Liebe Leserin, lieber Leser

Zuerst war es das Leitungswasser, das bei Restaurantbesuchenden auf Protest stiess, wenn ein Unkostenbeitrag dafür verrechnet wurde. Heute sehen es viele ein, dass der damit verbundene Aufwand der Mitarbeitenden verrechnet wird. Nach Langem wurde dies von der Gesellschaft akzeptiert.

Weshalb wird für das gereichte Brot nichts verrechnet? Dies hat sich auch ein Berner Restaurant gedacht und hat sein Brot als eine Vorspeisenkomponente auf die Karte gesetzt. Eine Tageszeitung hat dies in ihrer Gastrokritik bemängelt: Sechs Franken für ein paar Scheiben Brot sei «etwas viel». Dass es sich dabei um selbst gebackenes Sauerteigbrot handelt, welches mit einer eigens hergestellten Aroma-Butter gereicht
wird, wurde nicht erwähnt.

Ich finde es aus mehreren Gründen berechtigt, etwas für qualitativ hochwertiges Brot zu verlangen. Das Brot erhält seine verdiente Wertschätzung. Vielen ist gar nicht bewusst, wie viel Aufwand in einem Brot steckt. Spätestens seit ich zu Hause selbst Sauerteigbrot backe, weiss ich, wie viel Fachwissen, Gespür und Zeitaufwand die Herstellung beansprucht. Wird es bewusst als Begleitung bestellt, wird nicht aus lauter Gewohnheit gedankenverloren zugegriffen, sobald es auf dem Tisch steht. Und macht es nicht den Anschein, dass was gratis ist, nichts wert ist? Warum also ist Brot das Einzige, was einfach so auf den Tisch gestellt wird?

Es ist an der Zeit, die Gäste zum Umdenken zu bewegen. Ermutigen Sie Ihre Kunden in ihren Restaurants Ihrem Brot mehr Wertschätzung entgegenzubringen. Anfangs wird der eine oder andere Gast über das Brot auf der Rechnung «maulen». Nach und nach wird es zu einer Selbstverständlichkeit werden – wie beim Leitungswasser. Und Qualität hat nun mal seinen Preis – auch unser tägliches Brot!

Elina Laich
«Panissimo»-Redaktionsmitglied

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