Anstatt sich über die aktuelle Situation im Berner Touristenort Grindelwald zu beklagen, hat Christian Bigler (Bäckerei-Konditorei-Café Ringgenberg) das Heft selber in die Hand genommen und gemeinsam mit sechs einheimischen Gewerbetreibenden Ende Januar «Eigerness der Laden» eröffnet.

Entsprach der Start Ihren Erwartungen?

Ja, das Interesse war enorm, die Verkäufe sind ausgezeichnet angelaufen, wie erwartet ist der Food-Bereich am Umsatzstärksten, jedoch wird auch das breite Non-Food-Sortiment gut verkauft.

Weshalb ein solcher Laden?

Die Idee entstand vor acht Jahren mit dem Neubau der Coop-Verkaufsstelle und dem ganzen Eiger+Zentrum. Gemeinsam wollten wir, «Eigermilch», ein Metzger und wir, einen Spezialitätenladen führen. Doch wir liessen das Vorhaben wie so viele andere wieder in der Schulblade verschwinden.

Weshalb?

Die viel zu hohen finanziellen Erstmietforderungen und die schwierige Finanzierung. Zudem hätten die vorgegebenen Öffnungszeiten vor allem während der Zwischensaison zu einer Belastung werden können.

Doch dann zogen Sie das Vorhaben wieder aus der Schublade …

… ja. Ziemlich genau vor einem Jahr wurde ich angefragt, das Projekt wieder neu zu lancieren.

Diesmal unter anderen Umständen. Der Vermieter hatte gewechselt und damit die Mietkosten und Bedingungen.

Es bildete sich schnell eine Gruppe mit sehr guten und kompetenten Personen, die bereit waren, diese Idee unentgeltlich für Grindelwald umzusetzen. Die Hauptgründe dafür sind folgende:

– In den letzten Jahren haben im Ort viele Läden geschlossen, das Angebot ist kleiner geworden. Die Inhaber bestehender Betriebe stehen zum Teil kurz vor der Pensionierung und finden keine Nachfolger mehr.

– Im Vorstand des Handwerker- und Gewerbevereins wurde nach Lösungen gesucht. Damit das Dorf nicht noch unattraktiver wird und Arbeitsstellen erhalten werden können, müssen Produzenten, die im Dorf herstellen, eine attraktive Plattform nutzen können.

– Der grösste Milchprodukte-Hersteller «Eigermilch» hatte noch keinen Verkaufsladen.

– Es gibt seit zehn Jahren ein Label «Eigerness», das die Landwirtschaft, das Gewerbe und den Tourismus vereint. Dieses wurde gut genutzt, jedoch nur punktuell. Wir haben vor Ort top Produkte in sehr vielen Bereichen, verkaufen und zeigen das unseren Gästen allerdings viel zu wenig.

– Auch die Geschichten dazu mit den jeweiligen Produzenten bieten eine grosse Chance für Grindelwald. Sie lassen die Gäste Emotionen erleben und das Einkaufen zum Erlebnis werden.

Wie hat die Bevölkerung reagiert?

Bei der Bevölkerung stiess die Idee auf sehr grosses Interesse, da jeder Hersteller die Möglichkeit hat, die Plattform zu nutzen. Zum Glück gab es nur ein paar Produzenten, die wir nicht davon überzeugen konnten.

Wie ist die Zusammenarbeit mit den andern Genossenschaftern?

Die Anzahl Genossenschafter wurde mit sieben – das gesetzliche Minimum – bewusst klein gehalten, damit wir schnell, kompakt und agil im Entscheiden sind. Der Genossenschaftsbeitrag wurde entsprechend hoch angesetzt.

Dank der Vertretung einer gleichen Ideologie und einer idealen Zusammensetzung der Kompetenzen und Fachbereiche war und ist die Zusammenarbeit absolut professionell und vorbildlich.

Welches ist die grösste Herausforderung?

Der Faktor Zeit ist neben all dem anderen für ein solches Projekt eine Herausforderung. Auch die Finanzierung des hochwertigen, edlen Ladens ist nicht einfach.

Welche Risiken birgt dieses Projekt?

Mit mehreren Mitgliedern besteht das Risiko von Unstimmigkeiten. Entscheidend wird für die Zukunft sein, mit der Marge genügend Umsatz zu generieren.

Welche Kommunikationsmittel setzen Sie ein, um auf «Eigerness der Laden» aufmerksam zu machen?

Wir organisierten eigens eine Infoveranstaltung für die Bevölkerung, und wir sind in den lokalen Medien präsent. Wir haben eine Facebook-Seite. Zudem haben wir vor, in irgendeiner Form in Hotels und Ferienwohnungen präsent zu sein.

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