Der Dachverband Schweizerischer Müller (DSM) geht wie die Branchenorganisation swiss granum von einer sowohl quantitativ als auch qualitativ deutlich unterdurchschnittlichen Brotgetreideernte aus. Noch sind die Qualitätsversuche nicht abgeschlossen. Weitere Informationen gibt es frühestens Ende Oktober.

Eine Aufnahme eines Weizenfelds aus dem Jahr 2019, als die Ernte ergiebig und von hoher Qualität war. 2021 sind die Ernteprognosen alles alles andere als positiv.

Der Dachverband Schweizerischer Müller (DSM) teilt die provisorische quantitative Einschätzung der Branchenorganisation swiss granum zur Brotgetreideernte 2021. Die quantitativen Erntemengen sind stark beeinflusst von der aussergewöhnlichen Witterung im Frühling und Sommer sowie dem Hagelschlag. «Rein quantitativ wird von einer rund 20 % tieferen Erntemenge verglichen mit dem Vorjahr ausgegangen. Unter Berücksichtigung der zusätzlichen Mindermenge durch Auswuchs wird die backfähige Brotgetreidemenge etwa 30 – 35 % unter der Vorjahresernte liegen», schreibt der DSM in seiner Medienmitteilung.

Qualitätstests und Backversuche

Die Qualitätsparameter beim Brotweizen sind unterschiedlich betroffen. Die definitiven Resultate der Qualitätstests und der Backversuche werden frühestens Ende Oktober vorliegen und durch die Branche ausgewertet werden. Erst zu diesem Zeitpunkt wird die Branche auch über allfällige Massnahmen zur Sicherstellung der inländischen Versorgung mit Brotgetreide entscheiden.

Teils sehr späte Ernte

Bereits heute lasse sich allerdings sagen, dass die Ernte 2021 von tiefer Qualität sein werde, so der DSM. Aufgrund der Wetterbedingungen und der teils sehr späten Ernte komme es verbreitet zu Auswuchs des Getreides. Der Proteinkomplex sei schwach, die Fall­zahlen, das Amylogramm und die Hektolitergewichte tief.

Weiterhin hohe Qualität

Thomas Helbling, Präsident des DSM, fasst die Situation wie folgt zusammen: «Unsere Mitglieder werden alles daran setzen, trotz einer generell schwachen Brotgetreideernte weiterhin Schweizer Mehle in gewohnt hoher Qualität herzustellen. Dies, so bin ich überzeugt, wird den Mühlen gelingen. Sie haben das Wissen und die Mittel, die schwache Getreidequalität auszugleichen. Dies geht aber mit zusätzlichen Kosten für die Mühlen einher. Wer diese am Ende tragen wird, ist noch offen. Allenfalls wird unser Verband dem Bund zudem eine temporäre Anhebung der Importkontingente und eine Ausnahme von den Swissness-Regelungen beantragen müssen.»

Die Mühlen sehen sich konkret mit folgenden Herausforderungen konfrontiert:

Verfügbarkeit
Im Moment läuft die Erhebung der in der Schweiz vorhandenen Lager aus früheren Ernten sowie die flächendeckende Qualitätserhebung von swiss granum. Es ist ungewiss, ob das vorhandene backfähige Brotgetreide die Nachfrage dieses Jahr zu decken vermag oder nicht. Insbesondere bei Label-Getreide (bei Nachhaltigkeitslabeln, aber auch bei Regionalprodukten) kann es zu Versorgungslücken kommen.

Qualität
Der hoher Qualitätsstandard von Schweizer Mehlen wird dieses Jahr oftmals nur durch die Beimischung von qualitativ hochwertigem Lagerweizen aus früheren Ernten oder aus dem Ausland sowie durch die zusätzliche Zugabe von Gluten zu erreichen sein.

Höhere Gestehungskosten für die Mühlen
Die beiden Faktoren der eingeschränkten Verfügbarkeit und der tieferen Qualität des Brotgetreides werden die Kostenstruktur der Mühlen merklich negativ beeinflussen.Wichtigster Faktor in der Kosten­struktur ist dabei der Rohstoffpreisanstieg im Inland und Ausland, der jetzt schon beobachtet werden kann.
Aufgrund des tiefen Hektoliter-Gewichtes der diesjährigen Ernte fällt auch die Mehlausbeute tiefer aus. Die Müller müssen für die gleiche Mehlmenge mehr Weizen vermahlen, was die Gestehungskosten zusätzlich in die Höhe treibt.
Und schliesslich müssen die Getreidemischungen durch Hochproteinweizen aus früheren Ernten oder aus dem Ausland ergänzt und durch die Zugabe von Gluten korrigiert werden, um die schwache Qualität der diesjährigen Ernte auszugleichen. Gerade die Preise solcher gefragten Qualitätsweizen und von Gluten sind aber bereits stark angestiegen. Dazu kommt die zusätzliche Logistik bei der Beschaffung dieser Produkte (Transport- und Lagerkosten).

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