Der erste Wurf der Richemont Bildungstage ist passé. Am 25. und 26. Juni traf sich die Branche an der Richemont Fachschule in Luzern, um Wissen auszutauschen, sich inspirieren zu lassen und zu netzwerken. «Panissimo» war vor Ort und liess sich vom neuen Bildungsformat überraschen.
Die Auswahl war gross, die Optionen vielfältig. Im Vorfeld der Richemont Bildungstage durften alle Teilnehmenden ihr eigenes Programm individuell gestalten: Es konnte aus fünf Workshop-Themen und elf Referent/innen gewählt werden, spannende Podiumsgäste rundeten den bereichernden Event ab. Was darf es denn heute sein? Bäckerei, Konditorei/Confiserie, Detailhandel, Leadership oder doch lieber Marketing? In diesen Themenfeldern, die sich aus den bisherigen Sektions-, Jahresthemenkurse und Richemont-Tagungen ableiteten, konnte man eingetauchen.
Nach der Begrüssung durch den Direktor der Richemont Fachschule, Reto Fries, verteilten sich die Anwesenden entsprechend ihrer Workshop-Wahl. «Den Workshop der Bäckerei finde ich spannend, da dies ein wichtiger Bereich für unser Geschäft ist», begründete Marina Schelling von der Bäckerei Hörnli (Hemberg, SG) ihre Wahl. Berufskollege Michael Rüedi der Bäckerei Rüedi (Aadorf, TG) hatte die Absicht das Referat zum Online-Marketing zu besuchen: «Ich denke, dass wir in den Bäckereien-Confiserien noch zu wenig Marketing betreiben. Deshalb interessiert mich dieser Workshop.»
Energie haben und Ziele erkennen
Das Impulsreferat von Rüdiger Böhm inspirierte die Teilnehmenden mit dem «Zukunfts-Mindset». «Was bedeutet Erfolg für dich?», fragte der Referent in die Runde. Neben dieser Frage teilte er eine Erkenntnis, die sein eigenes Schicksal entscheidend geprägt habe: «Wenn du an einem Problem nichts ändern kannst, dann lass los! Die Energie vom Aufregen investierst du besser in deine Arbeit zum Erfolg.» Die Essenz, die Rüdiger Böhm allen mitgab: «Jede und jeder muss wissen, was Erfolg für einen persönlich bedeutet. Und mit der Bereitschaft loszulassen, kommt die Erkenntnis, an welchen Problemen man tatsächlich etwas ändern kann.»
Diskussionsrunde Brot
Wie Brot modernisiert, also «enkeltauglich» gemacht werden kann, das gab es mit Urs-Röthlin, Leiter Bäckerei und Feinbäckerei an der Richemont Fachschule, zu erleben. Inputs zu Zutaten mit gesundheitlichen Zusatznutzen, spezielle Methoden zur Teigherstellung und Anregungen zur Sortimentsgestaltung gab der Brot-Sommelier den Besuchenden mit – und sorgte für angeregte Debatten.
Zusammen ins Glas schauen
Im Bereich Konditorei-Confiserie wurden gemeinsam Gläser gestemmt: Silvia Schlegel gewährte einen Einblick in die Welt des Konservierens, Einmachens und Fermentierens. Der Workshop war alles andere als «Chabis». Neben dem Fermentieren von Weisskohl zu Sauerkraut wurden spannende Kombinationen wie in Rum eingelegte Savarins oder Glühwein-Birnen präsentiert. Die Teilnehmenden waren sich einig: Diese neuen Ideen sind einen Umsetzungsversuch wert.
Auf der Heldenreise
Verkaufsheld/innen gilt es auszurüsten. Nicht mit einem Cape, sondern mit Begeisterung, Inspiration, Fachkompetenz und mit einem Lächeln auf den Lippen. Dass Letzteres ganz einfach ansteckend ist, das bewiesen die Workshop-Leiterinnen Muriel Jacob und Monika Bösch, Fachberaterinnen Detailhandel, auf ihrer Heldenreise mit ihrem Input, die Attraktivität und die Wirkung des Detailhandels einzusetzen. «Die Ausstrahlung mit unserer magnetischen Kraft kann die Kundinnen und Kunden begeistern», betonten die beiden Referentinnen. Dafür seien ein Perspektivenwechsel und eine Schärfung des Bewusstseins nötig.
