Publikumsmessen fallen wegen der Corona-Pandemie reihenweise weg. Damit entgehen der Bäcker-Confiseur-Branche Möglichkeiten der Nachwuchs- und Imagewerbung und des Absatzes. «panissimo» befragte Verantwortliche des Berufsverbandes aus den Regionen Basel, Bern, Luzern und St. Gallen.

Bäcker-Confiseure stossen an Publikumsmessen mit frisch produzierten Produkten stets auf Interesse.

In Bern und St. Gallen haben die Bäcker-Confiseure seit vielen Jahren gut frequentierte und attraktive Messestände mit Berufsleuten an der Arbeit. In Basel und Luzern haben die SBC-Sektionen seit Längerem keinen Stand mehr. In allen vier Orten bedauern die Verbandsvertreter die Absage der Berufsmessen.

St. Gallen: Imagewerbung fehlt

An der Frühjahrsmesse Offa in St. Gallen sind die Bäcker-Confiseure traditionellerweise mit einem grossen Stand samt Leistungsschau der Lernenden aus dem ganzen Gebiet der Ostschweizer Bäcker-Confiseure (OBC) vertreten. Zu diesem gehören fünf Kantone und Liechtenstein. 2020 hatte die Absage der Offa nach Auskunft von OBC-Sekretär Stefan Thalmann zur Folge, dass viele administrative Vorbe­reitungsarbeiten vergebens waren, 2021 habe man deshalb zugewartet und dieses Problem nun nicht mehr.

Nach der Absage der Offa prüft man nach Auskunft von Thalmann jetzt eine virtuelle Ausstellung. Geplant sei, dass eine Grafikklasse die Arbeiten der Lernenden fotografiert und online stellt (eventuell auf obc.ch). Viele Punkte – darunter die Durchführung der Jurierung – seien noch in Abklärung. Die Kosten für das Projekt würden unter den dem OBC angeschlossenen Verbänden der Bäcker-Confiseure proportional aufgeteilt. Man hofft in der Ostschweiz nun darauf, dass der Präsenzunterricht an den Schulen weiter aufrechterhalten werden kann, denn sonst wäre auch dieses Projekt nicht realisierbar, weil die meisten Arbeiten für die Ausstellung in der Schule realisiert würden.

Finanziell ist das Ausbleiben der Offa vor allem für den Verein Ostschweizer Confiseure von Bedeutung, der jeweils das Restaurant am Offa-Stand führt und mit den Einnahmen die Miete für den gesamten Stand bezahlt. OK-Präsident Peter Müller bedauert es, dass es durch die Absage der Offa schwierig sei, junge Leute für den Beruf zu gewinnen. «Die Offa eignet sich gut, um durch die ausgestellten Arbeiten, die Lernenden an der Arbeit

«An der Offa geht es um die Förderung des Berufsnachwuchses.»

und das Zöpfeln für Kinder den Beruf zu präsentieren», so Müller. Dass die Einnahmen durch das Restaurant wegfielen sei kein Problem, da ohne Messe ja auch keine Ausgaben entstünden. «Der Messeauftritt war nie gewinnorientiert», erklärt Müller, der bis Ende 2020 das Café Stalder in Uzwil (SG) geführt hat. «Es geht um die Förderung des Berufsnachwuchses.»

Bern: Neuerungen ab 2022

Die Bäcker-Confiseure Region Bern haben an der Frühjahrsmesse BEA im «Grünen Zentrum» jedes Mal einen grossen Stand. Dieser kommt bei den Messegästen gut an und ist nach Auskunft von Präsident Christian Muralt aus Ostermundigen, der im Vorstand des «Grünen Zentrums» ist, jedes Jahr knapp selbsttragend. In den 70er- und 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts habe der Stand sogar schöne Gewinne eingebracht.

2020 resultierte nach der Absage der BEA wegen bereits getroffener Vorbereitungen und vereinbarter Arbeitsverträge für die zehntägige Messedauer ein Verlust in einem tieferen fünfstelligen Bereich. Da die Annulation der Messe für 2021 absehbar war, sei das dieses Jahr nicht mehr der Fall.

