Sieben Monate verbrachte die Luzerner Bäcker-Konditorin Martina Krügel im fernen Lappland, in tiefstem Winter und grosser Abgeschiedenheit. Regelmässig berichtete sie im «panissimo» über ihren Alltag und die Produkte. Karfreitag ist sie zurückgekehrt, zu ihrem Freund Sandro, ihrer Familie, ihren Freunden. Im Bäcker-Confiseurhaus haben wir mit ihr auf ihre Zeit im Norden Schwedens zurückgeschaut.

Es war nicht der erste Wegzug von ihrem Zuhause in Marbach (LU). Martina Krügel absolvierte ihre Bäcker-Konditorlehre im Emmental, bei der Backmanufaktur Eichenberger. Der Arbeitsweg wäre zu lang gewesen, so dass sie, kaum aus der Schule, von Marbach nach Langnau zog und dort ein Zimmer mietete. Bereits im ersten Lehrjahr war klar, dass sie nach ihrer Ausbildung in Schweden arbeiten wird. Denn ein Eichenberger-Mitarbeitender wanderte damals nach Nord-Schweden aus und lud die angehende Fachfrau ein, ein paar Monate bei ihm zu arbeiten.

Gesagt, getan. Einen Monat nach Lehrabschluss packte Martina Krügel ihre sieben Sachen und reiste nach Schweden. Die Bäckerei befindet sich in Sorsele, Lappland. Gewohnt hat sie jedoch in Giltjaur, einem noch kleineren «Dorf», welches gerade einmal sechs Einwohner zählt.

Ein gewöhnlicher Tagesablauf

Um 3 Uhr in der Früh war jeweils Tagwache. Eine knappe halbe Stunde dauerte die Fahrt zur Bäckerei. Dort angekommen, galt es Patisserie für den Laden zu produzieren. Der Backofen ist nicht besonders gross, so dass für die regelmässigen, umfangreichen Hotellieferungen früh mit der Herstellung gestartet werden musste, um die bestellte Menge bewältigen zu können. Anschliessend musste die Ware eingepackt werden, denn um 5 Uhr wurde diese nach Slagnäs in das Hotel der Autotester ausgeliefert. Dann wurde gemeinsam gefrühstückt und anschliessend weiter produziert. Um etwa 15 Uhr war Martina Krügel jeweils wieder in ihrem Häuschen. Das Znacht gab es um 17 Uhr bei ihren Chefs, welche gerade nebenan wohnen.

Züpfe am Freitag und Samstag

Die Produktion in Lappland unterschied sich nicht gross von derjenigen in der Schweiz. «Die Rohstoffe sind ähnlich wie jene in der Schweiz. Am Freitag und Samstag gab es Züpfe. Das Mehl war allerdings nicht das gleiche. Vor allem Sandwiches waren in dieser Gegend praktisch unbekannt», so Martina Krügel. Dieses Angebot in der Princess Bageri/Konditori in Sorsele wird jedoch sehr geschätzt. Zudem lieben die Schweden das Süsse. Kein Wunder, sind praktische alle Produkte viel süsser als in der Schweiz. Erwähnenswert ist auch, dass es zu fast jedem Produkt einen speziellen Tag gibt.

Einsame Winterabende

Die Abende verbrachte Martina Krügel alleine in ihrem Häuschen. Das sei nicht immer einfach gewesen. Denn im Winter wurde es früh dunkel, draussen war es bis zu minus 30 Grad eisig kalt. So begann die Auslandschweizerin, sich zu beschäftigen, beispielsweise die Bäckerwäsche zu bügeln und Schnee zu schaufeln – «davon hatte es ja genug», meinte sie mit einem Schmunzeln. In ihrer Freizeit schrieb sie zudem Artikel für das «panissimo» und erstellte ein Fotoalbum. Ab und zu unternahm sie an ihren freien Tagen – in der Regel Montag und Dienstag – Schneetöff-Ausfahrten oder ging Skifahren – immer alleine.

Besuche aus der Heimat

Auf die Frage, was sie am meisten vermisst habe, antwortete Martina Krügel spontan: «Etwas in der Gruppe zu unternehmen.» Und das Heimweh? «Das war nicht so schlimm. Ich habe oft telefoniert. Das hat gut getan. Zudem kriegte ich regelmässig Besuch von meiner Familie und von Freunden.»

Und die klimatischen Bedingungen? Am Anfang habe sie sich daran gewöhnen müssen. «Ob Minus 20 oder Minus 30 Grad – das macht keinen grossen Unterschied mehr», erklärte Martina Krügel. «Diese trockene Kälte erträgt man besser.» Sie sei nie krank geworden. Kaum war sie jedoch in der Schweiz, haben sie Halsschmerzen geplagt.

Die Menschen, die Tiere

Mittlerweile hat sie sich an unser Klima gewöhnt. «Es ist schon krass. Hier ist alles grün und blüht, und oben im Lappland war es bis vor kurzem immer noch weiss.» Ja, den Schnee, das eigene Häuschen, wo sie tun und lassen konnte, was sie wollte, dies vermisse sie schon ein bisschen. Sie reiste vom tiefen Winter in den sommerlichen Frühling, von der Einsamkeit zurück in die teilweise hektische, dicht bevölkerte Schweiz.

Was hat sie in Lappland am meisten beeindruckt? «Die Menschen, deren Lebenseinstellung, die Natur, die Tiere. – Es war wunderbar, Rentiere direkt vor dem Haus beobachten zu können.»

Es macht Freude

Am 1. Mai hat Martina Krügel im Bäckerforum Aeschlimann in Zollbrück als Konditorin gestartet. Was ihr in ihrem Beruf besonders gefällt? Das Kreative, wie beispielsweise Torten verzieren, was bei ihrem neuen Arbeitgeber zu ihrem Aufgabengebiet zählt.

Hat sie Pläne für die Zukunft? Berufliche Auslandreisen sind zurzeit keine in Aussicht. Eventuell möchte sie später als Lehrlingsausbildnerin arbeiten. Auf jeden Fall will sie ihrem Beruf die Treue halten: «Es macht mir Freude!»

PS. Die Princess Bageri/Konditori in Sorsele hat noch keinen Nachfolger, keine Nachfolgerin für Martina Krügel. Interessierte Berufsleute melden sich per Mail bei: sarinabieri(at)hotmail.com

Auf www.swissbaker.ch/panissimo  sind unter News Berichte von Martina Krügel zu lesen und unter Fotogalerien Bilder zu sehen.

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