Die DV des Dachverbandes Schweizerischer Müller vom 8. November in Biel, stand im Zeichen der angespannten Lage auf dem Getreidemarkt. Aufgrund von zahlreichen Faktoren aus der Wertschöpfungskette, befindet sich die Branche in einer «Sandwichsituation», wie der DSM-Präsident diese umschrieb.
«Die Situation scheint so angespannt zu sein wie noch nie», erklärte Präsident Thomas Helbling zu Beginn seiner Begrüssung an der 28. DV des Schweizerischen Mühlenverbandes (DSM) in Biel (BE). 2023 fiel die Ernte unterdurchschnittlich aus. Mengenmässig noch schlechter schneidet die diesjährige Ernte ab. Dazu gesellt sich eine tiefe Auslastung der Müllereien und die Auslagerung von Produktionskapazitäten zweier wichtiger Abnehmenden aus der Schweiz.
Kopfzerbrechen würden auch die Grossverteiler bereiten: Diese haben sich anfangs 2024 dafür ausgesprochen, den Erzeuger/innen mehr Marge weiterzureichen. Ein halbes Jahr später kündigte ein Unternehmen aber an, künftig mehr die Discounterschiene zu fahren. Helbling brachte es auf den Punkt: «Unsere Branche steht aktuell unter einem gewaltigen Druck.»
Als Verband auftreten
«Die Mitglieder stellen sich mit eigenen Plänen dem Markt, der Verband engagiert sich für bessere Rahmenbedingungen», betonte Helbling. Dies gelinge etwa bei den Richtpreisen: Obwohl diese in den letzten zwei Jahren mehr als 15% angestiegen seien, konnte die schwierige Situation der Bevölkerung vermittelt werden. Das Verständnis für höhere Preise für die Konsument/innen sei da gewesen.
Doch diese Empathie habe sich geschmälert. Dazu komme, dass zwischen dem Richtpreis an die Getreideerzeuger/innen und dem Mahlpreis eine Differenz bestehe, rief DSM-Geschäftsführer Lorenz Hirt in Erinnerung «Für die Richtpreiserhöhung von 1.50 CHF, müsste der Mahlpreis um 2 CHF angehoben werden.» Dazu komme, dass das Hektolitergewicht (Gewicht eines definierten Volumens an Getreidekörnern) tendenziell abnehme. Die Mühlen drohten zwischen Richt- und Mahlpreis sowie dem Preisdruck der Abnahmeseite aufgerieben zu werden.

Den Wert von Schweizer Brot vermitteln
«Wir müssen es schaffen, den Wert von Brot zu steigern», erklärte Fiona Weber Lehmann, Vorstandsmitglied des DSM und Geschäftsleiterin der Lindmühle AG. Per 1. Februar tritt die neue Deklarationspflicht für Brot und Feinbackwaren im Offenverkauf in Kraft. Diese biete eine Chance, zusammen mit Bäckerei und Gastronomie die Wertanmutung von Schweizer Brot zu erhöhen. Etwa in Form des Brotsommelierkurses der Müller- wie auch Bäckereien zugutekommen könne, wie etwa SBC-Direktor Urs Wellauer-Boschung festhielt. Alain Raymond, ebenfalls Vorstandsmitglied und CEO von der Groupe Minotiere SA, pflichtete seiner Kollegin bei. «Mit Events wie der Swiss Bakery Trophy die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf Schweizer Brot zu richten ist ebenfalls wichtig», ergänzte er. Auch der DSM plant sich zu engagieren: Der von ihm finanziell mitunterstützte Verein «Schweizer Brot» starte per 1. Februar eine Kommunikationsoffensive.
Diego Schwerzmann