Die Café-Konditorei Müller AG in Näfels (GL) feiert dieses Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Facelifting, Übergabe und Umbau. Es steht und stand noch einiges an im Jubiläumsjahr. Simon Müller, Verantwortlicher für die Administration, den Verkauf und das Marketing, gab «panissimo» einen Einblick.

Auch dieses Interview – wie so manches andere während den Corona-Wochen – musste «panssimo» aus der Ferne abhandeln. Simon Müller schilderte die Situation im Familienbetrieb während dem Lockdown. «Die etwas ruhigere Zeit nutzten wir sinnvoll und verpassten dem geschlossenen Café ein Facelifting.»

Sobald die Coronakrise überstanden ist, steht ein grosser Schritt in der Familiengeschichte an: die Übergabe des Unternehmens an die nächste Generation. Bis anhin waren offiziell noch die Eltern Sepp und Herta Müller Geschäftsführer. Das soll sich dieses Jahr ändern. Drei der fünf Brüder –Elias, Simon und Jonas Müller – werden das operative Steuer per Ende 2020 übernehmen.

Reduzierte Jubiläumsaktivitäten

Jubiläumsaktivitäten sind einige geplant gewesen. Diese mussten aber aufgrund des Coronavirus stark reduziert werden. «Wir besuchten mit unserem mobilen Verkaufsstand während drei Monaten jeden Samstag unseren Ursprungsort Oberurnen (GL)», erzählt Simon Müller. Zudem haben die fünf Brüder die Schokoladen-Linie Müller Five und ein Jubiläums-Sauerteigbrot lanciert – das Brotrezept stamme von ihrem Urgrossvater aus dem Jahr 1920. Und: «Im Herbst möchten wir einen Jubiläums-Brunch durchführen», verrät Simon Müller weiter. Die Jubiläumsfeier wurde auf den 14. November festgelegt.
In der Müller-Ideenküche brodelt es unaufhaltsam und sie ist schon fast am Überkochen. Doch bevor es an die Umsetzung geht, müsse die Produktion angepasst und modernisiert werden. Denn die Abläufe seien aufgrund der beschränkten Platzverhältnisse nicht mehr optimal, begründet der ehemalige Bankangestellte das Vor­haben.

Genussmomente schaffen

«Es gab diverse Highlights in der Firmengeschichte», meint Simon Müller rückblickend. Eines der prägendsten: Der Totalumbau des Cafés und Ladens im Jahr 2006. «Ab diesem Zeitpunkt wurden wir von der Bevölkerung anders wahrgenommen», betont er. Ein weiterer Meilenstein war der Start des Labels Müller Five im 2012. Eine Geschichte, die noch lange nicht fertig geschrieben sei. «Wir konnten dadurch in der Schokoladenwelt einiges erreichen», so der Branchenmann stolz.

Die Unternehmenswerte haben sich seit den Anfängen aber nicht verändert: Innovation, Ehrlichkeit, Leidenschaft und Gesundheit. «Anhand dieser Pfeiler können wir die Qualität halten und Genussmomente für unsere Kunden schaffen.»
Es gebe auch einige Rezepte, die seit 100 Jahren unverändert geblieben seien und «vermutlich deshalb so gut sind». – «Es bedeutet uns
viel, wenn unsere Kundinnen und Kunden den Einsatz des ganzen Müller-Teams schätzen und wir ihr Leben bereichern dürfen.»

«Es bedeutet uns viel, wenn unsere Kundinnen und Kunden den Einsatz des ganzen Müller-Teams schätzen und wir ihr Leben bereichern dürfen.»

Stolz und Dankbarkeit

Besonders stolz sind die Müller-Brüder auf ihre Mitarbeitenden «Vom Lernenden bis zu den Familienmitgliedern arbeiten alle sehr hart und mit viel Elan. Dies erfüllt uns mit Stolz und Dankbarkeit», betont der 33-Jährige. Und natürlich auch die lange Tradition. «Es macht unendlich viel Freude, ein Lebenswerk, das 1920 seinen Ursprung nahm, in die Zukunft führen zu dürfen.»

Der eigentliche Glücks-Faktor sei aber der Zusammenhalt innerhalb der Familie. «Wir durften einen wunderbaren Betrieb von unseren Eltern übernehmen und wollen auch die nächsten 100 Jahre Lebensfreude in die Welt hinaustragen», stellt er klar.
«Streitpunkte und Diskussionen gibt es immer – zum Glück», erklärt der jüngste Müller-Bruder. Bei ästhetischen Punkten beispielsweise, wo jeder seinen Geschmack einbringen kann und weniger das Know-how massgebend ist, würden jeweils fünf verschiedene Meinungen aufeinanderprallen. «Mit Argumenten und ein bisschen Zeit
finden wir fast immer einen Kompromiss.» Die Herausforderung sei, diesen in einer angemessenen Frist umzusetzen.

Nicht die Grösse ist entscheidend

«In zehn Jahren möchten wir nach wie vor als unabhängiger Familienbetrieb Lebensfreude kreieren. Und dies mit gesunden und frischen Lebensmitteln», so der Wunsch von Simon Müller für die Zukunft des Betriebs. Schwierigkeiten sieht er vor allem in der Rekrutierung von Nachwuchstalenten. Aber er ist zuversichtlich: «Das Handwerk wird über unsere Branche hinaus wieder an Bedeutung gewinnen.»

«Das Handwerk wird über unsere Branche hinaus wieder an Bedeutung gewinnen.»

