinsamer Nenner
SBC-Direktor und Jurymitglied Urs Wellauer, der die drei Bäckerkrone-Finalistinnen 2022 vorstellte, zeigte sich begeistert von der Qualität der Bewerberinnen: «Insgesamt haben sich 66 Betriebe für die Bäckerkrone 2022 beworben. Ich möchte mich bei allen Bewerber*innen für ihr Engagement und ihre Ideen bedanken.» Der Jury sei eine reiche Palette von Produkten, Dienstleistungen etc. aufgezeigt worden. Mathias Roost von Hefe Schweiz AG sowie Vertreter des SHV, sprach in seiner Rede über die grosse Bedeutung der Bäckerkrone für die Branche: «Möge es uns, dem Hefeverband, wie auch dem Bäcker-Confiseurmeisterverband, gelingen, mit der Bäckerkrone das gute Image der Branche zu fördern, die Qualität des Brotes und weiterer Produkte weiterzuentwickeln, das Gewerbe weiterhin zu hohen Leistungen anzuspornen – kurz – möge die Bäckerkrone auch 2022 als Leuchtturm für die Branche dienen.»
Verdienter und überraschter Gewinner
Daniel Amrein zeigte sich in seiner Dankesrede hocherfreut: «Obwohl ich manchmal ein bisschen ein Grossmaul bin, fehlen mir gerade die Worte. Ich hätte nicht erwartet, die Bäckerkrone zu gewinnen», verriet er dem Publikum. Die Plakette mit der Bäckerkrone werde selbstverständlich einen Ehrenplatz an seinem Holzofen erhalten, ergänzte der frisch gekrönte Gewinner. In seiner Rede dankte der «Eigenbrötler» vor allem seinem Team: «Ich könnte nicht der ‹Eigenbrötler› sein, wenn mich nicht im Betrieb ein paar normale Leute bei meinen ‹Spinnereien› begleiten und auch ein wenig korrigieren würden. Es macht extrem Freude, wenn man machen kann, wie man will. Ich will auch nicht der Beste sein, ich will einfach mein Brot backen.» Zum Schluss erzählte Amrein noch, wie er zu seinem Firmennamen gekommen ist: Als er die Bäckerei seines Vaters in Wauwil übernahm, waren zu Anfang nicht alle bisherigen Kunden von seinem Brot begeistert und sprachen von ihm, dem jungen Nachfolger, als «Eigenbrötler». «Ich schnappte das irgendwo auf, habe es übernommen und zu meiner Partnerin gesagt, ja, wir sind eigentlich die Eigenbrötler.» Der besondere Name sei wie ein Lottosechser gewesen, vor allem auch, weil die Medien dadurch neugierig geworden seien, ergänzte er.
Nebst der Auszeichnung durfte der Prämierte einen Check im Wert von
15 000 CHF entgegennehmen. Auf die Frage von SBC-Vizedirektorin Claudia Vernocchi, was er mit dem Preisgeld anfangen werde, kam prompt die launige Antwort: «Wir werden das Geld gemeinsam mit dem Mitarbeitenden verputzen und unseren Sieg feiern», was für viel Gelächter im Publikum sorgte.
Christian Bärtschi