Seit Juni 2016 steht Silvan Hotz an der Spitze des Schweizerischen Bäcker-Confiseurmeister-Verbandes. Ab Januar wird der bisherige Vize Urs Wellauer als Direktor die operative Führung übernehmen. Gemeinsam werden sie künftig das Verbandsschiff durch das unruhige und hindernisreiche Gewässer steuern.

«panissimo» unterhielt sich mit Silvan Hotz und Urs Wellauer, warf mit ihnen kurz einen Blick zurück und schaute vor allem in die nähere und weitere Zukunft.

Silvan Hotz, wie hat Ihr Umfeld damals nach dem Kongress im Juni dieses Jahres auf Ihre Wahl zum Nachfolger von Präsident Kaspar Sutter reagiert?

Silvan Hotz: Sehr positiv. Die Gratulationen waren zahlreich, sie kamen aus meinem nahen Umfeld, aus der Schweiz und dem Ausland.

Wie war die Reaktion, Urs Wellauer, als bekannt gegeben wurde, dass Sie als neuer Direktor gewählt worden sind?

Urs Wellauer: Ich hatte ebenfalls sehr viele positive Reaktionen, sei es aus der Politik, von Partnern oder Branchenverbänden. Es wurde begrüsst, dass der eingeschlagene Weg weiter beschritten wird.

Sie haben nun gemeinsam das Ruder des Verbandsschiffs übernommen. Wie beurteilen Sie den Zustand dieses Schiffs?

S. H.: Der Verband ist gut aufgestellt. Allerdings haben wir da und dort etwas Rost angesetzt, um es bildlich auszudrücken. Dies ist allen bekannt. Ich nenne einen Problempunkt: Unsere finanzielle Situation.

«Wir müssen entscheiden, wohin die Reise geht und was wir daraus machen.»

U. W.: Wir waren noch nie so transparent wie heute, und das ist gut so. Die SBC-Geschäftsstelle ist optimal organisiert und vorbereitet: Mit Blick in die Zukunft haben wir eine 100 %-Stelle abgebaut.

Diese finanziellen Probleme werden durch das sich verändernde Marktumfeld verursacht. Mit Folgen für den Mitgliederbestand und die finanzielle Situation. Wir gehen davon aus, dass wir in zehn Jahren rund 1100 Mitglieder haben werden. Die SBC-Institutionen werden ebenfalls weniger Umsatz generieren können. Unsere Herausforderung ist, uns so aufzustellen, dass wir in Zukunft weiterhin erfolgreich wirken können.

Und diese Aufgabe werden nun Sie gemeinsam anpacken?

U. W.: Wir haben eine Strategie 2020. Darin ist die Finanzierung ein Punkt. Ein weiterer ist der Gesamtarbeitsvertrag (GAV). Es gilt nun aufzugleisen, welches nach 2020 die Schwerpunkte sein werden.

Ihr bereitet die Zukunft nach 2020 vor?

S. H.: Nein, nein, wir arbeiten mit der Strategie 2020, aber mit Blick in die Zukunft. Dieser Prozess ist bereits am Laufen.

Wann können die ersten Eckpfeiler bekannt gegeben werden?

U. W.: Die sind bekannt: Finanzen, FBK.

S. H.: Es ist ein rollender Prozess. Ich denke, bis im Frühjahr sind wir einen Schritt weiter, und es besteht eine Auslegeordnung.

Im Frühjahr wird kommuniziert, in welche Richtung sich der Verband bewegen wird?

U. W.: Das Wichtigste sind die finanziellen Rahmenbedingungen.

Verlassen wir den Verband und wenden wir uns der Branche zu.

Wie beurteilen Sie den Zustand der Branche?

S. H.: Schwierig. Es ist Wahnsinn, was alles im branchennahen Umfeld geschieht. Der Brot- und Schokoladenmarkt ist stark umkämpft. Unsere Margen werden immer kleiner. Brot bringt Kunden, aber keine Margen. Dies wird sich auch in Zukunft nicht ändern.

U. W.: Der Branchenspiegel zeigt etwas Optimismus, vor allem was den Cash-flow betrifft. Die Betriebe, die gut aufgestellt sind, kämpfen ebenfalls mit den von Silvan Hotz geschilderten Problemen. Sorgen bereiten aber viel mehr die Unternehmen, die sich im Branchenspiegel in der wirtschaftlich besten Stufe C befinden. Diese Betriebe gelangen fast nicht mehr in ein B oder ein A. Bei den C-Betrieben wird es eine Flurbereinigung geben, was die Branchenentwicklung beeinflussen wird. Diese Mitglieder müssen wir im Auge behalten.

