Am 1. September steigt der Preis für Schweizer Milch dauerhaft um 3 Rappen pro Kilo, für Butter, Rahm und einige Käse entsprechend mehr. Das betrifft auch unsere Branche und die Kalkulation mancher Produkte.

«Schweizer Milchprodukte werden in Zukunft nachhaltiger hergestellt und verarbeitet», schrieb die Branchenorganisation Milch im ersten Satz ihrer Medienmitteilung, mit der sie die Preiserhöhung von 3 Rappen pro Kilo Molkereimilch (konventionelle Milch, A-Segment) per 1. September ankündigte. Die 3 Rappen sollen den Milchproduzenten als Nachhaltigkeitszuschlag für ihren Einsatz «zum Wohl des Tieres, zum Schutz der Umwelt, aber auch zum Nutzen der Konsumentinnen und Konsumenten» zugute kommen. Dafür wurde das neue Label «swissmilk green» in den Farben Rot (für Swissness), Grün (für Natürlichkeit) und Weiss (für Milch) geschaffen.

Die Preiserhöhung dürfte in Bäckereien-Confiserien v. a. bei Produkten, die einen wesentlichen Anteil Butter oder Rahm enthalten, eine Überprüfung der Preiskalkulation erforderlich machen. Dies werde vor allem kleinere und mittlere gewerbliche Betriebe treffen, stellt SBC-Direktor Urs Wellauer fest, was einen weiteren Mosaikstein in der wirtschaftlichen Belastung der Bäckereien-Confiserien darstelle. Eine Preiserhöhung bei den Zutaten sei bei Produkten im tieferen Preissegment bedeutend schwieriger abzufangen, gibt er zu bedenken.

Breite Unterstützung …

Die Schweizer Milchproduzenten (SMP) vermittelten in ihren vom Bund unterstützten Marketingkampagnen bisher vorab die Botschaft, Milch mache stark und gesund. Dass mit dem neuen Label und der dahinterstehenden Charta «grüner Teppich» nun auch von Produzentenseite auf Nachhaltigkeit gesetzt wird, brauchte gemäss der «NZZ» vom 12. August den Druck der Verarbeiter und Detailhändler auf die Milchproduzenten und die Käser. Nun sind alle Stufen der Verarbeitungskette Milch an Bord. Auf Seiten des Detailhandels etwa Migros, Coop, Volg, Aldi, Lidl und Spar. Sie werden ab September Milch unter dem Label «swissmilk green» anbieten. Gerade die Grossverteiler und Exportfirmen wie Nestlé drängen bei Schweizer Lebensmitteln auf Nachhaltigkeit.

… und harsche Kritik

Bei Händlern wie Pistor, aber auch beim Konsumentenschutz, bei Tierschutz- und Umweltorganisationen und in den Medien gab es vielfach massive Kritik am neuen Label. Es wurde vom Konsumentenschutz gar als «nutzlos», vom «Blick» als «Marketingmassnahme» bezeichnet. Der Kriterienkatalog wurde als wenig ambitioniert und wenig wirkungsvoll bezeichnet.

Die Branchenorganisation Milch kam den Landwirten bei den Anforderungen wohl einiges entgegen. «Die meisten Milchproduzenten können die neuen Anforderungen ohne zusätzliche Aufwände erfüllen», betonte Lukas Barth, Leiter Agrarpolitik bei Migros-Industrie, im erwähnten «NZZ»-Artikel. Auch der Präsident der Schweizer Milchproduzenten Hanspeter Kern gab gegenüber dem «Blick» zu: «90 % aller Kühe in der Schweiz erfüllen die neuen Kriterien bereits jetzt.» Bei den Milchwirtschaftsbetrieben sind es laut Radio SRF 80 %.
Die deutlich nachhaltigere Bio-Milch, für welche Landwirte bisher rund 10 Rappen mehr pro Kilo erhalten, ist vom Preisaufschlag von 3 Rappen ausgenommen, da sie ja auf einem anderen Anforderungskatalog basiert.

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