In seiner ersten Eröffnungsrede am 132. Kongress der Schweizer Bäcker-Confiseure in Lausanne sprach SBC-Präsident Silvan Hotz die grossen Herausforderungen unserer Branche an, wies aber auch auf die Chancen und die zuversichtlich stimmenden Leuchttürme hin, forderte die Mitglieder auf, sich für den Beruf zu engagieren, und rief zur Zusammenarbeit auf.

Die Schweizerische Bäckerei-Konditorei-Confiserie-Branche orientiert sich – gewollt oder ungewollt – neu. Der Markt ist im Umbruch, 2/3 des Absatzes unseres Absatzes erfolgt über Grossverteiler respektive alternative Kanäle. Unser Markt ist umkämpft, die Produkte sind 7 Tage/24 h verfügbar. Der Konsument verlangt permanent ein volles und frisches Sortiment, wobei „frisch“ mit „warm“ gleichgesetzt wird. In diesem Spannungsfeld steht auch unser Verband!

Unsere handwerklichen Betriebe positionieren sich mit einer Qualitätsstrategie, verwenden wenn möglich regionale Rohstoffe, produzieren täglich mehrmals frisch vor Ort, verfügen damit über kurze Vertriebswege und pflegen den persönlichen Bedienungs- und Beratungsverkauf. Aber reicht das, um sich auch in 5, 10 oder 15 Jahren erfolgreich behaupten zu können? Der Konzentrationsprozess in unserer Branche schreitet weiter voran, die Betriebe werden grösser und dadurch komplexer zu führen. Produktions- und Verkaufsprozesse können zunehmend optimal gesteuert und die Bedürfnisse der Kunden erkannt und zeitgerecht umgesetzt werden.

Zunehmende Backwarenimporte, der Einkaufstourismus, Lifestyletrends wie «Low Carb» oder glutenfreie Ernährung bis hin zu den politischen Entwicklungen im Bereich der Prävention bedrohen die wirtschaftlich positive Entwicklung unserer Branche nachhaltig

Deshalb befassen wir uns mit den Fragen, wie sich der Konsument in den nächsten fünf bis sieben Jahren entwickeln wird oder welche Technologien unser tägliches Leben prägen könnten.

Und nicht zuletzt natürlich, welche gesellschaftlichen Veränderungen unser Konsumverhalten beeinflussen werden. Als Gegenpol zur Globalisierung und zum Einzug von immer mehr Technologie gewinnen eben auch Begriffe wie Heimat, Herkunft und Handwerk wieder an Bedeutung. Das ist eine Chance für unsere Branche, für unsere Berufe und für jede Bäckerei und Confiserie, die sich auch als Gastgeberin versteht und die über ein solides Fachwissen verfügen und ihr Handwerk beherrschen.

In diesem Spannungsfeld steht auch unser Verband. Der SBC und die Brancheverbände allgemein stehen vor grossen Herausforderungen. Wir verstehen unsere Aufgabe in erster Linie als Dienstleister für unsere Mitglieder, aber auch als Netzwerk und Bindeglied zu den verschiedenen internen und externen Ansprechpartnern. Das Umfeld wird wie bereits ausgeführt, immer heterogener und die Mitglieder passiver, bedingt durch die stetig anspruchsvolleren Aufgaben in ihren Betrieben. Die gesellschaftlichen Anlässe werden deshalb auch immer weniger im Verbandsumfeld gesucht und wie wir selber auch schon bemerkt haben, die Chargen werden schwieriger zu besetzen sein. Die Mitglieder sehen im Verband vor allem individuelle Problemlösungen, sowie die Interessenvertretung gegenüber Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit.

Wir stellen uns diesen Herausforderungen und sind mitten in der Strategieentwicklung für Ihren Branchenverband der Zukunft. Ziel dieser Strategie ist es, fit für die Zukunft zu werden, und Ihnen gemeinsam mit unseren Institutionen das Beste anbieten zu können.

Dafür müssen wir noch vermehrter zusammenarbeiten und dürfen uns nicht intern selber konkurrenzieren. Ich bin überzeugt, dass wir die Strategie in den nächsten Monaten erarbeiten und Ihnen am nächsten Kongress vorstellen können. Alles unter dem Motto: Zusammen sind wir stark, für Sie!

