SBC-Präsident Silvan Hotz und SBC-Direktor Urs Wellauer-Boschung führen einen relativ kleinen Verband, dessen Themen jedoch oft bedeutend und schlagzeilenträchtig sind. Die Aufgabenbereiche und Führungsherausforderungen sind deshalb gross und vielfältig.
Steigender administrativer Aufwand, dichte Regulierungen, hohe Arbeitsbelastung, Fachkräftemangel, wirtschaftliche Schwierigkeiten: Die Liste der Herausforderungen für die Branche ist lang. Die gewerblichen Bäckereien-Confiserien sind unter Druck. An ihrer Seite braucht es einen starken Verband. An der Verbandsspitze sind Wissen, Erfahrung, Netzwerk und Engagement unabdingbar.
Weshalb lohnt sich Ihr Grosseinsatz?
Silvan Hotz (SH): Als gelernter Bäcker-Konditor, Betriebsinhaber und Verbandspräsident bin ich überzeugt, dass unser Gewerbe auch in Zukunft Bestand haben wird. Hierfür setze ich mich bei all meinen Arbeiten ein.
Urs Wellauer-Boschung (UW): Auch ich bin überzeugt, dass es sich lohnt, für zukunftsgerichtete Rahmenbedingungen unserer Branche zu kämpfen, weil es sie braucht.
Wie wollen Sie dieses Ziel als eher kleiner Verband erreichen?
SH: Es ist klar, das geht nicht in allen Fällen allein, sondern braucht Netzwerke und Partnerschaften. Deshalb können wir bei politischen Themen beispielsweise auf die Vorstandsmitglieder unserer parlamentarischen Gruppe zurückgreifen. Zudem bin ich selbst auch im Vorstand des schweizerischen Gewerbeverbands.
UW: Weil wir im produzierenden Handel tätig sind, ist der Themenkatalog unserer Branche sehr dick. Mehrwertsteuerfragen, Berufsbildungsaspekte, Landwirtschafts- und Energiethemen sind bloss ein kleiner Ausschnitt. Wir wählen deshalb die Bereiche, die wir alleine bearbeiten können, beziehungsweise für deren Bearbeitung wir Allianzpartner benötigen, gezielt aus. Um so effizient arbeiten zu können, braucht es ein starkes Netzwerk, den permanenten Austausch mit anderen Verbänden und Organisationen oder gar den Einsitz in dessen Führungsgremien. Bei mir ist das etwa bei swiss granum, der wirtschaftlichen Landesversorgung, der Panvica oder der SBC-Treuhand AG der Fall.
Unsere Mitglieder können sich einen Arbeitstag eines Präsidenten oder Direktors wohl nur schwer vorstellen. Wie sieht denn ein solcher in der Regel aus?
UW: Abgesehen von den unternehmerischen und praktischen Tätigkeiten von Silvan, kann ich da wohl für uns beide sprechen: Den Regeltag gibt es kaum. Neben der Bearbeitung von zukunftsgerichteten Branchenfragen werden wir von der Agenda getrieben sowie von Terminen und Besprechungen gesteuert. Diese wollen und sollen vorbereitet, bestritten und nachbearbeitet sein.
SH: Ja stimmt, es gibt keinen geregelten «Präsidenten-Tag». Bei Sitzungen gibt die Traktandenliste den Fahrplan vor, ansonsten sind es vielfach die aufpoppenden Themen, die so rasch als möglich – am besten im persönlichen Gespräch – bearbeitet werden. Vieles kann heute auch digital von zu Hause aus gemacht werden und erspart lange Reisezeiten.
« Ich sehe die Gläser lieber halbvoll als halbleer, darum mag ich lieber Ideen und konstruktive Lösungsvorschläge als ständiges Nörgeln. »
Silvan Hotz
Welche Arbeiten fallen Ihnen leicht, und worauf könnten Sie gänzlich verzichten?
SH: Die parallele Erledigung verschiedenster Aufgaben hat wohl unsere Blicke für Analyse und rasche Handlungsableitungen geschärft. Langwierige Aufgaben, ohne dass eine Lösung in greifbarer Nähe ist, «stinken» mir. Ich sehe die Gläser lieber halbvoll als halbleer, darum mag ich lieber Ideen und konstruktive Lösungsvorschläge als ständiges Nörgeln.
Wie war das Jahr 2024 aus Verbandssicht?
SH: Es ist unglaublich viel gelaufen. Ich nenne da nur ein paar Stichworte wie Abstimmungen, Energie, Brotsalzgehalt, Deklaration, Food Save, WorldSkills und GAV-Verhandlungen. Wir haben gekämpft und hart verhandelt, um stets das Bestmögliche für unsere Branche zu erreichen. Zudem haben wir die beiden Strategieprozesse SBC und Fachschule Richemont gestartet.
UW: Da kann ich nur beipflichten. Das 2024 war für unseren Verband auf allen Ebenen, also punkto Organisation, Politik, Bildung und Kommunikation, herausfordernd und arbeitsintensiv.
Konkret: Welches sind für Sie, Silvan Hotz, persönlich die Highlights?