Ab 2022 ist ein anderer Standort in der bisher auch von der Fachmesse FBK benutzte Messehalle 3.0 geplant. Der Stand der Bäcker-Konditoren soll dann kleiner sein, aber auch einen Aussenstand nahe vom Hauptein- und -ausgang der Messe bekommen. Muralt ist für die Zukunft darum zuversichtlich. Er sieht

«Gerade für Lebensmittelmessen sehe ich eine Zukunft.»

einen Trend weg von Messen bzw. hin zu ganz oder teilweise virtuellen Events. «Gerade für Lebensmittelmessen, bei denen die Sinne eine wichtige Rolle spielen, sehe ich aber eine Zukunft», sagt Muralt. Das zeige etwa die Attraktivität der Messe Goûts et Terroirs in Bulle (FR) oder auch von Brotmärkten. Ob derjenige im Mai in Bern stattfinden wird, sei aber noch offen.

Luzern: seit 2011 ohne Stand

Der Stand des Luzerner Kantonalverbands an der Publikumsmesse Luga sei bis 2010 ein gutes Geschäft gewesen, erklärt Präsident Josef Kreyenbühl aus Luzern. Danach wurden alle Verpflegungsstände in einer Halle zusammengelegt, wo der Schwerpunkt auf Degustationen lag. Der Kantonalverband ist seitdem nicht mehr an der Luga präsent und sei so auch nicht von deren Absage in diesem und im letzten Jahr betroffen.

«Es tat nicht weh, auf den Stand an der Luga zu verzichten.»

«Es tat nicht weh, auf den Stand zu verzichten», sagt Kreyenbühl, zumal Messen tendenziell Besucher verlieren würden. Einige Verbandsmitglieder, die Messestände belieferten, hätten durch die Absage der Luga aber schon Umsatzeinbussen. An der auf Zulieferfirmen fokussierten Gastromesse Zagg hätte der Kantonalverband gar nie einen Stand gehabt.
Sehr wertvoll sind laut Kreyenbühl die beiden Brotmärkte im Jahr. Deren Durchführung ist dieses Jahr allerdings noch offen. Die Brotmärkte seien ein gutes Marketing für die Branche und kämen bei der Bevölkerung gut an.

Vielen Landbäckereien laufe es besonders gut, während Geschäften im Zentrum die Kundschaft fehle. Fasnächtler Kreyenbühl merkt den Wegfall der Fasnacht, verkauft als Bäcker in einem Aussenquartier aber im aktuellen Lockdown mehr Take-away-Produkte als sonst.

Basel: Unterschied Stadt /Land

«In der Stadt Basel spüren die schon durch das geringere Personenaufkommen im Zentrum betroffenen Bäckereien-Confiserien den durch abgesagte Messen entstehenden

«In der Stadt Basel spüren die Bäckereien-Confiserien die abgesagten Messen.»

Wegfall oder Rückgang von Lieferungen an Restaurants und Hotels», sagt Emanuel Buchmann, Präsident ad interim des Bäcker-Confiseurmeister-Verbands Regio Basel. Die Betriebe in Baselland beträfe dies kaum; deren Läden liefen gut.

Die Bäckereien-Confiserien in Stadt und Land hätten teils grosse Einbussen durch die Absage der Fasnacht, stellt Buchmann wie bereits Kreyenbühl fest, profitierten dafür aber vom Wegfall des Einkaufstourismus. Seine Konditorei Buchmann in Münchenstein (BL) habe nur einen geringen Anteil Lieferungen und spüre deren Rückgang um 2 % wenig, zumal er im Laden u. a. wegen geschlossener Restaurants 10 bis 25 % mehr Umsatz habe. So kauften Handwerker ihr Znüni und Zmittag nun im Laden.

Der Kantonalverband selbst sei vom Wegfall der Publikumsmessen wenig betroffen, ergänzt der vormalige Präsident der Bäcker-Confiseure Regio Basel Rolf Jeker aus Büsserach (BL). Einen Stand an der 2019 zum letzten Mal durchgeführten Muba hätte der Kantonalverband schon seit Langem nicht mehr.

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