Fehler-, Feedback-, Firmenkultur
«Wir nehmen Sie mit auf eine Reise zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit.» So kündigte das Fachpersonen-Duo Fabienne Bucher-Steiner, Leadership-Expertin, und Lukas Brunner, Leadership-Trainer, den Workshop an. Von der Feedbackkultur führte dieser Workshop mit einem Zwischenstopp bei den Unternehmenswerten zum reibungslosen Führungsalltag. Die Teilnehmenden diskutierten unter anderem über die Fehler- und Feedbackkultur sowie über die Führung. «Oftmals stellen wir im Arbeitskontext fest, dass wir uns nicht verstehen», erklärten die beiden zu Beginn des Ateliers.
Digital sichtbar
«Was zeichnet den Onlineauftritt der Bäckerei Sollberger aus», fragte Workshopleiter Adrian Lang, Trainer für Verkauf und Kommunikation, zum Start. Die Antwort: «Es ist ihnen egal, was die anderen denken und die eigene Zielgruppe ist immer im Fokus.» Das Leben der Menschen von heute finde auf dem Display statt. Mit den richtigen Fragen – etwa nach dem eigenen Geschäftsmodell oder den verfügbaren Ressourcen – werde man online sichtbar. Und der Tipp an die Branche vom Keynote-Speaker: «Weg vom perfekten Social-Media Auftritt, hin zur authentischen Unterhaltung.»
Reduktion, Verkauf und Digitalisierung
Zur Ergänzung der Workshops boten drei Referate und die Podiumsdiskussion neue Anregungen und Einblicke. In der Bäckerei von Max Kugel in Bonn (D) gibt es fast nichts. Keine Gipfeli, kein Bargeld, keine Vorbestellungen … Nur sechs Sorten Brot und die Warteschlange von Kundinnen und Kunden vor dem Laden. Sein Geheimnis: Ein strikter Fokus auf die Qualität mit der Devise «Reduce to the Max!».
Braucht der Verkauf in diesem Fall eine Neuorientierung? Genau dieser Frage ging der renommierte Dozent und Marketing-Professor Thomas Rudolph der Universität St. Gallen nach. Mit Blick auf die Zukunft des Handels gab es fünf konkrete Tipps, um die Stärken des eigenen Unternehmens im Verkauf erlebbar zu machen.
In der Zukunft des Handels bewegt sich Youtube-Bäcker Marcel Paa. Der Brot-Sommelier gewährte dem Publikum einen Blick hinter die Kulissen seines einzigartigen Geschäftsmodells. Wie wurde er zum anerkannten Experten in der Hobbyback-Szene? Wie verdient er mit Social-Media Geld? Und was kann die Branche von seinem Auftritt abschauen? Mit einer Zusammenfassung seines Werdeganges und mancher Prise aus seinem Erfolgsrezept erhielten die Anwesenden die Antworten auf viele Fragen.
Neue Gesichter zum Abschluss
An den Podiumsdiskussionen nahmen auf die zwei Tage verteilt neben den Referenten Panettone- und Feingebäck-Spezialist Daniel Hächler (Bäckerei-Konditorei Hächler, AG), Brotsommelier und Mikrobäcker Freddy Bau (Brotvernissage, TG), Brot-Tour-Führer und Brotsommelier Patrik Bohnenblust (Bread-à-porter, Bern) und der Weltkonditor des Jahres David Schmid (Zofingen) teil.
Mit dem «Zukunfts-Mindset» und neuen Ideen im Gepäck traten die Anwesenden den Heimweg an. Wie die gewonnenen Inspirationen in den Geschäften Eingang finden werden, das wird sich in naher Zukunft zeigen. Doch eines ist klar: Von den ersten Richemont Bildungstagen konnte jede und jeder eigene Inspirationen und persönliche Begegnungen gewinnen.
Diego Schwerzmann
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