S. H.: Leider werden wir immer C-Betriebe haben, aber die grosse Anzahl ist auch für mich besorgniserregend. Wir als Verband müssen dafür sorgen, dass unsere Mitglieder optimale Voraussetzungen haben, um erfolgreich wirtschaften zu können. Doch die Hausaufgaben muss ein Betriebsinhaber selber erledigen.

Welches Rezept als Gegenmittel hat der Verband?

U. W.: An der FBK wollen wir aufzeigen, wohin der Trend führt. Wir haben eine Studie erstellen lassen, welche die Entwicklung in den nächsten Jahren auf dem Schweizer Markt darstellt. Wir zeigen den Mitgliedern auf, wohin der Weg führen wird und welches die Instrumente dazu sein werden. Diese stellen unsere Verbands-Institutionen zur Verfügung.

S. H.: Leider ist es so, dass nicht diejenigen an den Informationsveranstaltungen teilnehmen werden, die es nötig haben. Jeder Unternehmer sollte sich dafür interessieren. Er muss die Informationen sozusagen aufsaugen und diese anschliessend angepasst auf seinen Betrieb umsetzen.

Wir können den Mitgliedern die Mittel und Informationen zur Verfügung stellen, was daraus gemacht wird, liegt in den Händen der einzelnen.

Wenn wir in die Zukunft blicken, dann gibt es auch Leuchttürme in der Branche …

U. W.: Es sind dies die zahlreichen innovativen Betriebe, die vorne hinstehen und umsetzen. Wir sind ein Unternehmerverband und nicht ein Unterlasserverband.

«Die Unterlasser werden nicht weiterkommen.»

Wir haben Betriebe, die ausgezeichnet aufgestellt sind und sich den Widrigkeiten des sich verändernden Marktes erfolgreich stellen.

Es gibt auch viele innovative junge Unternehmer …

U. W.: Ja, stimmt. Und es gibt auch viele traditionelle Betriebe, die sich erfolgreich neu positionieren.

Der zurückgetretene Direktor Beat Kläy und der ehemalige Präsident Kaspar Sutter harmonierten an der Spitze des Verbandes und traten als Einheit auf. Wie sehen Sie Ihre gemeinsame Führungsrolle?

S. H.: Intern befürworte ich eine harte, aber faire und lösungsorientierte Diskussion. Aber gegen aussen braucht es unbedingt eine Einheit, da kommen wir nur weiter, wenn wir zusammen mit einer Meinung auftreten. Ich sage meinen Kindern immer: Du wirst nicht grösser, wenn du den andern kleiner machst.

Urs Wellauer: Die Zuständigkeiten sind klar geregelt. Der Präsident ist für die strategische, und der Direktor für die operative Führung zuständig. Dies muss im gegenseitigen Vertrauensverhältnis sichergestellt werden. Deshalb schätze ich die interne sachliche Auseinandersetzung sehr.

Der abschliessende Entscheid liegt schlussendlich auch nicht bei uns beiden, sondern bei der Geschäftsleitung, beim Zentralvorstand und beim Kongress.

Sie haben die Geschäftsleitung und den Zentralvorstand erwähnt. Welches sind Ihre Wünsche an die beiden Gremien?

S. H.: Von den Geschäftsleitungsmitgliedern erwarte ich Dossiersicherheit. Jeder muss sein Ressort in der Geschäftsleitung durch und durch kennen. Und auch hier: Interne sachliche und konstruktive Diskussionen, um als Einheit gegen aussen aufzutreten.

Vom Zentralvorstand erwarte ich aktives Mitmachen, dass sich jeder seriös vorbereitet, sich eine Meinung bildet und den Kantonalverband vertritt. Er ist DER Kantonsvertreter. Nur mit vorbereiteten Zentralvorstandsmitgliedern kommen wir als Verband weiter.

Und dass sie die Beschlüsse auch wieder in die Kantone hineintragen …

S. H.: Diese Arbeit können wir ihnen zum Teil abnehmen, indem wir die Beschlüsse im «panissimo» kommunizieren. Aber es stimmt. Sie sind unsere Verbindung zu den Kantonen, zur Basis. Dies muss gegenseitig funktionieren.

Was wünscht Ihr euch für die Zukunft des Verbandes?

S. H.: Dass wir die anstehenden Probleme lösen können und das Wohlwollen unserer Mitglieder haben werden.

U. W.: Wir müssen die Branchenentwicklung im Blickwinkel halten und die Verbandsstrategie danach ausrichten. Manchmal spüre ich gegenüber dem Verband auch ein gewisses Misstrauen. Es ist deshalb auch Aufgabe von uns, dieses abzubauen, von der strategischen wie auch der operativen Ebene, und entsprechend zu kommunizieren.

Aber wir können auch nur so viel vermitteln, wie aufgenommen wird. Da harzt es manchmal.

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