Vom 7. bis 11. September fanden in Bern die SwissSkills statt. Wie haben die drei neuen Schweizermeisterinnen die Wettkampftage und die Siegerehrung erlebt? Dies und einiges mehr wollte «Panissimo» von Vera Stocker (Bäckerei-Konditorei), Nadia Koller (Konditorei-Confiserie) und Léane Plumey (Detailhandel) erfahren.

Plumey Stocker Koller
v.l.: Léane Plumey, Vera Stocker und Nadia Koller

Was war Ihr persönliches Highlight an den SwissSkills 2022?

Vera Stocker: Schwierige Frage, denn mir haben die ganzen zwei Monate Vorbereitung eine riesige Freude bereitet, neue Produkte zu kreieren und sich kreativ auszuleben. Definitiv ein Highlight war der Moment auf der Bühne, als mein Name aufgerufen wurde. Was ich sicher auch nicht vergessen werde ist, dass wir Teilnehmenden, aber auch der ganze Verband ein riesiges Team waren. Das war einfach unglaublich.

Nadia Koller: Die ganzen Swissskills waren ein Highlight. Das schönste Gefühl oder Erleichterung war, als alles fertig auf dem Ausstellungtisch stand und die Last von den Schultern fiel.

Léane Plumey: Es gab mehrere, insbesondere die Preisverleihung. Ich würde jedoch sagen, die Überraschungsaufgabe, bei der ich das Publikum dazu bringen musste, ein Produkt zu degustieren. Es war der einzige Moment, in dem wir echten Kontakt hatten; und das ist das, was ich an meinem Job liebe.

… und der nervenaufreibendste Moment?

VS: Dieser liegt in der Vorbereitungszeit. So viel Spass es gemacht hat, alles zu kreieren, es war mit sehr viel Arbeit verbunden. Für einzelne Produkte brauchte ich bis zu zwei Wochen, bis überhaupt das Grundkonzept stand. Danach kam der Feinschliff und die Umsetzung im Zeitplan. Da die Nerven nicht zu verlieren und einfach weiter zu machen, war eine grosse Challenge.

NK: Der war, als ich an den Fantasieartikeln arbeitete und mir beim Stacheln des Körpers des Widders die Kugeln auseinander fielen und die ganze Füllung rauslief. In dem Moment dachte ich, die Zeit wird richtig knapp.

LP: Vielleicht der Moment vor dem «Kundeninterview», das am Mikrofon und vor Publikum stattfand. Ich wusste nicht, was der «Kunde» wählen würde, und vor allem, ob ich in der Lage sein würde, seine Fragen zu beantworten, ohne meine Kenntnisse wegen des ungewohnten Mikrofons zu vergessen.

Was ging Ihnen durch den Kopf, als an der Siegerehrung Ihr Name aufgerufen wurde?

VS: Irgendwie gar nichts, aber gleichzeitig ungefähr 100 Sachen wie: War ich wirklich die Beste? Habe ich es tatsächlich geschafft? Gibt es jetzt zwei Vera Stocker, welche die SwissSkills gewonnen haben? Liegt das am Namen? Aber vor allem, dass ich diesen Moment einfach geniessen muss.

NK: Man wurde ja vorgängig aufgeblendet und gebeten, hinter die Bühne zu gehen. Als wir auf der Bühne standen und Bruno Schneider für den dritten Platz aufgerufen wurde, dachte ich, das kann nicht sein. Und als mein Name als letztes genannt wurde, konnte ich es nicht glauben. Ich meine, es waren die zwölf Besten der Schweiz an diesem Wettkampf, alle haben super Leistungen abgerufen und ich durfte den ersten Platz belegen. Durch den Kopf ging mir in dem Moment gar nichts mehr.

LP: Ich weiss es nicht … Ich wusste nicht wirklich, was um ich herum geschah. Danach war ich stolz auf mich und die Arbeit, die ich geleistet hatte, um an diesen Punkt zu gelangen.

Mir war wichtig, durchgehend einen roten Faden haben, in der Form, im Geschmack und mit der Dekoration.

Vera Stocker

Was bedeutet Ihnen der Schweizer Meistertitel?

VS: Es ist nicht in Worte zu fassen, es ist einfach der Hammer. Diese zwei Monate werde ich nie mehr vergessen, es war eine einmalige Chance, eine riesige Erfahrung und ich bin so dankbar, dass ich ein Teil davon war. Der Schweizer Meistertitel ist die Krönung für die ganze Arbeit.

NK: Es ist schon ein schönes Gefühl, so etwas erreicht zu haben und wie die Bestätigung bekommen zu haben, wofür man Tag für Tag gelernt hat, in der Ausbildung und in der Vorbereitungszeit.

