Als Ramona Marggi mit 18 Jahren ihre Bäcker-Konditor-Lehre abschloss, war sie überzeugt, keinen Tag mehr im erlernten Beruf zu arbeiten. Heute gehört ihr in Schindellegi (SZ) eine Bäckerei mit elf Mitarbeiterinnen. Seit fünf Jahren beteiligt sie sich mit Überzeugung an der Kampagne «Brot zum Teilen».

«Ein reiner Frauenbetrieb zu sein macht wirklich Spass, und einige meiner Mitarbeiterinnen sind auch im Privatleben Freundinnen geworden.» Obwohl Ramona Marggi das so nie geplant hatte, ist sie als Inhaberin der Bäckerei gsund glücklich mit dieser Situation. «Als der letzte Bäcker bei mir in Pension ging und ich für ihn eine Nachfolge suchte, entschied ich mich für eine Frau als Nachfolgerin. Denn Fakt ist, dass heute eine Mehrheit der Lernenden Frauen sind. Heute sind wir 22 fleissige Hände, die für unsere Kundinnen und Kunden jeden Tag ihr Bestes geben.» Alle Produkte werden von Hand geformt, und die Bäcker-Konditorinnen setzen alles daran, um Food Waste zu vermeiden. Produziert wird, wie Marggi sagt, punktgenau. Bestellt werden kann auch online, die Backwaren werden oft verschickt, können aber auch im Laden in Schindellegi gekauft werden. Wenn es doch einmal Reste geben sollte, werden diese an gemeinnützige Organisationen weitergegeben.

Teig aus Fasern

Doch die Bäckerei gsund (www.baeckerei-gsund.ch) hat noch weitere Besonderheiten. Obwohl Ramona Marggi ursprünglich nicht mehr in ihren erlernten Beruf zurückkehren wollte, im Service eine Stelle suchte und sich dort sehr wohl fühlte, hatte sie vor zwölf Jahren eine Idee, die sie nicht mehr losliess: «Ich möchte Brot backen für Menschen, die kein Brot essen können oder dürfen.» Die Bäcker-Konditorin lacht, während sie das erzählt. Denn das Ansinnen ist in der Tat ungewöhnlich. Doch hartnäckig verfolgte sie ihren Plan, besprach sich mit einem ihr befreundeten Arzt und erkundigte sich nach den verschiedenen Diätmethoden. Die Frage, die Ramona Marggi ihm stellte: Was dürfen Menschen essen, die abnehmen wollen oder kein Brot vertragen?
Was uns nicht gut tut, ergänzt sie gleich selbst. «Wir essen zu viele Kohlenhydrate, obwohl wir den ganzen Zucker eigentlich gar nicht verarbeiten können.» Und so wurde ihre Küche zum Versuchslabor. Die Schale vom Korn, der Ballaststoff, zu ihrem Versuchsmaterial. «Anfänglich waren die aus dem faserreichen Teig geformten Brote ungeniessbar, aber mit der Zeit wurden sie immer besser. «Und heute ist es ein richtig tolles Produkt das schmeckt und erst noch lange frisch bleibt.» In ihren Anfängen lieferte Ramona Marggi die Backwaren mit dem Fahrrad aus, doch bald kam sie nicht mehr nach, so gross war die Nachfrage.
Heute bäckt sie nicht nur gesunde Brote, entwickelt zusammen mit ihren Mitarbeiterinnen ständig neue gesunde Produkte, sie engagiert sich zudem für die unterschiedlichsten Gesundheitsanliegen. So ist sie mit ihrer Bäckerei auch überzeugte Folsäure-Botschafterin. Das zu verbackende Mehl wird standardmässig mit dem lebenswichtigen Vitamin B9 angereichert.

Brot zum Teilen

Bei der jährlichen Brotaktion der Ökumenischen Kampagne macht die Bäckerei gsund bereits seit fünf Jahren mit. «Es ist eine tolle Aktion und sie ist mir sehr wichtig. Ich freue mich, dass es bald wieder losgeht. Der Gedanke vom Teilen und dafür ein Opfer zu bringen gefällt mir, sich gemeinsam einzusetzen für eine gerechtere Welt, ist nötig», sagt Ramona Marggi.
Der Gedanke vom Teilen fliesst auch in das während der Ökumenischen Kampagne verkaufte Solidaritätsbrot ein. Brot mit drei Stücken, die sich einfach brechen lassen, jedes Stück ist aus einem anderen UrDinkel-Mehl gefertigt. Einst hatte Ramona Marggi ihrem erlernten Beruf den Rücken gekehrt, nun betreibt sie die einzige Bäckerei in der Schweiz, die Brote bäckt für Menschen, die kein Brot essen können.

Informationen zur Kampagne: www.sehen-und-handeln.ch/brot

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