Die SBC Treuhand AG wertet jedes Jahr die Jahresabschlüsse von ein paar hundert Kunden aus der Bäckerei-Confiserie-Branche aus. Dieser Branchenvergleich macht möglich, die Unternehmen mit den Durchschnittswerten ähnlicher Betriebe zu vergleichen. Nachfolgend eine Zusammenfassung und Analyse von Direktor Markus Künzli.

Seit Ende Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Welt hält ungläubig den Atem an. Nach der schweren COVID-19-Pandemie folgt gleich die nächste schwere Krise und dies Mitten in Europa. Die Weltmärkte spielen verrückt, die Rohstoffpreise steigen und die allgemeine Lieferknappheit hat sich seither noch verschärft, was die Inflationsspirale weiterdrehen lässt. Die Zentralbanken sind gezwungen Ihre Geldmengen zu reduzieren und heben das Zinsniveau zum Teil beträchtlich an. Die Zeit der Negativzinsen ist vorbei. Zudem verschärft die Ukraine-Krise die Situation rund um Rohöl- und Gaslieferungen aus Russland, was die Energiepreise massiv steigen lässt.

Die Auswirkungen sind bei vielen Betrieben spürbar, die Herausforderungen bei den Bäckereien zahlreich. Es fehlt an qualifiziertem Personal, die Einkaufspreise steigen und die Energiekrise lässt die künftigen Strompreise zum Teil förmlich explodieren.

Es fehlt an qualifiziertem Personal, die Einkaufspreise steigen und
die Energiekrise lässt die künftigen Strompreise zum teil förmlich explodieren.

Markus Künzli

Bei der grossen Mehrheit zeigte sich nach Abschluss des Berichtsjahres 2021 folgendes Bild: Der Bruttoerfolg I (Umsatz minus Wareneinkauf) ging bei allen Betriebstypen klar zurück. Die Einkaufspreise stiegen schon gegen Ende 2021 und dieser Trend setzte sich auch im 2022 weiter fort, respektive verschärfte sich sogar. Europa verzeichnet momentan rekordhohe Inflationsraten. Aufgrund des Fachkräftemangels und den vielen Fluktuationen aus der COVID-19-Pandemie stiegen auch die Personalkosten in praktisch allen Betrieben, was die Margen zusätzlich sinken liess.


Während ländliche Betriebe eher von der COVID-19-Pandemie profitieren konnten, trifft die neue Situation alle Betriebe in etwa gleich. Preisanpassungen sind unumgänglich, für einige Betriebe kann es in diesem Winter 2022/23 mit den neuen Energiepreisen eng werden. Die Herausforderungen sind zahlreich. Am Ende bestimmt der Konsument. Es wird sich zeigen, wieviel er für die Backwaren der lokalen Bäckereien zu zahlen bereit ist.

Sämtliche nachfolgende Kennzahlen in unserem Branchenvergleich sind immer mit dem kalkulatorischen Unternehmerlohn ausgewiesen, wodurch die Einzelfirmen und die juristischen Personen besser vergleichbar werden.

Durchschnittlicher Umsatz pro Betrieb in TCHF

In den vergangenen Jahren konnte der durchschnittliche Umsatz pro Betrieb weitgehend gehalten oder verbessert werden. Einerseits sind die Umsätze bei den Bäckereien mit Café rückläufig, was klar auf die pandemiebedingten Schliessungen Anfang 2021 zurückzuführen ist. Andererseits profitierten die Betriebe ohne Café von den Schliessungen rund um die COVID-19 Pandemie.

Betriebsgrösse nach Umsatz in %

Die Betriebe werden tendenziell immer grösser. Viele Klein- und Kleinstbetriebe verschwinden, da sie keine ausreichende Existenz mehr bieten. Die Umschichtung hin zu grösseren Betrieben wird in den nächsten Jahren wohl weitergehen.

Ø Bruttoerfolg 1 in % des Umsatzes

Der Bruttoerfolg 1 (Umsatz minus Wareneinkauf resp. Marge) ist bei allen Betriebsarten rückläufig. Bereits gegen Ende 2021 begann die Inflation rund um die Spannungen des Ukraine-Konflikts und drückten die Einkaufspreise nach oben. Dieser Trend setzt sich im 2022 fort, der Bruttoerfolg 1 kommt stark unter Druck, die Preise müssen erhöht werden, um hier nicht noch mehr Margenverlust hinnehmen zu müssen.

Ø Bruttoerfolg 2 in % des Umsatzes

Der Bruttoerfolg 2 (Umsatz minus Waren- und Personalaufwand) ist für einen Produktionsbetrieb die entscheidende Grösse. Hier zeigt sich, dass die Filial-Betriebe deutlich schwächer sind als die anderen Betriebstypen, da personalintensiv. Allerdings ist der Rückgang weniger hoch als beim Bruttoerfolg 1. Kurzarbeitsentschädigungen konnten hier einen Teil der Personalkosten auffangen. Ebenso haben die Inhaber in diesen unsicheren Zeiten viele Arbeiten selbst geleistet und auf Personal verzichtet, was den Effekt der Kostendämpfung weiter verstärkt. Auch die Personalkosten werden im 2022 aufgrund des inflationären Umfelds weiter steigen und den Druck auf den Bruttoerfolg 2 erhöhen.

Rechtsform in %

Der Wechsel von der Einzelfirma zur GmbH/AG hält weiterhin an, wobei die juristischen Personen zusammen bereits mehr als die Hälfte aller Betriebe ausmachen. Der Trend hin zu grösseren Betrieben widerspiegelt sich hier ebenfalls. Besonders die GmbH hat im Vergleich zum Vorjahr am meisten zugelegt.

Markus Künzli, Direktor SBC Treuhand AG

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