Melanie Bächtold: «Wenn ich eine Bäckerei betrete, erlebe ich diese Gastfreundschaft, das Heimelige und das Gefühl, dass mir Zeit geschenkt wird.»
Ich erinnere mich noch gut an ein Erlebnis vor ein paar Jahren, als ich mit Freunden unterwegs war und wir den letzten Zug von Bern nach Thun erwischen wollten. In der Eile stiegen wir aber in den falschen Zug ein – ohne Halt bis ins Wallis. Dort angekommen, war alles wie ausgestorben: Die Lokale geschlossen, kein Mensch war mehr unterwegs und die einzigen Lichter, die noch brannten, waren die Strassenlaternen.
Um der Kälte entgegenzuwirken und uns die Zeit zu vertreiben, spazierten wir durch die Ortschaft. Irgendwann kamen wir an einem Haus vorbei, in dem Licht brannte. Sollten wir klingeln?
Als wir näher kamen, sahen wir, dass die Tür offen stand. Wir wagten einen Blick hinein – und schauten geradewegs in eine Bäckerstube, in der bereits fleissig gearbeitet wurde. Ich vergesse nie mehr, wie mich der köstliche Geruch von frischem Brot, die mehlige Ablage, die Wärme in der Backstube und das geschäftige Treiben faszinierten. Für einen kurzen Moment schien die Zeit stillzustehen und ich vergass, wo ich war. Es fühlte sich irgendwie heimelig an. Wir durften uns kurz aufwärmen und bekamen dann noch frische Sandwiches als Stärkung mit auf den Weg.
Wenn ich heute eine Bäckerei betrete, erlebe ich diese Gastfreundschaft, das Heimelige und das Gefühl, dass mir Zeit geschenkt wird, erneut. Und das ist es, was eine Bäckerei für mich ausmacht.
Melanie Bächtold arbeitet im Online Marketing und in der Administration. Sie liebt gute Geschichten und das Reisen. Wenn sie im Ausland ist, vermisst sie kulinarisch gesehen am meisten die guten Schweizer Bäckerei- und Milchprodukte.
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