Die Bündner Künstlerin Piroska hat ein ganz unkonventionelles «Rezeptbuch» herausgegeben: Mit «Brot-O-Typ» hat sie die Grenzen des Möglichen ausgelotet. Verschiedene Betriebe haben bei diesem Projekt mitgemacht.

Mit ihrem Erstlingswerk «Das KochKunstPhilosophiePoesieBuch» (Heidi & Friends) hat die Bündner Künstlerin Piroska die Buchmacher gefordert und die Bücherwelt aufgerüttelt. Das avantgardistische Sammelsurium hat national und international Preise abgeräumt. Mit dem Nachfolgebuch «Brot-O-Typ» werden die Grenzen des Möglichen weiter ausgelotet und die Kunst­genres noch verspielter aufgemischt.

Ein Gemeinschaftswerk

Das Brotbuch ist ein eindrückliches Gemeinschaftswerk. Es wurde auf Deutschland und Österreich ausgeweitet. Viele Partner haben einen Beitrag geleistet: Bäcker aus den verschiedenen Regionen der Schweiz und Sternenköche sowie auch die Schweizer Armee haben Brotrezepte preisgegeben. Das Buch enthält zusätzlich Geschichten rund ums Brot und ist gefüllt mit ungewöhnlichen Beilagen.
Die Machart und Verpackung von «Brot-O-Typ» ist unkonventionell. «Es wird mit über 50 % Handarbeit sowie mit Liebe und Leidenschaft einzeln fertiggestellt», betont die Künstlerin Piroska. Die Rezepte sind auf veritables Brotwickelpapier gedruckt, und das Werk steckt in einem Brotsack aus Leinen, Gaben aus Grossmutters Aussteuer. Und jetzt kommt’s: Das Ganze wird in einem luftgetrockneten, ausgehöhlten Brot angeboten.

Gegen Food Waste

Der Nachhaltigkeitsgedanke wird dabei von der Künstlerin und den Mitwirkenden ernst genommen. Das Bewusstsein von «against food waste» lässt gar Topköche nach
einfachen Brotverwertungsrezepten suchen.

Jedes Buch ein Unikat

Mit ins Boot geholt hat Piroska, die «Künstlerin aus dem Heidiland», auch soziale Institutionen für Kunsthandwerkliches. Beispielsweise wird der Brotsack bestickt, und jedem Buch werden zwei von Hand geschriebene Rezepte beigelegt. Das macht aus jedem Brot-O-Typ ein Unikat – beachte das Wortspiel!
Rezeptbeiträge u. a. von: John Baker (Zürich); Kreuzbäckerei (Stans); Eigenbrötler Backwerke GmbH (Wauwil); Kruste und Krume (Wien); Andreas Caminada (Schloss Fürstenau); Siggi Tschurtschenthaler und Dominic Daprâ, Adler (Fläsch); Rolf Caviezel, Freestyle Cooking (Grenchen); Sabrina Cipolla, Food Artist (Zürich); Georg Öfferl, Dampfbäckerei (Gaubitsch, Österreich).

Interview mit Piroska Szönye: «Brot bedeutet Heimat. Brot ist Kult»

«panissimo» wollte von der Bündner Brot-Künstlerin Piroska Szönye erfahren, wie die Idee von «Brot-O-Typ» geboren wurde und was dahinter steckt.

Weshalb dieses unkonventionelle Brot-Projekt?
Es ist meine Art als Künstlerin, die Gesellschaft für bestimmte Themen zu sensibilisieren. In diesem Fall geht es mir um etwas sehr Alltägliches: Food Waste beschäftigt uns alle. Dieses unkonventionelle Buch fordert uns auf, einem alltäglichen Brot Platz zum Sinnieren einzuräumen.
Die Inszenierung als Kunstobjekt und die ungewöhnliche «Buchhülle» wirbeln die Gedanken und unsere Sichtweise auf Dinge oder Themen auf. Form und Funktion mit Kunst zusammengebracht ergibt den Brot-O-Typ . Bei mir haben der Mensch, Zeit und das Brot einen existenziellen, philosophischen Stellenwert. Für mich bedeutet Brot Heimat, Kultur und Tra­dition. Brot bedeutet Glück. Brot teilt man mit Freunden. Brot ist Kult. Brot ist Leidenschaft. Brot ist Liebe.
Bei der heutigen Art des Brotbackens hat auch der Faktor Brot-Zeit bei mir eine neue Rolle bekommen. In der heutigen Zeit der sozialen Medien und E-Books berührt das spezielle Buch die Herzen, und es wäre mein Satz: «I like Brot and i’ll share it mit Dir.»

Wann haben Sie damit gestartet und wie sind Sie vorgegangen?
Während der Arbeit an meinem letzten Objekt, dem Heidi-Buch, bin ich nachts aufgewacht und hatte diese Idee. Woher Sie genau kam, kann ich nicht sagen. Ich träume meistens meine Projekte und Lösungen, und wenn ich aufwache, habe ich quasi eine Antwort vor Augen. Also habe ich noch in der Nacht einen Brot-Prototyp gebaut.
Anschliessend bin ich losgezogen, um Firmen und Sponsoren davon zu begeistern. Solche unkonventionellen Projekte sind spannend für Firmen, denen die Message des «gemeinsamen b(p)acken wir’s an» gefällt, die ich eingebaut habe und vermitteln will. So treffe ich immer wieder auf Unternehmen, denen die Themen Werte und soziale Verantwortung wichtig sind und die begeistert mitwirken. Meine Vision ist es das Brot (den Brot-O-Typ) im Buchladen zu kaufen und das Brot-Buch beim Bäcker zu bestellen.

Welches ist Ihr Lieblingsprodukt aus der Bäckerei?
Als Bündnerin liebe ich natürlich die Bündner Nusstorte. Leicht, luftig und nicht zu süss.
Oder das Fruchtbrot von John Baker. Brote sind meine Entdeckungsreise. Ich liebe den Duft von frischem Brot
Ich liebe den täglichen Gang zum Bäcker. Es bedeutet für mich, mir was Gutes zu tun …
«Ein frisches Buch bitte.»
Mein Humor: Freuen würde mich, wenn man in Zukunft dann auch mein Brot dort finden würde und mit den Worten bestellt: Ein frisches Buch bitte!

Existenzialistin der Neuzeit

Piroska Szönye stammt aus Chur. Ihre «Objets d’Art vereinen Kunst und Geist mit Ironie und Fantasie», steht auf ihrer Webseite geschrie- ben. Ihre spezielle Technik ist inspiriert von bewährter Ölmalerei, Decollagen und Street Art. «Philosophischer Tiefgang und Höhenflüge stehen im Vordergrund», beschreibt die Künstlerin ihre Arbeitsweise. Sie versteht sich als eine Existenzialistin der Neuzeit. Ihre Werke werden auch international ausgestellt.

Weitere Informationen:

https://derbrototyp.wordpress.com
https://heidiandtheswissnessfeeling.ch/ich-bin-kein-krueme

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