Das Ehepaar Claudio und Sibylla Stgier aus Tiefencastel steht vor grossen Veränderungen. Es gilt, sich auf die härtere Situation auf dem Markt einzustellen und eine Nachfolge für das Unternehmen zu finden.

Die Bäckerei Stgier in Tiefencastel (GR) ist für die Region von grosser Bedeutung. Gegründet 1932 von Baltermia und Luzia Stgier, wird sie heute in dritter Generation von Claudio und Sibylla Stgier geleitet. Die vierte Generation wird die Bäckerei Stgier mit seinen vier Filialen jedoch nicht übernehmen. Die zwei Töchter haben einen anderen beruflichen Weg eingeschlagen.

Filialschliessungen

So stehen Veränderungen an, die teilweise bereits jetzt umgesetzt werden: Ende März werden die Filialen Lenzerheide und Savognin ihre Türen schliessen. «Wir sind in der glücklichen Lage, bei den Filialen eingemietet zu sein, so dass es einfacher ist, sich von diesen Standorten zurückzuziehen», erklärt Claudio Stgier.

Ein weiterer Schritt des Redimensionierens stellt auch der Entscheid dar, die bestehende Zusammenarbeit mit Coop zu überdenken und vielleicht sogar kein Kartoffelbrot mehr zu produzieren. Immer mehr Vorschriften zu Hygiene und Produktionsabläufen erschweren die Zusammenarbeit mit grossen Konzernen. Das sei bis anhin kein Problem gewesen. Er wolle jedoch aufhören, bevor alles zu steril werde, betont Stgier.

Zudem setzt sich das Ehepaar Stgier mit der Nachfolgefrage auseinander. Keine einfache Aufgabe, aber mit einem frühzeitigen Aufgreifen hofft man, eine Lösung zu finden. Eine Weiterführung des Betriebs ist jedenfalls der grosse Wunsch der Familie. «Es ist heute sehr schwierig, jemanden zu finden, der den Betrieb übernehmen und weiterführen könnte. Und wenn es jemanden gibt, kommt er nicht unbedingt in die Berge», bedauert Claudio Stgier.

Motorräder und Feuerwehrwagen

Es gibt auch noch andere Gründe, weshalb er Überlegungen für die Zukunft anstellt. Nebst seiner Bäckerei und der Familie hat er auch noch andere Interessen. Hobbies, die er mit viel Leidenschaft ausübte und die fast schon so etwas wie eine «Krankheit» gewesen seien. So war es zum Beispiel bei der Feuerwehr. Er interessiert sich nicht nur für die Übungen, sondern auch für spezielle und antike Fahrzeuge und Gerätschaften. «Mit zwei Freunden führen wir so etwas Ähnliches wie einen Club. Wir kauften alte Fahrzeuge wie Motorräder, Autos bis hin zu Feuerwehrwagen. Einige haben wir restauriert – andere nicht. Wiederverkauft haben wir die wenigsten.»

Postauto fahren

Aber auch die jugendliche Freude für grosse Fahrzeuge kam wieder zum Vorschein, falls diese überhaupt einmal verschwunden war. So hat Claudio Stgier die Fahrprüfung für schwere Fahrzeuge gemacht. Seit 2012 besitzt er auch die Erlaubnis, Personen mit dem Postauto zu befördern. Seit einigen Jahren ist er zu etwa 20 % bei Postauto Graubünden angestellt. Von Thusis aus übernimmt er alle Kurse. Er könnte es sich auch vorstellen, sollte sich für die Bäckerei früher eine Lösung abzeichnen, einige Jahre nur noch Postauto zu fahren. Er sei ein Mensch, der mit Leib und Seele eine Sache anpacke, habe aber auch keine Mühe loszulassen.

Gibt es noch Visionen im Leben von Claudio Stgier? Eigentlich nicht. Etwas aber habe er noch im Kopf. Mütterlicherseits gibt es in Italien Vorfahren. In direkter Linie ist es möglich, den italienischen Pass zu erhalten. Diesen möchte er für sich und für seine zwei Töchter. Und sowas wie eine Ferienresidenz in Italien wäre auch noch etwas, das ihm Freude bereiten würden.

Aus der «La Pagina da Surmeir», Peder-Antona Baltermia

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