Die Energiekrise, der Fachkräftemangel, der harte Kampf gegen die Discounter und Grossverteiler sowie das Walliser Bildungs-Pilotprojekt waren u.a. Thema an der ausgezeichnet besuchten GV des Walliser Kantonalverbandes der Bäcker-Confiseure in Salgesch. Als Gast konnte die Präsidentin des Walliser Grossen Rates, Géraldine Arlettaz-Monnet, begrüsst werden.
«Wollen wir noch kleine Bäckereien-Confiserien in den Dörfern?», fragte Präsident Albert Michellod provokativ die Anwesenden in seiner leidenschaftlichen Rede. Die Erosion in der artisanalen Branche setze sich fort. Vor 30 Jahre zählte das Wallis 270 Betriebe, nun seien es noch deren 55. Die Schuld sieht er bei den Grossverteilern, Discountern und Tankstellenshops, die sich breit machen würden. Mit Blick auf die vielen Vorschriften meinte er, dass «Bern» die Bäcker-Confiseure besser unterstützen sollte, als sie mit Regeln zu belasten. Michellod erinnerte die Mitglieder aber auch daran ihren «Tresor des Marketings», das Walliser Roggenbrot AOP, anzubieten. Mit der Schliessung der Rhonemühle in Naters auf Ende 2023 drohe diesem Produkt allerdings der Tod.
Energie: Eine tragbare Lösung finden
Der Präsident kündigte zudem an, er wolle an einem runden Tisch mit den Energievertretern zusammensitzen und über eine tragbare Lösung für die Walliser Mitglieder verhandeln. Der Präsident des Waadtländer Kantonalverbandes, Laurent Buet, berichtete über die soeben abgeschlossenen erfolgreichen Verhandlungen im Kanton Waadt. Es sei wichtig, solidarisch zu sein und gemeinsam zu kämpfen, betonte Buet.
Expertinnen für den Detailhandel
Magali Pellet, zuständig für den Detailhandel im Kanton Wallis, schilderte die unbefriedigende Situation: Es hat zu wenig Expert*innen, die sich zur Verfügung stellen. Sie wurde von Marie Perriard, verantwortlich für den Verkauf in der Romandie, unterstützt. 2022 wurde Verkauf 2022+ eingeführt. Marie Perriard rief die Mitglieder auf, die Berufsbildnerkurse zu besuchen und mit dem neuen Lehrmittel Konvink zu arbeiten. Es bestehe auch die Möglichkeit, die Lektionen online oder im eigenen Kanton abzuhalten. Grosse Freude bereitet Marie Perriard die Tatsache, dass dieses Jahr neun Lernende im Detailhandel ihre Prüfung abschliessen werden, 2020 waren es nur drei.
Als Vertreterin des Vorstandes des Regionalverbandes warb Marie Perriard zudem für die Swiss Bakery Trophy, die 2024 in Bulle (FR) wieder stattfinden wird.
Pilotprojekt Berufsbildung
René Constantin, Direktor der französischsprachigen Berufsbildungsschule in Sion (EPCA), konnte Positives vom Bildungs-Pilotprojekt der Bäcker-Confiseure berichten. Es habe vor der Einführung bereichernde Diskussionen gegeben, die sich in Harmonie konkretisiert hätten. Die Kette sei solide und jeder Partner spiele seine Rolle. Zurzeit befinden sich 14 Lernende in dieser neuen Ausbildung. Alle hätten für das zweite Lehrjahr einen Vertrag in der Tasche. Constantin lobte «die Equipe an der Schule, die jung und motiviert ist».
Der kantonale Bildungsverantwortliche Alphonse Pellet appellierte an das Verständnis für die Lernenden, für die der Wechsel von der Schule in eine Berufslehre nicht einfach sei. Er freut sich über die vielen weiblichen Lernenden, «die Lust haben, diesen Beruf zu erlernen und Leidenschaft zeigen». Um Lösungen gegen den Fachkräftemangel zu finden, schlug er vor, eine Arbeitsgruppe zu bilden.
Der Dank des Walliser Parlaments
Die Präsidentin des Grossen Rates des Kantons Wallis, Géraldine Arletta-Monnet, überbrachte die Grüsse und den Dank aus dem Parlament. Es sei ihr bewusst, dass die gewerblichen Bäckereien-Confiserien unter einem enormen Druck leiden und vor grosse Herausforderungen stünden und sie wolle daran glauben, dass dieser Druck abnehmen werde. «Denn ihr verschönert uns den Alltag», erklärte sie, die Enkelin eines Confiseurs ist.
Marcel Delasoie, Generalsekretär des Walliser Gewerbeverbandes, zeigte sich optimistisch, was die Zukunft der gewerblichen Bäckereien-Confiserien im Kanton Wallis betrifft: «Die Branche wird aus der Krise rauskommen. Das Volk liebt es, Brot zu essen!»
Claudia Vernocchi