Die Bauarbeiten für die neue Mühle in Riddes (VS) der Groupe Minoteries SA (GMSA) haben am Montag offiziell begonnen. Die Mühle wird für die Herstellung von Roggenbrot AOP sowie für die Vermahlung von alten regionalen Getreidesorten eingesetzt. Die prognostizierten Kosten belaufen sich auf 6,1 Mio. CHF. Die Inbetriebnahme ist für das Jahr 2025 vorgesehen. Damit ist das Walliser Roggenbrot AOP gerettet. Die Branche kann aufatmen.

Historischer Moment am 9. April in Riddes mit dem Spatenstich zur neuen Mühle in Anwesenheit von Vertreter/innen aus Politik, Wirtschaft und Medien. «Mit grosser Freude und vor allem mit grossen Emotionen», erklärte Céline Amaudruz, Verwaltungsratspräsidentin der GMSA, einleitend bei der Präsentation des Projekts. Ab Sommer 2025 soll in Riddes das Mehl für Roggenbrote mit geschützter Ursprungsbezeichnung (AOP) gemahlen werden. Die neue Mühle wird die bestehende in Naters (VS) ersetzen, die im Juli ihren Betrieb einstellen wird. Zwischen der Schliessung im Oberwallis und der Eröffnung im Unterwallis wird die Mühle in Granges-Marnand (VD) die Produktion übernehmen, wie Alain Raymond, Generaldirektor der GMSA, erklärte: «Wir haben dafür vom Bundesamt für Landwirtschaft die Bewilligung erhalten, das Getreide für das Walliser Roggenbrot AOP während maximal zwölf Monaten ausserhalb des Kantons mahlen zu können.» Das Walliser Roggenbrot AOP feiert dieses Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Die Branche kann nun mit einer gewissen Gelassenheit in die Zukunft blicken.

«Ein sehr seltenes Lebensmittel»

Sechs Hauptkriterien waren für die Standortwahl ausschlaggebend: Die Gemeinde liegt im Herzen der Region, in der die Gruppe 60 % ihres Walliser Getreides einkauft. Die neue Mühle wird auf halbem Weg zwischen den zwei wichtigsten Sammelstellen stehen: Steg (VS) und Collombey (VS). Was den Transport anbelangt, wird die Hälfte der zertifizierten Mehlmenge zwischen Martigny, Sion und ihren Tälern verteilt. Der Standort verfügt über einen privilegierten Zugang zur Autobahn. «Es ist sehr selten, im Wallis ein Grundstück von 4000 Quadratmetern zu finden, auf dem man 14 Meter hoch bauen kann», betonte Raymond.

Die Hülle der Industriehalle wird bis zum oberen Erdgeschoss aus Beton bestehen. Die oberen Stockwerke sind aus Holz und auf dem Dach befinden sich Sonnenkollektoren. Im Innern wird das Gebäude mit neuen und aus Naters mitgebrachten Anlagen ausgestattet. Es wird, mit Blick auf Erweiterungsmöglichkeiten, nicht die gesamte Fläche benutzt. Im Weiteren wird ein Sitzungszimmer mit Blick auf die Granitmühlsteine eingerichtet.

Besondere Mahltechnik

Die Mahltechnik soll sich von anderen Produkten abheben: «Roggenbrot AOP ist ein Produkt mit Geschichte. Wir wollten dieser Branche einen Mehrwert geben und dieses traditionelle Produkt mit den alten Herstellungsmethoden verbinden.» Durch das langsamere Mahlen würden sich Korn und Mehl weniger erhitzen. Dadurch bleiben, laut Raymond, einem gelernten Bäcker und Confiseur, die essenziellen Fettsäuren, Vitamin E und andere Spurenelemente erhalten. «Dieses Mehl behält auch etwas mehr Enzyme, was zu einem aktiveren Sauerteig mit ausgeprägteren Aromen führt.»

Um weitere Märkte für die Wiederbelebung der Müllereibranche im Wallis zu finden, plant das Unternehmen, alte regionale Getreidesorten zu mahlen.

Steuerbefreiung

Die prognostizierten Baukosten belaufen sich auf 6,1 Mio. CHF: 3,2 Mio. für das Gebäude und 2,9 Mio. für die Infrastruktur. «Das ist ein beachtlicher Betrag, der vor einigen Monaten noch viel höher war. Wir haben verschiedene Pläne ausgearbeitet, um das Projekt auf das aktuell Notwendige zu reduzieren», führte Raymond aus. Die Gruppe profitiert von einer zehnjährigen Steuerbefreiung und kann so die Rentabilität der Mühle verbessern, wie Christophe Darbellay, Staatsratspräsident und Vorsteher des Wirtschafts- und Bildungsdepartements des Kantons Wallis, bestätigte: «Da wir keine direkten Subventionen gewähren können, haben wir diesen Weg gefunden, um diese Investition zu ermöglichen.»
Obwohl der Verkauf von zertifiziertem Mehl in den letzten zehn Jahren um 32 % zurückgegangen ist, ist die GMSA zuversichtlich, diese Entwicklung umkehren zu können. Dabei zählt ihr Direktor auf die die Vereinigung Walliser Roggenbrot AOP und die Bäcker/innen. «Ein Status Quo oder eine Kurve, die weiter nach unten zeigt, ist keine denkbare Lösung.» Der Präsident der Walliser Bäcker und Confiseure, Albert Michellod, appellierte am Ende der Präsentation an seine Berufskolleginnen und -kollegen: «Kaufen Sie vorrangig dieses Mehl; nicht nur, um AOP-Brot herzustellen, sondern auch für andere Spezialitäten. Es liegt an uns, die GMSA zu unterstützen. Es liegt an uns, die Rentabilität und den Fortbestand dieser Mühle zu sichern. Das sind wir unseren heutigen Partnern schuldig!»

Johann Ruppen

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