Von grösster Wichtigkeit ist auch das politische Engagement Ihres Berufsverbandes. Das Handeln im Interesse unserer Mitglieder und der Branche bestimmt unser Tun.

Es wäre dabei wünschenswert, wenn mehr Berufsleute in den politischen Gremien – sei es auf Stufe Gemeinde oder Kanton – aktiv wären. Mit vereinten Kräften müssen wir uns überall für ein wirtschaftsfreundliches Umfeld einsetzen. Wir haben einen starken Berufsverband mit grossem politischem Gewicht und einem ausgezeichneten Image bei den Politikerinnen und Politiker. In enger Zusammenarbeit mit unseren Partnern und dem sgv kämpfen wir für sinnvolle wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Unser Direktor Urs Wellauer kämpft hier an vorderster Front und ist entsprechend sehr gut vernetzt und bringt sich direkt ein. Ich möchte nun im Detail auf einige aktuellen Anliegen eingehen.

Aufgrund der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen ist unsere Branche mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert. Gegen die Frankenstärke ist nicht anzukommen. Es ist nicht davon auszugehen, dass sich an der Währungsfront in absehbarer Zeit etwas Wesentliches ändern wird. Hinzu gesellen sich die Sorge, um die zum Teil fehlenden Fachkräfte, die Wettbewerbsverzerrungen, eine übermässige Regulierungsdichte und einen hohen Kostendruck. Getrieben durch wirtschaftliche Faktoren, gesellschaftliche Veränderungen und eine hohe Mobilität unserer Kunden, ist der Markt stark in Bewegung.

Das hat direkte Auswirkungen auf das Konsumverhalten, das unter den aktuellen Gegebenheiten deutliche Veränderungen erfährt. Der Markt verlagert sich zunehmend in andere Segmente und in andere Kanäle. Unsere Branche ist herausgefordert, dieser Entwicklung mit griffigen Ansätzen entgegenzutreten. Das ist eine grosse Herausforderung. Kleine Einheiten belasten zudem die Kostenstruktur. Das Schweizer Bäckerei und Confiserie Gewerbe ist standortgebunden und produziert zu Schweizer Kosten. Die Waren für unsere Betriebe werden in der Schweiz zu den hiesigen Kosten beschaffen.

Die hohen Gestehungskosten können leider nicht problemlos über entsprechende Preise an die Kunden überwälzt werden.

Nun, auch die Löhne können nicht einfach gesenkt werden. Also gilt es, bei der Produktivität und den Warenkosten anzusetzen.

Im Weiteren stehen auch wir in einem harten Wettbewerb mit den Betrieben im grenznahen Ausland und im internationalen Vergleich. Der seit 2015 erstarkte Franken und der schwache Euro erhöhen diesen Konkurrenzdruck zusätzlich. Schwer wiegen auch die Folgen des Einkaufstourismus. Herr und Frau Schweizer gehen wiederholt und gezielt auf der anderen Seite der Grenze einkaufen. 10 Milliarden Franken geben Schweizer Einkaufstouristen pro Jahr im Ausland aus. Alleine dem Bund entgehen dadurch Einnahmen von über 500 Millionen Franken. Davon stark betroffen sind vor allem die Grenzkantone. Politiker aus grenznahen Städten und Dörfern schliessen sich nun zusammen und wollen ebenfalls gegen den Einkaufstourismus kämpfen. Für unsere Branche sind die Folgeerscheinungen verheerend. Wenn der letzte Laden und die letzte Beiz am Ort verschwunden sind, ist es zu spät. Ein Problem, das meines Erachtens auch heute viel zu wenig zur Kenntnis genommen wird.

Hier müssen wir unbedingt die Kundinnen und Kunden noch mehr sensibilisieren. Nicht nur ökologische Aspekte, sondern auch der Erhalt von Arbeits- und Ausbildungsplätzen müssen wir für einen Einkauf vor Ort, positiv kommunizieren.

