Die Preise für Verpackungen, Transport und einige Rohstoffe sind in den letzten Monaten gestiegen. Teils gibt es Lieferengpässe. «panissimo» erkundigte sich bei Lieferanten unserer Branche nach der Situation.

Mit dem Abflauen der Corona-Pandemie geraten die Preise in Bewegung. Die UNO-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) meldet dies für die Weltmarktpreise für Lebensmittel. Wie sieht es in der Schweiz aus? Mit welchem Mehrpreis bei welchen Produktgruppen müssen Inhaber/innen von Bäckereien-Confiserien kalkulieren? Die Lage variiert je nach Lieferant und Produktgruppe, wie eine «panissimo»-Umfrage zeigt. Doch ein Trend zu höheren Preisen ist da. «Wir müssen vor allem für die zweite Jahreshälfte mit Preiser­höhungen bei verschiedenen Produkten rechnen», erklärt Simone Burgener von Pistor (siehe zuunterst im Artikel).

Pawi: Verpackungen betroffen

«Die Covid-19-Pandemie hat das Einkaufs- und Konsumverhalten stark verändert. Der Lockdown hat den Online-Markt zum Boomen gebracht, was zu einer erhöhten Nachfrage von Karton für Versandverpackungen geführt hat. Die Schliessung der Gastronomie hatte eine stark erhöhte Nachfrage nach Verpackungen für den To-go-Bereich zur Folge. Die dadurch weltweit stark gestiegene Nachfrage nach Papier, Karton und Hilfsmitteln spürt auch die Pawi Verpackungen AG sehr stark», schildert Verkaufsleiter Urban Ettlin die Situation im Verpackungsbereich.

«Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis sich die Situation entspannt.»
Urban Ettlin,

Es brauche mehr Vorlaufzeit, weil die Lieferfrist für Rohmaterialien extrem lang geworden sei. «Durch die Verknappung steigen die Materialpreise stetig an und es muss mit Preisanpassungen gerechnet werden. Wir tun unser Bestes, um die Kundenwünsche zu erfüllen. Trotzdem kann es zu Lieferengpässen kommen. Wo möglich bieten wir Alternativlösungen an», so Ettlin. Die Situation werde wohl noch eine Weile andauern, bis sich die Situation normalisiere.

SMP: Milch wird teurer

«Der Milch­markt ist in einem guten Gleichgewicht», erklärt Reto Burkhardt, Leiter Kommunikation bei den Schweizer Milchproduzenten (SMP). Milch sei zu einem gesuchten Gut geworden. Zudem stiegen weltweit, aber vor allem in der EU und in der Schweiz die Anforderungen an die Milchproduktion. «Das treibt die Kosten für die Produktionsmittel (Futterkomponenten, Öl, Maschinen, Treibsstoffe, Arbeitskräfte) in die Höhe. Auch Milch und Milchprodukte werden damit teurer.» Dabei muss es laut Burkhardt keine Verlierer geben. Es sei aber sehr wichtig, dass alle Detailhändler und auch die Bäckereien Preiserhöhungen «unbedingt an die Konsu­mentinnen und Konsumenten weitergeben. Nur so können die Herausforderungen der Nachhaltigkeit ‹nachhaltig› angegangen werden, ohne dass die Milchmenge noch weiter rückläufig sein wird.»

Patiswiss: Preise in Bewegung

Auch Sandro Ott, Leiter Marketing & Verkauf der auf Nüsse und Halbfabrikate im Süsswarenbereich spezialisierten Patiswiss AG, stellt eine angespannte Situation fest: «Erste, subjektive Ernteschätzungen lassen auf leicht höhere Rohstoffpreise schliessen. Wir spüren vor allem im Bio-Bereich eine
stärkere Nachfrage, verbunden mit Frost und Ernteausfällen in einigen Gebieten, erwarten wir hier Preissteigerungen.» Zudem stiegen Verpackungs- und Verschiffungskosten stark an, was natürlich auch einen negativen Einfluss auf die Preisentwicklung von Rohstoffen habe.

