Die von den USA verhängten Zölle für die Schweiz haben auch für Unternehmen in unserer Branche Folgen, besonders jene, die in die Vereinigten Staaten exportieren. Wir wollten erfahren, wie sich die aktuelle Situation auf das Geschäft auswirkt und welche Erwartungen die Firmen an die Zukunft haben.
Folgenschwer wirkt sich die Erhöhung der US-Zölle auf den Schokoladenhersteller Canonica in Genf aus. Das Unternehmen hat in den Vereinigten Staaten eigene Schokoladenboutiquen eröffnet, unter anderem am Flughafen von San Francisco. Der Verkauf der in der Schweiz hergestellten Canonica-Schokoladen mache dort rund 30 % des Umsatzes aus, erklärt CEO Vincent Canonica in einer Antwort-Mail an Panissimo. «Es ist uns nicht möglich, das bestehende Konzept ohne Zustimmung der Flughafenbehörden zu ändern, da die Zuteilung dieser Boutiquen das Ergebnis einer Ausschreibung war.» Die Margen im Lebensmittelbereich seien relativ gering. Daher können die Gewinnmargen nicht verringert werden, um die Erhöhung der Zölle aufzufangen, die im April 2025 von 6 % bis 8,5 % (je nachdem, ob es sich um Milchschokolade oder dunkle Schokolade handelt) auf 10 % angehoben worden seien und seit dem 7. August 2025 nun bei 39 % liegen.
Canonica: Hoffen auf neues Verhandlungsresultat
Diese drastische Erhöhung der Zölle werde nicht nur die Aktivitäten von Canonica in den USA beeinträchtigen, sondern auch die Tätigkeiten in der Schweiz, da 15 % der gesamten handwerklichen Schokoladenproduktion in die USA exportiert würden.
Der voraussichtliche Rückgang der Verkäufe aufgrund der Verteuerung des Produkts werde man genau beobachten, erklärt Vincent Canonica. «Wir werden gezwungen sein, unsere Verkaufspreise zu erhöhen, um den Margenverlust auszugleichen und das Verhalten der Endkonsumenten zu beobachten. Zum jetzigen Zeitpunkt ziehen wir uns nicht aus den USA zurück. Wir hoffen zunächst, dass die Schweizer Behörden mit der Trump-Administration Handelsbedingungen neu verhandeln, die denen der Europäischen Union oder Liechtensteins näherkommen, und das Schweizer Know-how unterstützen, um die Auswirkungen für Schweizer Unternehmer im handwerklichen Bereich zu reduzieren.»
Sollten die Schweizer Behörden in dieser Richtung nicht aktiv werden, bleibe Canonica vermutlich keine andere Wahl, als die Schweizer Canonica-Schokoladen vom US-Markt zurückzuziehen. Dies würde selbstverständlich nicht ohne Folgen für unser Unternehmen und die Mitarbeitenden bleiben, die an der Herstellung und am Verkauf dieser Produkte in den USA beteiligt sind.
Lind & Sprüngli: Entwarnung
Von Seiten Lindt & Sprüngli (Kilchberg/ZH) gibt es Entwarnung. Die höheren US-Zölle haben gemäss Auskunft der Medienstelle nur begrenzt Auswirkungen: «Der überwiegende Teil der in den USA verkauften Lindt Produkte wird lokal in unserem Produktionswerk in Stratham, New Hampshire, hergestellt. Produkte aus Europa machen nur einen kleinen Teil unseres Gesamtvolumens in den USA aus.»
Läderach: Unveränderte Strategie
Selbstverständlich sei man von den Zöllen betroffen, heisst es bei Läderach AG (Ennenda/GL), da die Premium Schokolade ausschliesslich in der Schweiz produziert werde. Zölle würden jedoch lediglich auf die in der Schweiz produzierten Waren erhoben. «Da wir ausschliesslich über eigene Verkaufskanäle vertreiben, findet ein grosser Teil der Wertschöpfung in den USA statt.» Dazu werden unter anderem die 500 US-Mitarbeitenden, die Investitionen und Mieten in den Filialen, die lokale Logistik und das Marketing gezählt. Man beobachte die aktuelle Entwicklung sehr genau. Eine Entscheidung, die Preise zu erhöhen, sei noch nicht getroffen worden. Auf die Frage im Interview in der Zeitung Südostschweiz, ob die jüngsten Zölle eine Auswirkung für das Label Swiss Made bei Läderach habe, meinte Johannes Läderach, CEO des Schokoladeherstellers und Präsident der Glarner Wirtschaftskammer: «Nein, unsere Strategie bleibt gleich. Wir werden weiter ausschliesslich in der Schweiz, im Kanton Glarus, produzieren. Und wir werden weltweit weitere Filialen eröffnen – auch in den USA.»
Max Felchlin AG: Analysieren und evaluieren
Von den Massnahmen in den USA betroffen, ist Max Felchlin AG in Ibach (SZ). «Als in der Schweiz produzierendes Unternehmen von hochwertigen Lebensmitteln mit Exporten in über 34 Länder – unter anderem auch in die USA – betreffen uns die Zollentscheidungen der US-Regierung», hält Dominik Stocker, Leiter Marketing und Communication, auf Anfrage von Panissimo fest. Angesichts der sich immer wieder verändernden Situation werde derzeit die Lage analysiert und die Handlungsoptionen evaluiert. «Es ist jedoch noch zu früh, um über konkrete Massnahmen und Auswirkungen zu sprechen.» Man sei in engem Austausch mit den lokalen Vertriebspartnern, um eine gemeinsame Lösung zu finden.
