An der Jahressitzung der Paritätischen Müller-Bäcker-Kommission standen verschiedene Themen der Zusammenarbeit sowie insbesondere die Erwartungen bezüglich der Getreideernte 2016 im Vordergrund.

Anlässlich der jährlich mindestens einmal stattfindenden Paritätischen Müller-Bäcker-Kommission wies Kommissionspräsident Jean-Louis Ackermann (Geschäftsleitungsmitglied SBC) auf die meteorologisch schwierigen, sehr nassen Bedingungen im Frühjahr hin. Die Branchenorganisation swiss granum gab bereits im Vorfeld eine erste Einschätzung der Erntesituation ab und geht von einem Ernterückgang von etwa 27 % an Brotweizen gegenüber dem Vorjahr aus. Der Dachverband Schweizerischer Müller (DSM) befürchtet, dass sich der Minderertrag unter Berücksichtigung des tieferen Ausmahlungsgrades um etwa die 30 % bewegen könnte.

Weniger Ertrag – dafür bessere Qualität

Dafür ist die Qualität der bisher gezogenen Proben sehr positiv, insbesondere, was den Gluten- und Proteingehalt anbelangt. Deshalb sprechen die Fachleute bereits jetzt von einer der qualitativ besten Ernten in den letzten fünf Jahren. Unerfreulich ist aber die Situation für die Getreideproduzenten, die Einbussen bei den Einnahmen hinnehmen müssen, und bei den Müllern, die besorgt sind, genügend Mehl in der von den Produktionsbetrieben geforderten Qualitäten anbieten zu können. Als erste Massnahmen soll die Forderung nach einem Vorverschieben der Teilmengen innerhalb der bestehenden Zollkontingentsmenge Brotgetreide für die Freigabe im ersten Quartal 2017 eingereicht werden. Später soll eine Zollkontingentserhöhung folgen.

Veränderungen im Konsum- und Einkaufsverhalten

Die aktuelle Marktsituation wird vom DSM und vom SBC ähnlich eingeschätzt. Der Konzentrationsprozess in der Bäckerbranche geht weiter, der Rückgang an produzierenden Betrieben dürfte im bisherigen Rahmen voranschreiten. Ebenfalls grundlegend verändert hat sich das Konsumverhalten. Brot in klassischer Form wird immer weniger nachgefragt, dafür Snacks und Zwischenmahlzeiten. Ebenfalls eine Verlagerung gibt es bei den Frequenzen.

Die Gesellschaft ist enorm mobil und kauft die Produkte dort ein, wo es am bequemsten geht.

Die Verlagerung des Einkaufs von ländlichen Regionen hin in die urbanen Gebiete ist eine grosse Aufgabenstellung gerade für Betriebe ausserhalb der grossen Zentren und Agglomerationen.

Einigkeit bei den politischen Themen

Die politischen Dossiers, welche die gesamte Wertschöpfungskette derzeit beschäftigen, sind vielfältig. Insbesondere haben beide Organisationen Anpassungen der Verordnungen zum neuen Lebensmittelgesetz «Largo», gefordert. Beide Seiten sind sich einig, dass die nun vorliegenden Verordnungstexte, wenn sie denn auch so umgesetzt werden, für unsere Branche akzeptabel sind und sich der grosse politische Kampf für eine massvolle Umsetzung gelohnt hat. Auch bezüglich der Auszeichnung der Swissness bei Backwaren besteht Einigkeit darüber, dass die regional orientierte Bäckerbranche mit diesen Bestimmungen leben kann respektive nur schwach betroffen ist. Schwieriger sieht die Situation bei den Biskuitproduzenten aus, für welche die Swissness-Auslobung eine zentralere Rolle einnimmt. Sie werden durch die sehr formaljuristischen Bestimmungen einen riesigen administrativen Aufwand haben.

Neue Kommunikationsmassnahmen

Der DSM und der SBC arbeiten auch mit dem Verein Schweizer Brot (ehemals Schweizerische Brotinformation) eng zusammen; mit den Getreideproduzenten ist die gesamte Wertschöpfungskette darin vertreten und interessiert an einer aktiven Kommunikation zu den Themen Schweizer Getreide, Schweizer Mehl und Schweizer Brot. Den nach wie vor zunehmenden Importen von Brot und Backwaren – meist TK-Produkten – wird nun mittels intensiver Kommunikation für den Genuss von Schweizer Brot entgegengewirkt. Zudem soll die Natürlichkeit und die Bekömmlichkeit des Brots – gerade im Zusammenhang mit langer Triebführung und dem Einsatz von Sauerteig – hervorgehoben werden. Gerade weil Brot nach wie vor des Schweizers liebstes Lebensmittel ist, muss den neuen, wissenschaftlich nicht fundierten Ernährungstrends entgegengewirkt und Aufklärung betrieben werden.

Brot ist nach wie vor der genussvollste Energielieferant in einer ausgewogenen Ernährung !

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