An Ostern endet die einst allgemein befolgte «Fastenzeit». So entstanden viele üppige und süsse Osterspezialitäten. Einige sind heute international beliebt, andere länderspezifisch oder fast vergessen gegangen.

Sowohl die Fasnachts- wie die Osterspezialitäten unserer Branche sind fettreich und oft mit Eiern sowie Butter oder Milch angereichert. Das hat seinen Grund: Über viele Jahrhunderte galt im christlichen Abendland zwischen Fasnacht und Ostern eine 40-tägige «Fastenzeit». Hungern musste man nicht, aber in dieser Zeit waren tierische Produkte wie Fleisch, Eier und alle Milchprodukte tabu. Man stelle sich mal vor, was im Sortiment einer heutigen Bäckerei-Confiserie in so einem Fall fehlen würde!

Die während der Fastenzeit untersagten Speisen konnten in Zeiten ohne Kühlschrank und Tiefkühler nicht so einfach gelagert werden wie heute. Also wurden vor und nach der Fastenzeit – an Fasnacht und Ostern eben – viele der nur beschränkt haltbaren Produkte verzehrt. Und natürlich liess man sich dabei gerne kulinarisch verwöhnen. Etwa mit teils als Ring geformten Osterbroten und -zöpfen, die reichlich Eier und Butter enthielten, mit nahrhaften Süssgebäcken wie Osterfladen und Kuchen in Gestalt eines Lamms, Kükens oder Hasen und natürlich mit einem Osterbraten. Das Essen des Osterlamms diente der Erinnerung an die Auferstehung von Christus.

Vom Zucker- zum Schoggihasen

Osterhasen und Ostereier aus Schokolade kamen erst um 1900 herum auf, dazu wurden eine Fülle von Giessformen mit kreativen Sujets geschaffen. Heute sind die Schoggihasen sowie kleine und grosse Schoggi-Eier an Ostern nicht mehr wegzudenken. Die Kinder in den deutschsprachigen Ländern wurden noch vor den Schoggihasen und bis in die 1960er Jahre mit Zucker- und Rahmhasen beschenkt. Die in der Regel roten und braunen Süssigkeiten kamen bereits im 17. Jahrhundert auf und wurden mithilfe von Zinn- oder Aluminium-Giessformen von Hand gegossen. Einige Bäckereien-Confiserien und Bonbonmacher haben diese Tradition der Zucker­hasen in jüngster Zeit wieder aufgegriffen.

Traditionsreicher Osterfladen

Neben den Schokoladenspezialitäten sind einige der älteren traditionellen Ostergebäcke bis heute beliebt und weit verbreitet. Bei uns am bekanntesten ist der Osterfladen – ein nahrhafter Kuchen aus Reis- oder Griessbrei, der Eier, Zucker, Rahm, Mandeln, Zitronensaft und teils Rosinen enthält. Historische Hinweise zu diesem Festtagsgebäck gibt es bereits im 7. Jahrhundert;
die erste Quelle aus der Schweiz stammt aus dem 14. Jahrhundert.

Hasen, Huhn und Lamm

Traditionell gibt es – heute weniger verbreitet als früher – auch Ostergebäcke in Form eines Hasen, Huhns, Vogels oder Lamms. Das Letztere symbolisiert Jesus Christus, der sich als Lamm Gottes für die Sünden der Menschen an Karfreitag opfern liess und an Ostern auferstand. Osterlämmer aus Biskuit- oder Rühr­teig werden in einer eigenen Form hergestellt. Das Lamm trägt als Zeichen des Sieges über den Tod vielfach die sogenannte Auferstehungsfahne (auch Agnus Dei genannt, heute meist eine aufgesteckte Papierfahne) und bekommt zudem ein Glöckchen umgehängt. Heute ist dieses Lamm in einigen Bäckereien-Confiserien ein Ganzjahresartikel. In christlich-orthodoxen Ländern ist das Gebäck ein fester Bestandteil der Osterzeit. Es gibt auch ein analoges Produkt ohne Fahne in Form eines Hasen.

