United Against Waste lud seine Mitglieder zur Besichtigung von Recycling Energie in Nesselnbach (AG) ein, der grössten Anlage der Schweiz, die aus Lebensmittel- und Speiseresten Biogas, Biodiesel, Strom und Fernwärme erzeugt.

Mitglied bei UAW sind neben Frimen aus der Lebensmittel- und Gastrobranche samt Gemeinschaftsgastronomie auch diverse Bäckereien-Confiserien sowie der SBC, die Richemont Fachschule, die Pistor und weitere Zulieferer unserer Branche. Der Verein UAW hat sich zum Ziel gesetzt, den Lebensmittelabfall (Food Waste) in der Ausser-Haus-Verpflegung zu verringern, und unterstützt seine Mitglieder in ihrem diesbezüglichen Einsatz.

Interessante Einblicke

Der UAW-Vorstand kombinierte seine Vorstandssitzung Ende September mit einer Führung durch die Firma Recycling Energie AG in Nesselnbach (AG) und lud dazu auch die Vereinsmitglieder ein. Gut 20 Personen nahmen sich die Zeit für den interessanten Einblick in die Firma, die aus grossen Mengen nicht anders verwertbarer Speise- und Lebensmittelreste, Frittieröl sowie organischen Abfällen aus der Landwirtschaft Biogas, Biodiesel, Ökostrom und Fernwärme erzeugt.

Der Betrieb verarbeitet viele der in Firmen anfallenden Speisereste (50 – 60 Tonnen/Tag) und hat die grösste Biogasanlage der Schweiz. In die 2011 eröffnete Firma wurden rund 20 Mio. CHF investiert. Von Gastrounternehmen und Detailhändlern werden Lebensmittel- und Speisereste, altes Frittieröl und mehr abgeholt oder angeliefert. Feste Stoffe werden in Hammermühlen zerkleinert, von Fremdstoffen befreit und durch Erhitzung hygienisiert. Danach gelangt die so entstandene Biomasse zum Vergären in einen Fermenter und einen Nachfermenter, womit Biogas entsteht. Ein Anschluss ans Erdgasnetz soll in naher Zukunft realisiert werden. In zwei Blockheizkraftwerken wird aus Biogas Strom erzeugt, der als Ökostrom naturmade star ans Elektrizitätswerk Zürich (ewz) geliefert wird. Die bei der Stromproduktion durchs Verbrennen des Gases entstehende Abwärme wird zu zwei Dritteln zum Betrieb der eigenen Anlagen genutzt und dazu als Fernwäre an die grosse Alterssiedlung Reusspark geliefert, die damit 300 000 Liter Heizöl einspart.

In einem anderen Prozess wird Frittieröl von Fremdstoffen und Wasser getrennt; nachdem auch die Kohlenstoffe herausgefiltert sind, entsteht daraus Biodiesel, der weniger Russ und Rückstande verursacht als herkömmlicher Diesel und praktisch schwefelfrei ist.

Praktisch fürs Gewerbe

Grössere Firmen liefern ihren Lebensmittelabfall zum Teil selber an. Recycling Energie holt diese in einem Gebiet zwischen Winterthur, Basel und Luzern in optimal ausgelasteten Touren aber auch ab – meist bei gewerblichen Firmen, für die eine Anlieferung nicht Sinn macht. Für kleinere und mittlere Restaurants und Bäckereien-Confiserien eignen sich dafür am besten die blauen Container oder Ölfässer, bei grösseren Abfallmengen kann im Betrieb ein Restentank installiert werden, dessen Inhalt durch geruchsneutrales Absaugen vom Gastro-Saugliner abgeholt wird.

Die zweitbeste Lösung

Es ist das Anliegen von UAW, dass nicht mehr verkäufliche Lebensmittel zum einem möglichst vermieden und zum andern über entsprechende Institutionen (Tischlein deck dich, Äss-Bar usw.) doch noch verzehrt werden. Nur was so nicht verwertbar ist, sollte als Biomasse zu Energie (und teils übrigens auch Dünger) umgewandelt werden. Auch David Regez, Leiter Biogas, der durch den Betrieb führte, bezeichnet das, was seine Firma macht, nur als die zweitbeste Lösung, doch die beste Lösung, das Verfüttern an Tiere, sei nicht mehr erlaubt.

Fotos: www.swissbaker.ch/Fotogalerie

Infos: http://www.united-against-waste.ch/

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