SH: Für den SBC ist der Kongress einer der wichtigsten Termine im Verbandsjahr. Es war aus meiner Sicht besonders erfreulich, wie viele Mitglieder den Weg ins Berner «Bierhübeli» zum Vorabendanlass gefunden haben. Die Delegiertenversammlung selbst ging dank der guten Vorbereitung reibungslos über die Bühne, und der Kongress wurde mit der Verleihung der Bäckerkrone würdig abgeschlossen.
Wo hätte es denn im vergangenen Jahr besser laufen können?
SH: Wir beschäftigen uns teilweise in Detailfragen zu stark mit uns selbst. Deshalb bin ich überzeugt, dass uns eine geschärfte Verbandsstrategie, eindeutige Ziele und klare Aufträge noch effizienter machen – zugunsten der effektiven Verbandsarbeit.
Der Zentralvorstand hat grünes Licht für den «Reorganisationsprozess 2030» gegeben. Was bedeutet das?
SH: Dabei geht es vorerst primär um die Entwicklung einer angepassten Strategie. Sie soll dazu beitragen, den Verband unter besten internen Voraussetzungen zukunftsgerichtet führen zu können. Dazu gehört es auch, Strukturen zu hinterfragen und Personelles vorausschauend zu planen.
Der Fachkräftemangel ist eine grosse Herausforderung für die Branche. Wo liegt die Ursache?
UW: Die Aufgabestellung betrifft die meisten Handwerksbranchen. Es ist aus meiner Sicht ein grundsätzliches gesellschaftliches und demografisches Problem mit verschiedenen Schichtungen.
Was unternimmt der Verband dagegen?
UW: Wir zeigen die Möglichkeiten und Werte unseres Handwerks gezielt auf, zum Beispiel gegenüber der Politik und Wirtschaft sowie in Form unsere Kampagne in der Nachwuchsförderung, hier direkt hin zu den potenziellen Lernenden und ihrem privaten Umfeld. Dazu werden wir an den SwissSkills ein neues digitales Tool vorstellen.
Was können die SBC-Mitglieder von der Verbandsführung im nächsten Jahr erwarten?
SH: Wir werden uns weiterhin mit voller Kraft für unsere Mitglieder einsetzen.
UW: Wir werden uns weiterhin stark für möglichst gute wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und die Förderung des Nachwuchses engagieren.
«ich bin überzeugt, dass es sich lohnt, für zukunftsgerichtete Rahmenbedingungen unserer Branche zu kämpfen.»
Urs Wellauer-Boschung
Und umgekehrt, was erwarten Sie von Ihren Mitgliedern?
UW: Ich wünsche mir, dass sie sich auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene für unsere Sache engagieren und stets einen konstruktiven Austausch mit der Verbandsspitze pflegen.
SH: Ich erhoffe mir, dass möglichst viele unserer Mitglieder ihrem wunderbaren Beruf treu bleiben können, dies aller Widerwärtigkeiten des Alltags zum Trotz.
Gibt es noch ein Schlusswort?
SH: Es ist mir ein Anliegen, zu danken, vorab den Mitarbeitenden der Geschäftsstelle und der Richemont Fachschule, der Panvica und der SBC- Treuhand AG. Mein Dank geht zudem an die ZV-Mitglieder sowie die Vertreter/innen der Regional- und Kantonalverbände.
UW: Du hast ein paar vergessen, zum Beispiel alle unsere übrigen Geschäfts- und Netzwerkpartnerinnen und -partner sowie unseren aktuellen Markenbotschafter, Nationalrat Lorenz Hess, der viel für unsere Branche tut.
Silvan Hotz zu …
- Nach der Arbeit trifft man mich … entweder zu Hause oder unterwegs mit meiner Ehefrau Andrea.
- Im Alltag entspanne ich mich … zusammen mit meiner Familie.
- Was ich nicht ausstehen kann, ist … Unehrlichkeit.
- Drei Dinge für meine einsame Insel … Schweizer Sackmesser, Feuerzeug, Angelrute.
- Einen guten Start ins Wochenende beginnt mit … einem Blick in meinen Wochenplan.
- Wenn ich traurig bin, dann … versuche ich mich abzulenken.
- An Urs schätze ich … die kollegiale Zusammenarbeit und seine ehrlichen Rückmeldungen.
- Am besten gefielen mir 2024 … die vielen persönlichen Kontakte und Begegnungen.
- Ihre Neujahresvorsätze sind … upps, habe sie schon wieder vergessen.
Urs Wellauer zu …
- Nach der Arbeit trifft man mich … oft an einem Hockeymatch des SCB.
- Im Alltag entspanne ich mich … beim Lesen und Kochen.
- Was ich nicht ausstehen kann, ist … Unpünktlichkeit.
- Drei Dinge für meine einsame Insel … dort gehe ich keinesfalls hin.
- Einen guten Start ins Wochenende beginnt mit … viel Positivität. Das gilt übrigens auch für Arbeitstage, die ich meistens auch so angehen kann.
- Wenn ich traurig bin, dann … ich bin selten traurig.
- An Silvan schätze ich … die konstruktive, stets loyale Zusammenarbeit.
- Ihre Neujahresvorsätze sind … ich habe keine.
Interview: ds / cv