Für die Branche wünscht er sich eine gute Durchmischung von Gross- und Kleinbetrieben, die für sich eine Nische gefunden haben. «Als Ganzes tragen wir zur positiven Wahrnehmung als Grundversorger, aber vor allem als Spezialisten in der Bevölkerung bei.» Der Berufsmann ist überzeugt, dass für den Erfolg nicht die Grösse entscheidend ist, sondern, was daraus gemacht wird.

Kurz gefragt…

Zum Abschluss des Interviews wollte es «panissimo» noch etwas genauer von den Müller-Brüdern wissen.

Der 33-jährige Simon Müller hat die kaufmännische Lehre absolviert, anschliessend Wirtschaft studiert und arbeitete mehrere Jahre lang zu 80 % in leitender Funktion in der Raiffeisenbank in der Region sowie zu 20 % in der Konditorei-Café Müller. Seit 2017 ist er zu 100 % im Betrieb tätig. Er ist für die Administration, den Verkauf und das Marketing zuständig.

Wofür engagieren Sie sich?
Ich bringe meine Erfahrung aus der Finanzwelt ins Unternehmen ein. Vor allem aber engagiere ich mich für die Digitalisierung und unsere Mitarbeitenden.

Was sagen Ihre Brüder über Sie?
Er hat die besten und spannendsten Reisezusammenfassungen, die es gibt. Aber er ist nicht immer sehr entscheidungsfreudig.

Welches ist Ihre beste Eigenschaft?
Ich sehe das Positive im Menschen.

Wo haben Sie noch Verbesserungspotenzial?
Das ist effektiv bei der Entscheidungsfreudigkeit.

Welche drei Dinge nehmen Sie mit auf eine einsame Insel?

Five Nuts – man weiss nie, wem man begegnet.
Surfboard.
Ein Buch mit purem Handwerk-Inhalt fürs Überleben auf der einsamen Insel.

Der 35-jährige Elias Müller machte eine Kochlehre und anschliessend eine Zusatzlehre zum Konditor-Confiseur. Dann besuchte er die Hotelfachschule in Luzern. Es folgte ein spannender und lehrreicher Job in Hongkong in einem der 5-Sterne-Luxus-Hotels von Peninsula Hotels, bevor er 2012 in den elterlichen Betrieb eintrat. 2015 schloss er die Berufsprüfung zum Chef Konditor-Confiseur erfolgreich ab.

Wofür engagieren Sie sich?
Die Weiterentwicklung des Unternehmens und die Ausbildung des Nachwuchses.

Was sagen Ihre Brüder über Sie?
Der mit dem «Schoggi»-Job.

Welches ist Ihre beste Eigenschaft?
Ich bin sehr neugierig.

Wo haben Sie noch Verbesserungspotenzial?
Wir können uns in jedem Bereich stetig verbessern.

Welche drei Dinge nehmen Sie mit auf eine einsame Insel?
Sonnencreme, Wasser, Five Chocolate Costa Rica 40 % Salted Peanut.

Der 36-jährige Jonas Müller steht jeweils am Freitag und am Samstag im Einsatz. Er hat Wirtschaft studiert und spielte erfolgreich Hockey, unter anderem beim EHC Kloten.

Wofür engagieren Sie sich?
Unsere Mitarbeitenden, die Regionalität und Saisonalität, für mehr Abwechslung im Sortiment.

Was sagen Ihre Brüder über Sie?
Er ist ein kreativer Träumer und ein Arbeitstier.

Welches ist Ihre beste Eigenschaft?
Ich bin aufgestellt und hilfsbereit.

Wo haben Sie noch Verbesserungspotenzial?
Ich könnte noch entscheidungsfreudiger und mutiger werden.

Welche drei Dinge nehmen Sie mit auf eine einsame Insel?
Salz, Wasser und Mehl.

Eine Aussensicht und damit einen Gesamtüberblick hat der 37-jährige Jeremias Müller. Er dient vor allem als Lieferant von Ideen, die er auf seinen Reisen gewinnt.

Wofür engagieren Sie sich?
Vernünftiges Ernährungsverhalten, wenn möglich regionale Rohstoffe, keine künstlichen Süssstoffe.

Was sagen Ihre Brüder über Sie?
Er ist fröhlich, sportlich sehr engagiert und macht für uns die besten Trainingspläne.

Welches ist Ihre beste Eigenschaft?
Die positive Einstellung.

Wo haben Sie noch Verbesserungspotenzial?
Man kann immer und überall besser werden.

Welche drei Dinge nehmen Sie mit auf eine einsame Insel?
Surfboard, Flipflops und Müller-Glacé.

Benjamin Müller ist mit 39 Jahren der Älteste der Fünf. Er ist im Verwaltungsrat und kümmert sich um die Finanzen und die strategischen Themen.

Wofür engagieren Sie sich?
Für eine natürliche und ausgewo­gene Ernährung mit «ehrlichen» Lebensmitteln. Wenn möglich regionale Zutaten ohne chemische Zusatzstoffe.

Was sagen Ihre Brüder über Sie?
Er ist sehr ehrlich und kritisch, möchte den Kunden möglichst perfekte Produkte und Dienstleistungen anbieten können.

Welches ist Ihre beste Eigenschaft?
Zuverlässigkeit.

Wo haben Sie noch Verbesserungspotenzial?
Geduld.

Welche drei Dinge nehmen Sie mit auf eine einsame Insel?

Meine Frau und meine zwei Kinder (die aber keine Dinge sind).
Mein Mountainbike.
Ein Taschenmesser, um Kokosnüsse zu öffnen.
www.glarner-pasteten.ch/

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