Das Thuner Familienunternehmen Confiserie Steinmann AG feiert sein 100-jähriges Bestehen. Nicht ohne Stolz blickt Geschäftsführerin Barbara Steinmann im «panissimo»-(Telefon)-Interview vor allem auf die letzten Jahre zurück. Sie leitet das Unternehmen zusammen mir ihrem Bruder Marcel Steinmann.

Die Geschwister Barbara und Marcel Steinmann führen das Thuner Familienunternehmen seit 2012 in 4. Generation. Barbara Steinmann kümmert sich um den Verkauf, die Ästhetik und das Design sämtlicher Läden und der Produktverpackungen. Marcel Steinmann leitet die Produktion und ist zuständig für die Rezepturen und alle neuen Kreationen. Am Hauptsitz und in den vier Aussenfilialen werden 100 Mitarbeitende beschäftigt.

«Besonders stolz bin ich auf die Konzepte unserer neusten Steinmann-Filialen, die wir von A bis Z selbst auf die Beine gestellt haben.»

Zehn Monate, zehn Ziehungen

Im Jubiläumsjahr wird während zehn Monaten jeden Monat eine Woche lang ein spezielles Produkt zum halben Preis offeriert. An Ostern beispielsweise ein Osterfladen, im September das Jubiläums-Bälliz­brot und im Dezember das Jubi­läums-Weihnachtskonfekt. Zudem haben Kundinnen und Kunden während dieser Zeit die Chance, einen Gutschein im Wert von 100, 50 oder 20 CHF zu gewinnen – auf jedem Kassenbon ist ein Wettbewerbstalon für die Teilnahme abgedruckt. Ausserdem hat die Familie zu diesem Anlass eine Jubiläumszeitung im traditionellen Steinmann-Grün produzieren und in die Haushalte in der Region verteilen lassen – mit Hintergrundinfos zur Familiengeschichte, zu den Verkaufsstellen und den Jubiläums­aktionen.

Auf das Bauchgefühl hören

Das private Highlight der letzten Jahre von Barbara Steinmann war die Geburt ihrer beiden Töchter 2011 und 2013. Im Betrieb sind es die Eröffnung der Filialen 2018 und 2019 sowie die Verlegung der Produktion nach Uetendorf (siehe «panissimo» vom 26. Juli 2019). «Besonders stolz bin ich auf die Konzepte unserer neusten Steinmann-Filialen, die wir von A bis Z selbst auf die Beine gestellt haben», betont die Branchenfachfrau zufrieden. Obwohl ein Berater das Konzept zum Scheitern verurteilt hatte, haben sie daran festgehalten. Das bestätige ihr, dass «egal welchen Titel jemand hat, sollte immer auf das eigene Bauchgefühl vertraut werden». Als nächstes steht die Optimierung aller Abläufe an, und die Geschwister wollen das grosse To-do-«Bigeli» angehen – neue Ideen umsetzen, Produkte überarbeiten oder ihnen den Feinschliff verleihen.

Nicht betriebsblind werden

Die täglichen Herausforderungen bieten – wie in jedem Betrieb – ein breites Spektrum: Die Geschäftsführer kümmern sich um Themen wie Mitarbeiterführung, Qualitätssicherung und, und, und – vor allem aber wollen sie nicht betriebsblind werden: «Wir versuchen, immer innovativ zu bleiben.» Einige Produkte haben sich seit den Anfängen nicht geändert.

«Wir variieren in der Gestaltung und im Produktsortiment; wir wollen mit dem Wandel der Zeit gehen.»

So beispielsweise das Thuner Leckerli oder die «Thunerli», eine Schokoladenspezialiät mit Aufdrucken von berühmten Stadtsujets. «Wir variieren jedoch in der Gestaltung und im Produktsortiment; wir wollen mit dem Wandel der Zeit gehen.» Das Wichtigste sei die gleichbleibende Qualität. Die Wertschätzung gegenüber den Mitar­beitenden wird immer wichtiger werden. Das Geschäft gehört zur Familie und die Familie zum
Geschäft.

Corona hat den Kunden Geduld gelehrt

«Man darf den Kopf nicht in den Sand stecken und muss das Beste aus der Situation machen», antwortet Barbara Steinmann auf die Frage, was sie aus der Coronakrise mitnimmt. «Von heute auf morgen mussten wir Schutzmassnahmen umsetzen. Als die Öffnung der Cafés sehr kurzfristig vom Bundesrat erlaubt worden war, haben wir alle nötigen Vorrichtungen für die Besucherregistrierung getroffen. Schlussendlich wurde entschieden, dass die Besucherregistrierung für die Gäste doch nicht zwingend ist.» Ein Schuss in den Ofen, aber die Geschäftsfrau nimmt es gelassen.

«Ich wünsche mir, dass die Branche erfolgreicher wird und dass die Berufe Bäcker-Konditor-Confiseur sowie Detailhandelsfachleute mehr Aufmerksamkeit und Interesse gewinnen.»

Das Verkaufspersonal habe es in den letzten Monaten nicht einfach gehabt. «Ein Kunde war wütend, dass das Café geschlossen worden war, und setzten sich trotz Absperrband an die Tische», schildert sie einen Vorfall. Corona habe den Konsumentinnen und Konsumenten Geduld gelehrt. Die Kundschaft sei dankbar, sich wieder unters Volk mischen zu dürfen. Die Produktion in der Bäckerei-Confiserie konnte Schritt für Schritt wieder hochgefahren werden – grösseres Sortiment und höhere Stückzahlen. (Anm. Redaktion: Das Interview wurde Ende Mai geführt).

Aufmerksamkeit und Interesse

«Ich wünsche mir, dass die Branche erfolgreicher wird und dass die
Berufe Bäcker-Konditor-Confiseur sowie Detailhandelsfachleute mehr Aufmerksamkeit und Interesse gewinnen», so der Wunsch von Barbara Steinmann für die Zukunft der Branche zum Abschluss des Telefongesprächs. Sie erlebe leider oft, dass die guten Fachleute die Branche verlassen. Die Confiserie Steinmann AG habe alle zehn Jahre einen grossen Schritt gemacht. «In zehn Jahren wird wohl der Umbau des Hauptgeschäfts anstehen.»

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