DSM: stabile Mehl-Richtpreise

«Die Inlandversorgung mit Brotgetreide und damit Mehl ist aufgrund der positiv ausgefallenen Ernten der letzten Jahre sehr gut und die Lager sind gut gefüllt (dies auch im Hinblick auf die kommende Ernte). Ebenso waren die durch die Branche ausgehandelten Richtpreise in den vergangenen Jahren konstant», sagt Lorenz Hirt, Geschäftsführer des Dachverbandes Schweizerischer Müller (DSM). Die internationalen Preisbewegungen hätten grundsätzlich einen geringen Einfluss auf die Situation im Schweizer Markt. Generell könne jedoch festgehalten werden, «dass die gestiegene Nachfrage nach Spezialgetreide und Samen (Sesam, Leinsamen, Kürbiskerne usw.) sowie die Entwicklungen beim Verpackungsmaterial einen Preis­effekt nach sich ziehen werden».

Felchlin: Preise unverändert

Stefan Künzli, Leiter Gewerbe/Gastro bei der Schokoladefirma Felchlin AG, beruhigt: «Wir haben entschieden, die Preise für den Rest des Jahres stabil zu halten. Gleichzeitig verfolgen wir die Preisentwicklung sowohl im Rohstoff- als auch im Logistik- und Transportbereich genau und entscheiden dann im Herbst, ob die Preise auf Anfang 2022 angepasst werden müssen.»

Infos CH: pistor.ch/de/marktbericht
weltweit: fao.org/worldfoodsituation

Pistor: Preiserhöhungen und Engpässe erwartet

«Aufgrund der Coronapandemie und ihrer Auswirkungen müssen wir in der zweiten Jahreshälfte 2021 mit Preiserhöhungen bei verschiedenen Produktegruppen rechnen», erklärt Simone Burgener, Leitung Unternehmenskommunikation Pistor AG, auf Anfrage. «Einerseits sind die Rohstoffpreise gestiegen, andererseits fallen höhere Transportkosten an – besonders für das Verschiffen von Produkten von Asien nach Europa.» Wegen geringen Lagerverfügbarkeiten und längeren Lieferfristen könne es bei diesen Produkten zusätzlich zu Engpässen kommen. Allgemein sei die Produkteverfügbarkeit eingeschränkt: «Die verbesserte Pandemielage führt weltweit zu einer erhöhten Nachfrage nach Nahrungsmitteln, mit der die Produktion nicht Schritt halten kann. Zusätzlich fallen gewisse Ernten tiefer aus», so Burgener. «Wir setzen alles daran, unseren Versorgungsauftrag zu erfüllen, die Preiserhöhungen zu minimieren oder abzuwenden sowie den Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden gerecht zu werden», ergänzt sie.

Pitec: höhere Preise bis jetzt vermieden

«Wir konnten bis dato ausserordentliche Preiserhöhungen gegenüber unseren Kunden vermeiden. Dies wird jedoch zunehmend schwieriger», resümiert Gerhard Gau, Geschäftsführer, Pitec AG, die aktuelle Situation. Auch Pitec werde mit zunehmenden Preiserhöhungen der Zulieferanten konfrontiert. Die Preistreiber seien die stark steigenden Rohstoffpreise im Bereich Aluminium, Chromstahl und Kunststoff sowie steigende Transportkosten. «Wir sind sehr bemüht die Preiserhöhungen für unsere Kunden so moderat wie möglich zu halten, werden aber Anpassungen in gewissen Artikelgruppen nicht vermeiden können», sagt Gau und ergänzt: «Die Rohstoffknappheit wirkt sich nicht nur auf die Preise, sondern auch auf die Lieferzeiten aus. Durch optimale Lagerbewirtschaftung werden wir die gewohnten, schnellen Lieferungen an unsere Kunden – die Bäcker und Konditoren – weiterhin bieten können.» Die Pitec rechnet für die kommenden sechs Monaten nicht mit einer Verbesserung der Situation.

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