Für den Grossteil der Betriebe in der Schweiz lohnt sich die Ausbildung von Lernenden. Das heisst, der Nutzen übertrifft die Kosten. Dies das Fazit der neusten Erhebung des Schweizerischen Observatoriums für die Berufsbildung OBS EHB.

Die Ausbildungstätigkeit muss sich für den Betrieb lohnen. Nur dann engagieren sich die meisten Unternehmenden aktiv für den Nachwuchs und bilden Lernende aus. Die vierte Erhebung zu Kosten und Nutzen der beruflichen Grundbildung zeigt auf, dass sich dieser Aufwand für die Betriebe insgesamt lohnt.

Die Studie wurde im Auftrag des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) in Auftrag gegeben. Insgesamt 5712 Ausbildungs- und 4064 Nichtausbildungsbetriebe haben an der Online-Erhebung teilgenommen. Neben den drei- und vierjährigen beruflichen Grundbildungen mit Eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) wurden erstmals auch die zweijährigen beruflichen Grundbildungen mit Eidgenössischem Berufsattest (EBA) miteinbezogen.

Positives Kosten-Nutzen-Verhältnis

Der Nettonutzen betrug im Ausbildungsjahr 2016/17 im Schnitt über alle Lehrberufe gut 3000 CHF pro Lehrjahr und Lehrverhältnis. Der Nettonutzen ist dabei definiert als der Wert der produktiven Leistungen der Lernenden in der Ausbildungszeit abzüglich aller Ausbildungskosten (Bruttokosten).

Für ein einzelnes Lehrverhältnis belief sich der Nettonutzen bei den zweijährigen EBA- und den dreijährigen EFZ-Ausbildungen im Schnitt auf 10 430 CHF. Auch die vierjährigen EFZ-Ausbildungen wiesen im Durchschnitt am Ende der Lehre mit 8630 Franken ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis aus.

Insgesamt wiesen 63 % der Betriebe einen Nettonutzen auf, während bei 37 % der Betriebe am Ende der Lehrzeit die Kosten überwogen.
Ein zusätzlicher Nutzen wird ge­neriert, wenn die Lernenden nach Lehrabschluss im Betrieb weiterbeschäftigt werden. Er spart damit Such- und Einarbeitungskosten für die Rekrutierung von Fachkräften von durchschnittlich 10 700 CHF pro Lehrverhältnis.

Die ganze Studie gibt es hier:
www.ehb.swiss/obs/kosten-nutzen-berufsbildung-2019

Veränderung der Tätigkeiten

Im Vergleich zur letzten Kosten-Nutzen-Erhebung fällt auf, dass sich die Tätigkeiten der Lernenden am Arbeitsplatz verändert haben:
In den drei- und vierjährigen EFZ-Ausbildungen werden die Lernenden vermehrt für produktive Arbeiten eingesetzt, die sonst von Ungelernten ausgeübt würden. Hingegen verrichten sie weniger Tätigkeiten, die andernfalls von Fachkräften ausgeführt würden. Eine solche Entwicklung sei bildungspolitisch nicht erwünscht. Die Lernenden müssten für ihre spätere Tätigkeit als Fachkräfte ausgebildet werden. Deshalb wird verlangt, dass die entsprechend anspruchsvolleren Arbeiten bereits in der Lehrzeit ausgeübt werden sollen, damit es nach Lehrende nicht an Praxis /Erfahrung mangelt.

Die für die ganze Schweiz hochgerechneten Kosten-Nutzen-Werte unterstreichen die volkswirtschaftliche Bedeutung der Lernenden­ausbildung: Insgesamt betragen die Bruttokosten aller Schweizer Betriebe gemäss Studie für die berufliche Grundbildung pro Jahr gut 5,6 Milliarden CHF.

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