Mit dem Totalumbau von Produktion und Laden am Hauptsitz in Sempach (LU) und den in den letzten Jahren renovierten Verkaufsgeschäften ist die Willi Beck AG bereit für die Übergabe an die fünfte Generation.

Die Renovationsarbeiten gestalteten sich komplex: Drei aneinandergebaute Liegenschaften waren vom Umbau betroffen. Sie stehen als markantes Eckgebäude direkt neben der Kirche des malerischen Sempacher Altstädtchens. Die mittlere Liegenschaft mit dem Verkaufsladen ist rund 300-jährig. Hier mussten grosse statische Massnahmen vorgenommen werden. Entsprechend lang dauerte die Bauphase.

«Wir haben erst mit der Planung begonnen, als Kevin nach rund zehn Wanderjahren nach Hause gekommen ist», erklärt Franz Willi. Sein Sohn Kevin Willi hat Bäcker-Konditor gelernt. Anschliessend sammelte er in verschiedenen Betrieben Erfahrungen und absolvierte diverse Weiterbildungen wie Marketingfachmann und Fachmann für Unternehmensführung. Seit Anfang 2020 ist er Mitglied der Geschäftsleitung der Willi Beck AG. «Dieser Umbau trägt die Handschrift von Kevin. Er hat jeweils die finalen Schlussentscheidungen gefällt.»

Kein Neubau auf der «grünen Wiese»

Nach reiflicher Überlegung war klar: Die Produktion soll im Zentrum von Sempach bleiben. Sie soll zukunftsgerichtet erneuert und erweitert sowie der Laden mit Café renoviert werden. Man habe sich bewusst gegen einen Neubau auf «der grünen Wiese» entschieden, betont Franz Willi. «Wir hatten den Platz und die Möglichkeit, dies in der Altstadt umzusetzen. Schlanke Strukturen, gute Synergien, der stetige Austausch von der Backstube zum Verkauf und eine optimierte Wärmerückgewinnung von Kühlanlagen und Backöfen sind aktueller denn je.

Denkmalgeschütztes Gebäude

Ein Umbau in einer Altstadt und in einem denkmalgeschützten Gebäude ist eine grosse Herausforderung, die neben einer guten Bauführung auch ein ausgezeichnetes Verhandlungsgeschick mit den Behörden verlangt. «Die Zusammenarbeit mit der Stadt Sempach und der kantonalen Denkmalpflege war ausgezeichnet», stellt Kevin Willi rückblickend fest. «Wir haben gespürt, dass sie es schätzen, wenn ein traditionelles Handwerk im Städtli erhalten bleibt.» Eine Kernaussage des Denkmalpflegers sei gewesen: Wenn nicht Bäckereien und Restaurants – welche Branchen sollen sonst ihr traditionelles Handwerk in einer historischen Altstadt noch ausüben können?

Viel Aufwand ist für die Fassadengestaltung betrieben worden. Denn Das Gebäude sollte als Werbeträger dienen. Keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass es sich um einen historischen Bau handelt und das Willi-Beck-Logo ein leuchtendes Orange hat. Die sanfte Apricotfarbe sowie die dezente Beschriftung passen sich gut ins Ortsbild ein. Die entspiegelten Schaufensterscheiben haben sich sehr bewährt, mit der guten Einsicht ist der ganze Laden zum Schaufenster geworden.

Zusammenarbeit mit Regionalen

Für den Umbau sind fast nur regionale Fachleute beigezogen worden. Die Ladenplanung hat ein reiner Ladenplaner ohne eigene Produktion gemacht. Dies habe viele Vorteile gebracht. «Die Handwerker sind unsere täglichen Kunden, das ist verbindend», unterstreicht Kevin Willi im Gespräch mit «Panissimo». Die Planung mit den verschiedenen Arbeiten für die Heizung, Lüftung, Sanitäranlagen und Elektro sei eine grosse Herausforderung gewesen. Sie sei allerdings dank der Tatsache, dass die Fachplaner im gleichen Haus zusammengearbeitet hätten und sich gut absprechen konnten, von grossem Vorteil gewesen. Trotz Südlage und grosser Sonneneinstrahlung konnte auf eine klimatisierte Lüftung verzichtet werden, entscheidend ist, wo die Aussenluft angezogen wird.

