Nathalie Suter ist in die Geschichte der Bäckerei-Confiserie eingegangen, indem sie Anfang des Monats Präsidentin der Neuenburger Bäcker-Confiserien wurde. Die Confiseurin aus dem Val-de-Ruz (NE) ist die erste Frau an der Spitze unseres französischsprachigen Branchenverbandes. Ob Frau oder Mann, für die neue Vorsitzende spielt es keine Rolle. Die Hauptsache ist, dass alle an einem Strang ziehen. Eine Begegnung …
«Kochen»! Für Nathalie Suter, die einzige Tochter einer Sekretärin und eines Holzfällers, ist dies die Berufswahl nach dem Schulabschluss. Das kantonale Amt für Bildungs- und Berufsberatung rät ihr jedoch, vorher ein Praktikum in einem anderen Unternehmen zu absolvieren; was sie in der Bäckerei Knecht in Neuenburg in die Tat umsetzt. Dort, im Geschäftsviertel an der Place du Marché, entdeckt sie ein Theater (ein Schaustück), das ganz aus Schokolade besteht. Es ist Liebe auf den ersten Blick: «Ich fand es so toll, dass ich es zu meinem Beruf machen wollte.» 1989 beginnt sie eine Ausbildung zur Konditor-Confiseurin bei Estoppey in Peseux (NE). Nach ihrem Abschluss kümmert sich die junge Berufstätige sechs Monate lang um Gebäck, Saucen und Gemüse in den Küchen von Aubier in Montezillon (NE). «Ich habe den Geruch von Schokolade zu sehr vermisst. (…) Fast täglich ass ich nach dem Service eine Tafel Schokolade, während ich früher nie welche gegessen hatte. Es endete mit Verdauungsstörungen!»
Die aus dem Val-de-Ruz stammende Branchenfrau ist begierig darauf, die Welt kennenzulernen, und träumt davon, nach Kanada zu reisen. Nachdem sie die nötigen Schritte nicht eingeleitet hat, begnügt sie sich mit der Deutschschweiz und arbeitet dreieinhalb Jahre bei der Bäckerei Galli in Steffisburg (BE) sowie sieben bei F. Steiner in Bolligen (BE). Im Jahr 2004 erwerben ihre Eltern ein Gebäude in Boudevilliers (NE) und bieten ihr die Gründung einer Bäckerei-Confiserie an. Wieder daheim, gründet die Tochter La Gourmandise und stellt eine Helferin und eine Verkäuferin ein.
Ihr Geschäft ist sieben Tage die Woche geöffnet und seitdem gewachsen. Durch den Kauf eines angrenzenden Hauses kommt ein Konditoreilabor dazu. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen neunzehn Mitarbeitende, darunter drei Produktionslernende. Wollte der Zufall zu Beginn, dass das Team ausschliesslich aus Frauen besteht, ist das heute anders.
«Wir haben uns sehr gut verstanden, aber nach einer Weile brauchten wir noch ein maskulines gewisses Etwas», lächelt die Chefin. Um nicht das nahegelegene Restaurant und die Bar zu konkurrenzieren, verzichtete sie auf ein Tearoom: «Wir bereiten ein paar Kaffees zum Mitnehmen zu; das ist genug.»
Vom Japonais bis zum Malabar
Die Rohstoffe sind weitestgehend regional und artisanal. Neben dem unveränderlichen Trio Carac, Zitronenkuchen, Japonais und anderen beliebten Klassikern zieren originelle Kreationen die Vitrinen und Körbe. Darunter ist das Malabar-Brot, jeweils am letzten Freitag im Monat. Die auf Zwiebeln, Käse und Speck basierende Spezialität hat nichts mit einem berühmten Kaugummi zu tun. Seinen Namen verdankt es der Bezeichnung der Einwohner*innen von Boudevilliers: den Malabaren. Ob in der Bäckerei oder Confiserie, die Kreativität der Gründerin findet bei La Gourmandise ihren Platz. «Manchmal geht es sehr weit. Aus einer einfachen Diskussion über einen Samen kann die Idee eines Brotes und dann eines Sandwiches entstehen.»
Nathalie Suter hört ihren Kund*innen und ihren Mitarbeitenden zu, achtet auch auf ihre Berufskolleg*innen und ganz allgemein auf die Branche.
Dies ist auch der Grund, warum sie 2016 dem Vorstand des Neuenburger Kantonalverbandes beigetreten ist. «Ich wollte nicht, dass der Sitz von Thérèse Maeder, Leiterin Kommunikation, vakant bleibt. Ich wünschte mir zudem eine gewisse Rückkehr der Jugend. (…) Heute sind wir eine gute Gruppe. Wir sind alle ungefähr gleich alt. Obwohl jeder von uns sein eigenes Unternehmen hat, ziehen wir am selben Strang!»
Johann Ruppen