Die nur durch Spenden finanzierte Schweizer Berghilfe unterstützt Projekte, welche die Existenzgrundlagen und Lebensbedingungen der Bergbevölkerung verbessern. Davon profitieren auch Betriebe unserer Branche.

Lucia Meier und Giancarlo Marco De Santis, Geschäftsführung Meier-Beck, mit Slow-Food-Roggenbrot und Bio-Nusstorte.

Auf www.berghilfe.ch werden Geschichten zu vielfältigen Projekten präsentiert, die mit A-fonds-perdu-Beiträgen der Stiftung unterstützt wurden. Drei die Bäcker-Confi­seur-Branche betreffende Beispiele werden hier vorgestellt.

Entlebucher Dorfbeck gerettet

Die Zukunft des Napf-Beck aus Romoos (LU) im Entlebuch mit einer Filiale in Doppelschwand – beide mit Dorfladen und Postagentur – war unsicher. Kurz vor seiner Pensionierung hatte der frühere Inhaber Thomas Unternährer noch keinen Nachfolger.

Der junge Bäcker-Konditor-Confiseur Christoph Wiler erfuhr davon und bewarb sich zusammen mit seinem guten Freund und Berufsschulkollegen Pascal Naef um die Übernahme der Firma. Unternährer war froh, dass sein Lebenswerk weitergeführt wird, und übergab den zwei jungen Berufsleuten die Einrichtung und das Inventar laut Wiler «zu einem mehr als fairen Preis».

Doch auch die gesamten Ersparnisse der beiden jungen Berufsleute hätten nicht für die Übernahme gereicht. Da kam die Schweizer Berghilfe ins Spiel. Ohne deren Unterstützung hätten Romoos und Doppelschwand heute keine Bäckerei und keinen Laden mehr. Im September 2015 übernahmen die neuen Inhaber den Napf-Beck. In Doppelschwand wurde gleich noch ein Café eröffnet, und der Napf-Beck wurde Partnerfirma der Unesco-Bio­sphäre Entlebuch. Der Romooser Birnenweggen ist bereits über den Kanton hinaus bekannt.

Wegen einer Berufskrankheit musste sich Christoph Wiler nach vier Jahren beruflich umorientieren. Seit letzten September ist dafür Naefs Ehefrau Renate als Verantwortliche für die Administration in der Geschäftsleitung des Betriebs, der auch einen Apéroservice anbietet und Wiederverkäufer im ganzen Kanton beliefert.

Hilfe für Bündner Nusstörtli …

Nach der Schliessung der Neat-Baustelle sah die Zukunft der bereits unter der Abwanderung im Dorf leidenden Bäckerei Schmid in Sedrun (GR) nicht gerade rosig aus. Doch Reto Schmid, der den Fami­lienbetrieb 2004 übernahm, hatte eine zündende Idee: Er lancierte die «wohl kleinste Bündner Nusstorte der Welt», gründete dafür die neue Firma La Conditoria Sedrun Switzerland und fand dank geschicktem Marketing Abnehmer im In- und Ausland. 2015 wurde er dafür mit der Bäckerkrone ausgezeichnet.

Der Erfolg der Mini-Törtchen von 19 Gramm war so gross, dass er das Personal aufstocken, Räume dazu mieten und teils im Dreischichtbetrieb produzieren musste. Das ging nur als Übergangslösung. So konnte dank der Hilfe von Investoren und der Schweizer Berghilfe letzten September der Grundstein für ein neues Produktionsgebäudes gelegt werden. Dort sollen statt wie heute 3000 auf allen Anlagen pro Stunde bald 15 000 – 17 000 Törtchen vom Band laufen und total 40 Vollzeitangestellte arbeiten. Ein riesiger Erfolg für die fast zuhinterst im Vorderrheintal gelegene Bäckerei.

… und Bündner Baumnüsse

Schon vor zehn Jahren machten sich Bündner Bäcker, Bauern und weitere Interessierte Gedanken darüber, dass die Bündner Nusstorten doch Bündner Baumnüsse enthalten sollten, statt solche aus Frankreich, der Türkei oder den USA. Es wurden Landwirte für den Anbau gesucht, regionale Genossenschaften gegründet, in mehreren Regionen im grösseren Stil Nussbäume gepflanzt und schliesslich in Malans mit Unterstützung der Schweizer Berghilfe das Verarbeitungszentrum Swissnuss für die Nüsse errichtet.

Dort werden die gewaschen und getrocknet angelieferten Produkte geknackt und verpackt. Ein Film dazu ist auf der Startseite der Schweizer Berghilfe zu sehen. Der für seine regionalen und biologischen Backwaren bekannte Meier-Beck aus Sta. Maria im Münstertal (GR) produziert seit Juli mit 150 kg Bio-Knospe-Baumnüssen aus dem eigenen Kanton Bündner Nusstorten. Merz in Chur erhielt Anfang Monat erstmals 300 kg Bündner Nüsse und wird damit im August spezielle Nusstorten herstellen. Mit steigender Anzahl Nüsse ab 2021 dürften weitere Bäckereien folgen.

im Berggebiet erhalten

Die Schweizer Berghilfe ist eine ausschliesslich durch Spenden finanzierte Stiftung mit dem Ziel, die Existenzgrundlagen und Lebensbedingungen der Schweizer Bergbevölkerung zu verbessern. Arbeitsplätze und Wertschöpfung im Berggebiet sollen erhalten und die Abwanderung gebremst werden.

Unterstützungsbedingungen

Zum Zuge kommen Projekte aus verschiedenen Bereichen in den Bergzonen 1 bis 4 und im Sömmerungsgebiet nach Definition des Bundesamts für Landwirtschaft (also in grossen Teilen der Alpen, des Juras und der Voralpen). Unterstützt werden nur Firmen mit unter 50 Vollzeitbeschäftigten. Projekte von Gewerbebetrieben haben vor allem dann eine Chance, wenn sie Arbeitsplätze schaffen, eine Marktlücke bedienen, die Zusammenarbeit von Betrieben begünstigen, regional gut eingebettet sind, die Nachfrage nach Angeboten aus dem Berggebiet steigern und Ausbildungsplätze generieren.

Infos: www.berghilfe.ch/gesuche

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