Neben den religiösen Symbolen prägen ebenso jene des Frühlingserwachens viele Osterprodukte. Dazu gehören sowohl Eier wie auch Hasen oder Vögel (z. B. Küken oder Fasane) als Frühlingsboten. Tradi­tionell gibt es verschiedenste Kuchen, Zopffiguren und Gebildebrote in Form dieser Tiere, aber auch Osterbrote und -kuchen in Kranz- oder Gipfelform. Deren Hefeteig enthält Eier und Butter, die auf den wiedererwachenden Reichtum der Natur hinweisen. Sogenannte Weihekörbe, die in der Fastenzeit verbotene Speisen enthielten, wurden einst zum Weihen in den Ostergottesdienst gebracht. Mit der Weihung wurde das Verbot aufgehoben. Das Fastenbrechen fand dann nach dem Ostergottesdienst statt. Die meisten dieser Produkte sind heute eher in Vergessenheit geraten.

Ostergebäcke wurden früher nicht nur in der eigenen Familie genossen, sondern zudem an Kinder, an Bedürftige sowie an den Pfarrer, den Lehrer, das Dienstpersonal und die Nachbarn verschenkt.

Osterspezialitäten in Europa

Die im Haupttext erwähnten Osterprodukte sind international bekannt. Länderspezifische traditionelle Spezialitäten sind unter anderem folgende:

Deutschland: Osterlamm (vgl. linke Seite), Kerniger Osterkranz;

Finnland: gebackener Malz-Roggen-Brei «Mämmi» mit Sirup und Bitterorangenschale;

Griechenland: geflochtener, mit einem roten Osterei dekorierter Hefekranz «Tsoureki», fantasievoll geformte Butterbrötchen «Koulouraki»aus einem Teig mit Eiern sowie Oranagen-Saft und -Schalen;

Grossbritannien: Simnel-Cake mit Trockenfrüchten und elf Marzipankugeln, «Hot Cross Buns» – mit Nelken, Zimt und Muskat gewürzte und mit einem Kreuz aus Zuckerglasur verzierte Brötchen;

Island: mit Blüten und Küpken dkoriertes und mit Süssigkeiten gefülltes Schokolade-Osterei «Páskaegg»;

Italien: Ostertaube «Colomba pasquale» aus Hefesüssteig mit viel Eigelb und Butter, Osterlamm «Agnello pasquale» aus Kuchenteig oder Marzipan, Spinat, Käse und Eier enthaltende und gut gewürzte «Torta pasqualina» fürs Osterpicknick;

Kroatien und Slowenien: Hefesüssgebäck «Pinca» mit Eiern, Butter, Rosinen und dem Obstbrand Rakija

Polen: Mürbteigkuchen «Mazurek», der mit Nüssen, Früchten oder Zuckerguss reich dekoriert ist;

Rumänien: Osterbrot «Kosunak», Butterkuchen «Babka» in Gugelhopfform mit Mandeln Rosinen und Zitrone;

Russland: süsses, bepudertes Osterbrot «Kulitsch» mit viel Eigelb sowie Butter und in Rum eingelegten Rosinen, runder Osterkuchen mit viel Butter und Eigelb und den Buchstaben XB oder CW (Abkürzung für «Christus ist auferstanden»;

Tschechei: Osterbrot «Mazanec» mit Rosinen, Mandeln und eingeritztem Kreuz;

Ukraine: süsses Osterbrot «Pashka», das Eier und Rosinen enthält und mit Puderzucker und Rahm dekoriert ist.


Weitere Infos: bzfd.it/2QNRWDN und insbesondere www.essen-und-trinken.de/internationale-osterspezialitaeten.

Das könnte Sie auch interessieren

«Too Good To Go» erweitert Angebot vorübergehend