LP: Ich habe eine Ausbildung gemacht, die in den Augen einiger vielleicht nicht die anerkannteste oder schwierigste Ausbildung ist. Aber auch ohne ein langes Studium habe ich mir die Mittel verschafft, um in meinem Beruf erfolgreich zu sein.

Wie sieht Ihr nächstes berufliches Ziel aus?

VS: Als Schweizermeisterin habe ich die Möglichkeit, die Schweiz an den WorldSkills 2024 zu vertreten. Dies ist eine grosse Ehre für mich, aber Genaueres ist noch nicht geplant, zuerst stehen die diesjährigen WorldSkills im Vordergrund.

NK: Sicher einmal Berufserfahrung sammeln und dann weiterschauen.

LP: Ich möchte Filialleiterin werden; ohne Inhaberin zu sein, weil das viele Opfer erfordert, aber die Verantwortung für drei oder vier Personen zu haben und diese zu führen …

Welche Überlegungen haben Sie sich zum Thema «Die vier Elemente – Wasser, Luft, Feuer, Erde» gemacht? Was war schwierig bei der Umsetzung, was fiel Ihnen leicht?

VS: Ich machte mir sehr viele Gedanken. Ich wollte nicht nur das Schaustück zum Thema gestalten, ich wollte auch jedes einzelne Produkt so kreieren, dass es zu einem oder mehreren Elementen passt. Mir war wichtig, durchgehend einen roten Faden haben, in der Form, im Geschmack und mit der Dekoration.
Die grösste Schwierigkeit war für mich das Schaustück, es sollten alle vier Elemente vorkommen. Wie stellt man etwas dar, das durchsichtig ist, luftig und leicht wie Luft? Mit Voraussetzung, einen 267 km weiten Weg von Davos nach Bern zu überleben.

Bei den Geschmacksrichtungen war das Element Luft, aber auch Wasser, schwierig umzusetzen.

Nadia Koller

NK: Als erstes ging ich ins Internet etwas tiefgründiger nachforschen, was zum Beispiel geschmacklich zu den Elementen passt. Beim Schaustück stiess ich dann auf den Kompass und die Himmelsrichtungen, bei den Fantasieartikeln habe ich auf die Sternzeichen geachtet und ihre Zuteilung zu den Elementen.
Am Schwierigsten war es, die Elemente bildlich am Schaustück darzustellen. Bei den Geschmacksrichtungen war das Element Luft, aber auch Wasser, schwierig umzusetzen.

LP: Dieses Thema schien mir zunächst sehr weit gefasst. Die Ideen blieben in meinem Kopf zunächst recht vage, vor allem, weil die Farben, die mit jedem der Elemente verbunden sind, zu dominant waren, um auf einem einzigen Tisch präsentiert zu werden. Ich dachte dann daran, sie aus einem anderen Blickwinkel zu präsentieren. Mir kam die Idee der erneuerbaren Energien. Dieses Thema berührt mich besonders. In meinem täglichen Leben versuche ich, ökologische und nachhaltige Prinzipien so weit wie möglich zu übernehmen.
Zu den erneuerbaren Energien gehören: Wasser-, Solar- und Windenergie. Sie werden durch die vier Elemente erzeugt. Obwohl wir in der Schweiz ziemlich entwickelt sind, haben wir noch Fortschritte zu machen. Daher meine Idee, meine Kunden auf dieses Thema aufmerksam zu machen und ihnen gleichzeitig unsere Errungenschaften zu präsentieren.

Mir kam die Idee der erneuerbaren Energien. Dieses Thema berührt mich besonders.

Léane Plumey

Für das Hintergrundbild meiner Präsentation habe ich mit dem Grafikdesigner meines Betriebs zusammengearbeitet. Man findet darauf den Tseuzier-Damm, der sich neben meinem Haus befindet, und eine Alphütte, die mit Sonnenkollektoren ausgestattet ist. Auf meinen Tisch stellte ich eine Windkraftanlage aus Stahl. Die vier Elemente wurden im Vordergrund in Vasen präsentiert, die zugleich als Stützen für die Waren dienten.
Um beim Thema erneuerbare Energien zu bleiben, habe ich mich für umweltbewusste Materialien entschieden, zum Beispiel biologisch abbaubares Papier.
Entscheidungen zu treffen war besonders schwierig. Ich wusste nicht, ob meine Ideen die richtigen waren und ich befürchtete, das Thema zu verfehlen. Meine Stärken lagen bei den Geschenkverpackungen. Ich kreiere sehr gerne Verpackungen mit Papier. Da ich bereits über die Technik verfügte, musste ich nicht viel trainieren.

Interviews: Christian Bärtschi und Johann Ruppen

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