Die Berner Bäckerei Bohnenblust feiert ein halbes Jahrhundert. Grund genug für «panissimo», mit den beiden Geschäftsleitungsmitgliedern Ruth Huber und Manfred Bohnenblust in die Vergangenheit und in die Zukunft zu blicken.

Die Bäckerei Bohnenblust wurde im November 1968 von Danielle und Andreas Bohnenblust eröffnet. Seither hat sich viel verändert, das Marktumfeld, das Konsumverhalten und mit ihr das Unternehmen Bohnenblust. Geblieben ist allerdings die grosse Verbundenheit mit dem Handwerk und der Tradition auch in einer Zeit, als beispielsweise Frischback-Brote im Trend waren.

Steinhauerbrot in London

Die artisanale Geschäftsphilosophie hat sich bewährt. Bohnenblust-Brot hat über die Region Bern hinaus einen Namen und liegt seit Jahren im Trend. Das bekannte Steinhauerbrot findet man übrigens auch in einem Restaurant in der englischen Metropole London: alle 14 Tage werden zwölf Steinhauerbrote an ein Restaurant verschickt. Auch die zweite Generation verfolgt die artisanale Strategie, verschliesst sich allerdings nicht vor der Innovation und den Trends.
«panissimo» trifft sich mit den beiden Geschäftsleitungsmitgliedern und Verantwortlichen für den Verkauf, Ruth Huber und Manfred Bohnenblust, im Hauptgeschäft im malerischen und belebten Berner Breitenrain-Quartier, wo bis 2016 in engsten Verhältnissen produziert worden war – «quasi in einer Tierkäfig-Haltung», beschreibt Bohnenblust die früheren Arbeitsbe­dingungen und legt Wert auf die Feststellung, dass auch am neuen Ort nach wie vor das traditionelle Handwerk gepflegt wird. «Sonst hätten wir nicht diesen Erfolg», ergänzt Ruth Huber.

Vom Anzug in die Bäckerbluse

1997 trat Ruth Huber ins Unternehmen ein. Damals präsentierte sich die Bäckerei Bohnenblust rund ein Drittel so gross wie heute. 2011 erfolgte die Rückkehr des «verlorenen» Bäckersohns Manfred Bohnenblust, der die Lehre als Bäcker-Konditor zwar erfolgreich abgeschlossen hatte, aber aufgrund einer Mehlstauballergie den Beruf wechseln musste. Er arbeitete 15 Jahre als Anlageberater in einer Bank. Der Wechsel vom Anzug in die Bäckerbluse erfolgte im Dezember, in der Highlife-Zeit in unserer Branche. Die ersten Wochen habe er sich vorwiegend dem Administrativen gewidmet, welches sein Vater Andreas Bohnenblust ihm von Beginn weg voll übertragen hatte. Den Rest musste sich der ehemalige Bäcker-Konditor wieder hart erarbeiten. «Es war intensiv», erinnert er sich. «Ich lief meinem Vater wie ein Lernender hinterher, beobachtete und lernte wieder eins zu eins das Backen und all das andere.» Die ersten zwei, drei Jahre seien hart gewesen. Den Wechsel bereut Manfred Bohnenblust nicht: «Die Arbeit und die Produkte bereiten mir nach wie vor jeden Tag Freude.»
Mittlerweile hat sich der Gründer Andreas Bohnenblust aus dem Tagesgeschäft verabschiedet. An Samstagen erledigt er immer noch einen grossen Teil der Lieferungen und geniesst es dabei, sich mit alten Bekannten und Freunden auszutauschen. Übrigens: «Er ist unser kritischster Kunde», erklären die heutigen Geschäftspartner Ruth Huber und Manfred Bohnenblust einmütig mit einem Augenzwinkern.

Ein moderner Betrieb

Seit die neue Generation am Ruder ist, hat sich das eine oder andere verändert. Ein grosses regionales Medienecho hat vor rund zwei Jahren die neue Produktion im Nordosten von Bern beschert. Es sind zwei weitere Filialen hinzugekommen. Stark ausgebaut wurde zudem der Snackbereich. Man ist dem veganen Trend gefolgt und hat das Salatsortiment erweitert. «Eine Riesengeschichte» war der Digitalisierungsschritt, verbunden mit der Deklaration. «In Sachen Informatik sind wir weit. Wir sind ein moderner Betrieb», betont Manfred Bohnenblust. Augenfällig ist auch der optische Auftritt. Das typische Bohnenblust-Rosa ist geblieben, neu zieren rosafarbene Tupfen Lieferwagen, Tortenschachteln usw.

Einzigartig bleiben

Ruth Huber und Manfred Bohnenblust blicken zuversichtlich und mit einigen Ideen in der Pipeline in die Zukunft. Eines ist für beide klar: «Wir wollen einzigartig bleiben.» Dies müsse allerdings ständig erarbeitet werden. Wichtig seien dabei Qualität und Zuverlässigkeit. «Wir sind uns treu geblieben», hält Ruth Huber fest. «Wir haben immer den Pfad der Regionalität beschritten.» Allerdings dürfe man sich Neuem nicht verschliessen. Vor allem aus der Cafeteria einer Privatschule in Bern, wo Lernende, Studierende und Sportler ein- und ausgehen, gebe es viele Inputs, die übernommen werden. Die neuen Produkte werden zuerst in dieser Cafeteria, dann in der Hauptfiliale getestet. Bewährt sich eine Neuheit, wird sie in den übrigen Filialen ebenfalls eingeführt. «Wir haben kein Labor, aber wir pröbeln täglich», unterstreicht Manfred Bohnenblust, und Ruth Huber ergänzt: «Die Jungen sind unsere Treiber!»

Die Fortsetzung des Artikels finden Sie in der panissimo-Ausgabe Nr. 22 vom 9. November 2018.

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