Carma: nicht betroffen
Von den aktuellen Bestimmungen nicht betroffen ist gemäss Auskunft von Sara Thallner, Mediensprecherin bei der Schokoladeherstellerin Carma (Dübendorf/ZH), eine Tochterfirma von Barry-Callebaut: «Carma produziert für den lokalen Markt sowie auch andere Märkte, jedoch nicht für die USA.»
Einen brisanten Vorschlag machte Daniel Bloch, Chef von Camille Bloch (Ragusa/Courtelary/BE), im Tages-Anzeiger. Er fordert, dass der Bund 20 % der Einfuhrzugaben übernehmen soll. Kurzarbeit bringe seiner Firma zu wenig. Er fürchtet, dass er den Marktzugang in die USA verlieren wird. Die Wirtschaftsverbände lehnen dies ab.
Die von uns angefragten SBC-Mitglieder, die Pâtisserie-confiserie Moutarlier Sàrl in Noville (VD), Tristan Carbonatto Chocolatier Sàrl (Perroy/VD), Chocolats Blondel (Lausanne/VD) und die Confiserie Sprüngli (Zürich) betreiben in den USA keinen Handel. «Wir versenden bereits seit einiger Zeit keine Produkte mehr in die USA. Die aktuellen Zölle spielen daher für uns momentan keine Rolle. Dennoch beobachten wir den Markt sehr genau, um vorbereitet zu sein, sollte sich an der Situation etwas ändern», schreibt uns die Medienstelle von Sprüngli. Ebenfalls keinerlei direkte oder indirekte Auswirkungen auf die Tätigkeit des Unternehmens haben die Zölle in der Pâtisserie-confiserie Moutarlier Sàrl, «da wir nicht in die USA exportieren. Zum jetzigen Zeitpunkt planen wir keine Entwicklung in Richtung US-Markt. Daher hat die aktuelle Handelspolitik keinen Einfluss auf unsere Strategie.» Man habe keinen direkten Kontakt mit den Vereinigten Staaten, schreibt uns Bastien Polli von Chocolats Blondel. Selbstverständlich werde die Situation aufmerksam verfolgt. Besondere Massnahmen seien keine ergriffen worden.
Per E-Mail haben wir noch folgende Firmen angefragt, jedoch keine Antwort erhalten: Chocolat Favarger (Genf), und die Confiserie Teuscher (Zürich). Letztere war in der NZZ kürzlich ein Thema. «Für Teuscher waren die USA bisher der wichtigste Absatzmarkt», heisst es in diesem Artikel. Nun müsse die Produktion verkleinert werden. Teuscher führe in den USA acht Filialen, unter anderem ein Geschäft in der Fifth Avenue in New York.
Claudia Vernocchi
Foto: Archiv Panissimo, bearbeitet
Confiserie Bachmann: «Verlieren keinen Markt, gewinnen Haltung»
Das Luzerner Familienunternehmen Confiserie Bachmann setzt im Zusammenhang mit den US-Zöllen ein starkes Zeichen: Sie stoppt den Export ihrer Schutzengeli in die USA – und gewinnt dafür grosse Aufmerksamkeit, Anerkennung und eine breite Solidarität.
Medienhäuser wie Blick, 20 Minuten, TeleZüri, Tele 1, Tages-Anzeiger bis SRF griffen den Export-Boykott der Schutzengeli auf – sogar das renommierte Wall Street Journal berichtete darüber. «Die grosse Solidarität, der Zuspruch und das Vertrauen bedeuten uns mehr, als Worte sagen können», betont Geschäftsleitungsmitglied Matthias Bachmann gegenüber Panissimo.
Die 39 % Zölle auf Schweizer Schokolade sind für Bachmann mehr als ein wirtschaftliches Problem. Sie sind ein moralischer Kompass: «Jetzt ist nicht die Zeit für Kompromisse», lautet die klare Botschaft. Der sofortige Exportstopp in die USA – sowohl im Onlineshop als auch im B2B-Geschäft – sei kein wirtschaftliches Kalkül, sondern ein Statement: «Wir verlieren keinen Markt. Wir gewinnen Haltung.»
Als Betrieb in vierter Generation trägt Bachmann Verantwortung für 746 Mitarbeitende und ihre Familien – und sieht sich verpflichtet, für Werte einzusetzen. «Wir stehen nicht im Dienst eines Präsidenten, wir stehen im Dienst unserer Überzeugung», unterstreicht Bachmann.
Ein Symbol, das mehr bedeutet als Umsatz
Die Schutzengeli, seit Jahren fester Bestandteil im Bachmann-Sortiment, sind ein Zeichen für Hoffnung, Herzenswärme und Respekt. «Unsere Schutzengeli brauchen keine Zollerklärung. Sie brauchen Haltung – und genau die zeigen wir, mit Stolz», betont Matthias Bachmann abschliessend.
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