Im diesen Brennpunkten sind wir deshalb verstärkt politisch aktiv:

Kampf für bessere Wettbewerbsfähigkeit

Wie gesagt, den harten Schweizer Franken können wir nicht beeinflussen! Uns bleibt der Kampf für bessere Rahmenbedingungen.

Das tun wir sehr überzeugt mit der Initiative „Stop der Hochpreisinsel – für faire Preise“, deren Hauptziel es ist, den Einkaufstourismus zu reduzieren und missbräuchliche Schweiz Zuschläge durch marktmächtige Unternehmen zu unterbinden. Vor gut einem halben Jahr haben wir die Initiative zusammen mit starken Allianzpartnern lanciert. Die Initiative will ganz klar den Standort Schweiz stärken. Denn kaufen und konsumieren die Leute wieder vermehrt in der Schweiz, so verliert der Einkaufstourismus an Bedeutung – und die Wertschöpfung bleibt in der Schweiz. Wir rufen Sie deshalb auf, die Initiative aktiv zu unterstützen. Informationsmaterial und Unterschriftsbögen liegen beim Empfangsdesk auf.

Einkaufstourismus

Konkret unterstützen wir politische Vorstösse die darauf abzielen die Wertfreigrenze zu senken. Nachdem eine Motion vom Thurgauer Nationalrat Markus Hausammann in der Frühlingssession gescheitert ist,

hat nun der Ständerat in der Sommersession einen weiteren Vorstoss des Glarner Ständerates Werner Hösli zur fundierten Abklärung an die Wirtschaftskommission überwiesen.

Backwarenimporte

Der Berner Nationalrat Lorenz Hess hat in der Frühlingssession eine Interpellation für uns eingereicht, die verlangt, dass die Brotkonsumstatistik mit der Erhebung der Daten für Backwarenimporte erhoben wird. Nun hat der Direktor des Bauernverbandes, Nationalrat Jacques Bourgeois aus dem Kanton Freiburg, in der Sommersession eine weitere Interpellation zur Deklaration von Backwarenimporten eingereicht. Unser Direktor Urs Wellauer konnte sich auch hier direkt beim Bauernverband einbringen und an der Eingabe mitarbeiten.

Es gibt aber kaum politische Entscheide, die nur unsere Branche betreffen. Die wichtigen politischen Fragen wie die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative und damit der Erhalt der Bilateralen, die Unternehmenssteuerreform III oder die Altersvorsorge 2020 betreffen die gesamte Wirtschaft. Der flexible Arbeitsmarkt ist immer noch ein grosser Standortvorteil der Schweiz und den müssen wir verteidigen. Starre Vorgaben wirken sich negativ auf den Umsatz aus und führen im Endeffekt zum Verlust von Arbeitsplätzen. Besonders gefährdet sind dabei diejenigen Menschen, die geschützt werden sollten, nämlich junge Berufsleute und Frauen.

Die Wirtschaft – das sind wir alle. Ein starker Branchenverband ist deshalb für die Schweizer Bäcker und Confiseure, also für Sie liebe Mitglieder, von entscheidender Bedeutung. Wir werden unseren Fokus weiter darauf richten, unsere Interessen auf nationaler Ebene kraftvoll zu vertreten. Sie sind allerdings gefordert, Ihre Interessen auf kantonaler und kommunaler Ebene aktiv zu vertreten.

Zusammenfassend: Die Bäckerei-Confiserie Branche steht aktuell vor einem Wandel und ist im Umbruch. Dabei bieten sich ihr mit traditionellen und neuen Angeboten und Formaten durchaus auch Chancen. Wer es schafft, daran zu partizipieren, dem winken Gewinnchancen. Wir haben zahlreiche Leuchttürme in unserer Branche, auf die wir stolz sein können. Mit der Verleihung der Bäckerkrone entdecken wir auch immer wieder innovative, erfolgreiche Produkte, Projekte, Betriebe und können auf innovative, mutige und erfolgreiche Berufskolleginnen und Berufskollegen zählen, die auch Pionierarbeit leisten.

Unsere Aufgabe als Branchenverband ist es, Perspektiven aufzuzeigen, Sie und die Branche bei der Umsetzung zu unterstützen und für die nötigen Rahmenbedingungen zu sorgen.

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