Im vergangenen Herbst wurde der Liechtensteiner Bäcker-Confiseur Richard Wanger feierlich zum Zukunftsträger des Jahres gewählt. «panissimo» reiste über die Schweizer Grenze und besuchte ihn und seine Lernende Jelena Grässli im Fürstenland. Er wird den Titel zwei Jahre tragen dürfen – eine Premiere.

«Es war eine tolle Zeit!» Richard Wanger, Inhaber der Confiserie Wanger im liechtensteinischen Schaan, erinnert sich gerne zurück an die stimmige Preisverleihung im Kaufleuten in Zürich. «Was mich am meisten berührt hat, war die positive Ausstrahlung aller Lernenden und mit welcher Leidenschaft sie über ihren Lehrbetrieb und ihre Berufe gesprochen haben.»

«Ein tolles Zeichen für das ganze Team»

Angemeldet wurde der Bäcker-Confiseur vor rund einem Jahr von Jelena Grässli, die damals im zweiten Lehrjahr als Konditor-Confiseurin in der renommierten Confiserie war. Die Überraschung

«Dieser Titelgewinn ist ein tolles Zeichen für das ganze Team. Ein Beweis dafür, dass wir vieles richtig machen.»

Richard Wanger

und Freude war riesengross, als der 43-jährige Liechtensteiner zum Lehrmeister des Jahres in unserer Branche ausgerufen wurde. «Dieser Titelgewinn ist ein tolles Zeichen für das ganze Team. Ein Beweis dafür, dass wir vieles richtig machen», freut sich Richard Wanger.

Das duale Bildungssystem stärken

Trotz der Auszeichnung zum Zukunftsträger des Jahres: Für den Sommer 2020 hat Richard Wanger das erste Mal, seit er das Unternehmen leitet, keine passende Person für die Ausbildung als Konditor-Confiseur oder Bäcker-Konditor gefunden. Doch der erfahrene Branchenmann ist zuversichtlich, dass es im nächsten Jahr wieder interessierte Jugendliche geben wird. Umgehend beginnt er von diesem «wunderschönen Beruf in einem solch tollen Umfeld» zu schwärmen. Nein, die Situation sei alles andere als dramatisch, erklärt er bestimmt. Praktisch alle handwerklichen Berufe seien vom Nachwuchsmangel betroffen. Das Problem liege in der Politik. Das duale Bildungssystem, das der Schweiz in den letzten 80 Jahren als Fundament der Wirtschaft diente und auf welches wir stolz gewesen seien, werde mehr und mehr geschwächt. Denn zunehmend brauche es für die Ausübung eines Berufs eine Maturität. «In meinen Augen muss viel mehr auf dem dualen Bildungssystem aufgebaut werden», lautet seine Forderung an die Behörden und Politiker.

Die Arbeit der Lernenden wertschätzen

«Was macht einen guten Lehrbetrieb aus?» wollte das «panissimo» vom aktuellen Zukunftsträger wissen. «Die Lernenden müssen spüren, dass sie Teil des Teams sind, dass sie ernst genommen werden. Sie dürfen nicht als billige Arbeitskräfte missbraucht werden», unterstreicht Richard Wanger. «Wir müssen für die Lernenden Zeit haben und ihre Arbeit wertschätzen! Weshalb nicht mal Danke sagen? Das ist wichtig!» Es müsse jedem Ausbildner bewusst sein, dass er Mitverantwortung trage und den Nachwuchs – unsere Zukunft – forme, damit die Jungen auch nach Ausbildungsende der Branche treu bleiben. Das Image der Branche stehe auf dem Spiel.

«Die Lernenden sind das Saatgut. Dieses muss gepflegt, beschützt und durch die Ausbildungszeit geführt werden.»

Richard Wanger

Deshalb der Wunsch von Richard Wanger: «Die Lernenden müssen als das wichtigste Element wahrgenommen werden. Sie sind das Saatgut. Dieses muss gepflegt, beschützt und durch die Ausbildungszeit geführt werden. Wir müssen stolz auf unsere Lernenden sein!»

Hilfsbereit und engagiert

«panissimo» wollte von Jelena Grässli wissen, weshalb sie ihren Ausbildner für den Zukunftsträger angemeldet hat. «Weil er uns Lernende mit Respekt und Anstand behandelt. Weil er hilfsbereit ist und grosses Engagement zeigt.»
Bei der Anstellung von Lernenden achtet Richard Wanger vor allem auf die Freundlichkeit, die Motivation und die Menschlichkeit. Die schulischen Leistungen seien nicht das Wichtigste, aber nicht zu unterschätzen. Ein entscheidender Punkt sind für ihn auch die Eltern der Lernenden. «Ich habe noch nie jemanden angestellt, ohne dass ich die Eltern kennengelernt hätte.» Denn das Zusammenspiel des Dreigespanns Lernende – Eltern – Lehrbetrieb müsse funktionieren, damit die Ausbildung positiv gestaltet werden könne. Auf die Frage, was sich in den letzten 10 bis 15 Jahren verändert habe, meinte Richard Wanger: «Man muss mehr auf die Jungen eingehen.» Der aktuelle Zukunftsträger möchte die Arbeit mit dem Nachwuchs nicht missen: «Was gibt es Schöneres, als die eigene Leidenschaft weitergeben zu können?»

«Ein Schoggi-Beruf»

Eben gerade diese Leidenschaft ist bei der Drittlehrjahrlernenden Jelena Grässli zu spüren. Sie befindet sich gerade im Endspurt für das QV und schwärmt von ihrer Ausbildung: «Es ist ein Schoggi-Beruf, soooo kreativ! Was gibt es Schöneres, als Menschen mit seiner Arbeit

«Es ist ein Schoggi-Beruf, soooo kreativ! Was gibt es Schöneres, als Menschen mit seiner Arbeit Freude zu bereiten, ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.»

Jelena Grässli

Freude zu bereiten, ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.» Auch die Arbeit im Team schätzt Jelena Grässli sehr. Nach der Lehre will sie Berufserfahrungen sammeln und die Welt entdecken, «schauen, wie es in einem anderen Land ist, wie beispielsweise in Israel, in Tel Aviv oder Jerusalem».

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