Bäcker-Konditorin und Köchin Ramona Bolliger war als Gastdozentin zu Besuch in Barcelona. Die spanische Gelassenheit hat sie daran erinnert, der Work-Life-Balance wieder mehr Beachtung zu schenken. Themen des Kurses waren Feingebäcke und tourierte Hefeteige.

Das neue Jahr brachte bei mir bereits früh neue Herausforderungen. Eine davon kam total unerwartet. Die Richemont Fachschule pflegt gute Kontakte zu spanischen Bäckern und mein Arbeitskollege fliegt regelmässig dorthin, um Kurse zu geben. Aus gesundheitlichen Gründen fiel er jedoch kurzfristig aus. Da ich im letzten Jahr etwas Spanischunterricht genommen hatte und das Kursthema mein Spezialgebiet war, durfte ich spontan einspringen.
So stand ich bereits am Samstagmorgen in Barcelona in der Backstube, wo ich meinen spanischen Arbeitskollegen, mit dem ich den Kurs durchführen würde, traf.

Typisch schweizerisch

Das Kursthema war, wie gesagt, für mich kein Problem. Doch ich als Perfektionistin machte mir die ganze Woche einen riesen Stress. Die Produkte mussten auf jeden Fall perfekt sein und überhaupt musste alles nach Plan laufen −typisch schweizerisch eben. Mein spanischer Arbeitskollege ging das Ganze etwas entspannter an. Auch für die Kursteilnehmenden war der Kurs eher ein «meet and greet», wo man seine Berufskollegen traf und ein reger Austausch stattfand. Ging mal ein Produkt daneben, war das willkommener Gesprächsstoff. Dass alles perfekt war oder die (Pausen-) Zeiten eingehalten wurden, war eher nebensächlich.

Entspannen und geniessen

Jede Schweizerin und jeder Schweizer, der mal in Spanien, Italien oder anderen südeuropäischen Ländern in den Ferien war, kennt das, und jeder schwärmt davon: Wie viel entspannter das Leben dort ist, wie viel mehr sie das Essen geniessen und so weiter. Zurück in der Schweiz, muss alles wieder möglichst schnell gehen, Termine müssen eingehalten werden und alles muss perfekt laufen. Ich denke, einige werden sich darin wiedererkennen. Mir geht es ja meistens nicht anders.

Mehr Zeit für mich

Trotzdem ist mir in letzter Zeit klar geworden, dass sich nicht immer alles nur um die Arbeit und das Einhalten von Terminen drehen soll. Klar, ich liebe meinen Beruf und alles was er mit sich bringt. Und es wird wieder eine Zeit kommen, wo die Arbeit an erster Stelle stehen wird, spätestens, wenn ich mit der Berufsprüfung beginnen werde. Aber für den Moment bin ich mir wichtiger und dass ich meine Freizeit als eben solche nutzen kann und nicht nur als Erholung von der Arbeit.
Ich wollte jetzt keinen Ratgeber zur Work-Life-Balance schreiben, aber vielleicht sollte sich der Eine oder Andere auch wieder einmal eine Pause gönnen, denn überarbeitet nützen wir Niemandem etwas.
Liebe Lernenden, das soll kein Aufruf zum Faulenzen sein, schaut, dass ihr eure Ausbildung ernst nehmt und eure Prüfungen besteht!

Ramona Bolliger

2011 – 2014 Lehre Bäcker-Konditorin, Bäckerei Sollberger, Gontenschwil
2014 – 2016 Zusatzlehre als Köchin
Seit 2016 tätig in der Richemont Fachschule, Luzern
Erfolge

2012 Erster Platz am Lehrlingswettbewerb «Creativa» in Aarau
2014 Vierter Platz an den SwissSkills in Bern
2016 Zweiter Platz am UIBC-Wettbewerb in Weinheim (D)
2017 Erster Platz an den WorldSkills in Abu Dhabi

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