Das ist rekordverdächtig: In weniger als einem Monat hat die Confiserie Berger AG mit Hauptsitz in Münsingen (BE) die beiden Verkaufslokale der in Konkurs geratenen Confiserie Galli in Steffisburg übernommen. Für die Gemeinde im Berner Oberland ist dies ein Glücksfall, bleibt doch ein wichtiger Gewerbezweig erhalten.
Das ist rekordverdächtig: In weniger als einem Monat hat die Confiserie Berger AG mit Hauptsitz in Münsingen (BE) die beiden Verkaufslokale der in Konkurs geratenen Confiserie Galli in Steffisburg übernommen. Für die Gemeinde im Berner Oberland ist dies ein Glücksfall, bleibt doch ein wichtiger Gewerbezweig erhalten.
Die Schlagzeilen in den Medien waren gross, als die Bäckerei-Confiserie Galli in Steffisburg Mitte Juni aus wirtschaftlichen Gründen schliessen musste. Die Branche reagierte geschockt und betroffen, hatte doch die Verkettung verschiedener Vorkommnisse wie Covid, zu diesem Zusammenbruch geführt. Doch die Betroffenen blieben nicht untätig und reagierten sofort. Samuel Galli kontaktierte umgehend den Inhaber der Confiserie Berger, Chris Berger. Ob er die beiden Verkaufsstellen – eine davon mit Café – übernehmen wolle. Dieser war gerade mit der Räumung der Verkaufsfiliale mit Caféteil in Grosshöchstetten beschäftigt. Die Räumlichkeiten seien nicht mehr zeitgemäss gewesen, blickt Berger im Gespräch mit „Panissimo“ zurück. Zudem war die Parkplatzsituation prekär. Kurz: Das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmte überhaupt nicht mehr.
Schlag auf Schlag
Nach der ersten Kontaktaufnahme am 15. Juni ging alles Schlag auf Schlag. Es fanden Treffen mit dem Vermieter, dem Konkursamt Berner Oberland , der Gemeinde und den Mitarbeitenden statt. Wären letztere nicht mit an Bord gekommen, hätte er dieses herausfordernde Projekt nicht in Angriff genommen, betont Chris Berger. Mit Ausnahme von zwei Personen erklärten alle, weiterhin Teil des Teams zu sein. Insgesamt sind 1020 Stellenprozente übernommen worden (Verkauf und Produktion) sowie eine Lernende im Verkauf.
Wie ein Uhrwerk
Eine sehr grosse Unterstützung erfuhr der Berner Bäcker von der Gemeindebehörde in Steffisburg. Denn das Café mit Laden befindet sich im Herzen des Städtchens und steht unter Denkmalschutz. Der Bewilligungsparcours verlief reibungslos und wurde wo immer möglich beschleunigt. Das Konkursamt arbeitete unkompliziert und sorgte ebenfalls dafür, dass es vorwärts ging. Doch auch die Kaderleute der Confiserie Berger AG und das Werbebüro hätten zielgerichtet, speditiv und fast rund um die Uhr gearbeitet, so der Branchenmann. In Windeseile konnte dem Kanton ein Design-Konzept vorgelegt werden. Alles lief parallel auf verschiedenen Ebenen und Schienen. «Jedes Rädchen hat funktioniert, wie bei einem Uhrwerk. So ein Zusammenwirken aller Stellen, ohne dass irgendwo gebremst wird – das erlebst du nur einmal in deinem Leben», schwärmt Chris Berger.
Ein besonderes Kränzchen windet er seinem Team. Sie haben im Hintergrund emsig gearbeitet und beispielsweise Verträge vorbereitet, so dass Chris Berger der Rücken freigehalten wurde und er mit den Behörden verhandeln konnte.
Neue Anschrift
So konnten die beiden ehemaligen Galli-Verkaufsstellen bereits nach knapp einem Monat ihre Türen wieder öffnen: Am 11. Juli. Viel wurde nicht geändert. Die neue Anschrift mit dem farblich dem Dorfkern leicht angepassten Berger-Logo klebt dezent am oberen Schaufensterrand. Zudem wurde die Kaffeemaschine ersetzt. Viel mehr wurde nicht investiert. Es fehlte die Zeit. Zudem «ist es schön hier», erklärt Chris Berger. Was in den kommenden Wochen noch erfolgen wird: Im Café soll ein Schallschutz installiert werden.
Die Waren werden im Hauptsitz in Münsingen produziert und angeliefert, angepasst den Einkaufsbedürfnissen der Konsumentinnen und Konsumenten in der Gegend.
Claudia Vernocchi
Confiserie Berger
Produktion + Hauptsitz: Münsingen
Anzahl Mitarbeitende: 115, davon 6 Lernende. (98.35 Vollzeitstellen)
Anzahl Verkaufsstellen: 8, davon 6 mit Café
confiserie-berger.ch