50 % mehr Backkapazität

Der Umbau startete am 7. Januar, unmittelbar nach dem Dreikönigstag und dauerte zehn Monate. Neben der Erneuerung der Hausfassade im Willi-Look, wurde die Produktion einer Sanierung unterzogen und um 180 m2 erweitert, die Backfläche der neuen Öfen sogar um 50 % vergrössert. Dazu durfte Willi Beck den Gewölbekeller und eine 80 cm breiteSandsteinmauer entfernen und damit für die Produktion mehr Platz schaffen. Dies bedingte massive Eingriffe, um die Statik weiter zu garantieren. Die grösste Herausforderung war die neue Kaminanlage für die fünf neuen Backöfen. Sie musste durchs ganze Haus bis über das Dach geführt werden. Im Produktionsraum stehen nun fünf neue Öfen, zwei Etagen- und drei Stikkenöfen. «Nun kann in der Backstube rationeller produziert werden», freut sich Kevin Willi.

Stromspitze um ein Drittel reduziert

Die Kühl- und Tiefkühlzellen wurden massiv erweitert und die Wärmerückgewinnung weiter ausgebaut. «Für Wasser und Wärme sind wir Selbstversorger, inklusive die sieben Mietwohnungen», erklärt Franz Willi. Was ebenfalls eine grosse Einsparung gebracht hat, sei die Installation eines Drehlichts, das bei Erreichen der Stromspitze einen Lichtalarm auslöst. In diesem Fall wird in der Produktion vorübergehend auf den Einsatz energieintensiver Geräte, wie beispielsweise die Abwaschmaschine, verzichtet. «Wir konnten damit einen Drittel der Stromspitze reduzieren», bestätigt Kevin Willi und versichert: «Die Produktion wird davon kaum beeinträchtigt.»

Riesenherausforderung für Mitarbeitende

Diese lange Umbauphase sei für die Mitarbeitenden «eine Riesenherausforderung gewesen», blickt Franz Willi zurück. Erschwerend seien in der Anfangsphase zusätzlich die Coronaschutzvorschriften gewesen, da viele Handwerker im Gebäude ein- und ausgingen. Zwischendurch musste während dem Produktionsprozess das Wasser oder der Strom abgestellt werden. Dies bedingte von den Mitarbeitenden viel Flexibilität und Verständnis. Da seien eine regelmässige Information, Motivation und Sitzungen wichtig gewesen. Dass alles geklappt hat, liegt auch daran, dass Franz und Kevin Willi massgeblich bei der Bauplanung und -führung mitgewirkt haben. «Wir waren intensiv tätig, sonst hätte es nicht funktioniert», bestätigt Franz Willi. Der Aufwand hat sich auch im Personalbereich gelohnt. Denn bei der Fachkräftesuche sei Willi Beck AG nun ein viel attraktiverer Arbeitgeber.

Provisorium ohne Umsatzverlust

Während sechseinhalb Monaten wurde während der Umbauphase auf einem Platz gegenüber des Hauptgeschäfts in einem Container ein Laden/Café-Provisorium betrieben. Der Aufwand hatte sich gelohnt: Die Willi Beck AG überstand diese herausfordernde Periode ohne Umsatzverlust.

Ende Oktober 2021 wurde das Hauptgeschäft mit Selbstbedienungs-Café wieder eröffnet. Die Reaktion der Kund*innen ist positiv, dies zeigt sich auch im Umsatz, hat sich dieser im ersten Jahr um über 25 % erhöht.

Der in die Jahre gekommene Laden hat sich zu einem stimmigen Ort gewandelt. Der Raum, in Braun- und Orangetönen gehalten, strahlt mit der rustikalen Steinwand Gemütlichkeit und Wärme aus. Trotz grösserer Theke und mehr Sitzplätzen (von 12 auf 32) im Café wirkt er als Einheit und nicht überladen. Die Raumaufteilung ist optimal. Die entspiegelten Fenster zeigen ein stimmiges Bild vom Innenraum und dienen als wunderbare Werbeplattform.

Worauf ist Kevin Willi besonders stolz? «Das Café und den Laden. Da haben wir sehr, sehr viele positive Rückmeldungen erhalten. Es macht Spass und erfüllt mich mit Stolz, das Unternehmen in der fünften Generation weiterzuführen!»

Claudia Vernocchi

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