Die Pandemie und der verheerende Krieg – die Preisspirale dreht sich seit Monaten unaufhaltsam in die Höhe. Beat Helfenstein, Leiter Verkauf, Marketing und Beschaffung bei der Pistor AG, der Handelspartnerin in der Bäckerei-Confiserie-Branche, gibt eine Übersicht über die derzeitige Marktlage.

«Die Unsicherheit auf den Beschaffungsmärkten war wohl seit Jahren nicht mehr so gross», stellt Beat Helfenstein in einer diese Woche veröffentlichten Medienmitteilung fest. «Erstens sind die Folgen der Pandemie noch nicht überwunden, ebenso die Ernteausfälle des Vorjahres.» Diese Hypothek, verbunden mit dem Krieg in der Ukraine und die aktuelle Pandemie in Asien, wo ganze Städte wiederum im Lockdown sind, Fabriken und Häfen stillliegen, würden den Beschaffungsmarkt in ein Ungleichgewicht bringen. Die Folge sind Preissteigerungen und Lieferengpässe. Diese werden von mehreren Faktoren beeinflusst, wie beispielsweise durch nicht verfügbare oder nicht schnell genug verfügbare Alternativen. Helfenstein rechnet mit einer Teuerung auf dem Pistor-Sortiment von 1,5 bis 2 % und er unterstreicht weiter: «Durch die höheren Einstandspreise setzten wir keine Margenverbesserung um, die Aufschläge geben wir eins-zu-eins weiter. Steigende Gemeinkosten kalkulieren wir anteilig auf die jeweiligen Kategorien um.» Seit Beginn des Krieges fehlen auf dem Weltmarkt die Produktions- und Exportkapazitäten der Ukraine. Betroffene Produzenten weichen auf Alternativen aus. Die bereits vorher knappen Güter werden aufgrund der gesteigerten Nachfrage teurer. «Trotz bestehenden Kontrakten müssen teilweise höhere Preise akzeptiert werden, um die Verfügbarkeit sicher zu stellen», erklärt Helfenstein.

Ein weiterer Grund für die Preisanstiege sind die erhöhten Energiekosten für Erdgas und -öl, die einen Anstieg der Produktions- und Logistikkosten zur Folge haben. Durch die Krise in der Ukraine geraten zudem die logistischen Ströme aus dem Ruder. Denn: Russland und die Ukraine stellen rund 14 % der Seeleute im Schiffsverkehr. Dieses Personal fehlt nun. Zudem sind die beiden Länder grosse Produzenten von Futter- und Düngemittel, was die Endprodukte weiter verteuert.

Welche Produktegruppen sind betroffen?

Auf diese Frage kann Beat Helfenstein keine klare Antwort geben: «Heute ist noch nicht absehbar, bei welchen Produktegruppen es effektiv zu Engpässen kommen wird.» Erzeugnisse und Rohstoffe aus Russland und der Ukraine seien in vielen verschiedenen Produkten enthalten oder für deren Produktion notwendig. Pistor habe sich für verschiedene Bereiche Strategien zurechtgelegt, ihre Lagerkapazitäten erweitert und soweit möglich bei kritischen Artikeln die Lagerbestände erhöht. Seien die gewünschten Artikel nicht vorhanden, würden den Kund*innen Alternativen vorgeschlagen, betont Beat Helfenstein.

Auf die Frage, ob die abgeschlossenen Einkaufskontrakte vollkommen erfüllt werden können, beantwortet er mit einem klaren «Ja, zum heutigen Zeitpunkt». Falls Vorlieferanten aufgrund von kriegerischen Handlungen nicht mehr liefern können, müsse die Situation ad hoc neu beurteilt werden. Heute sei dies nicht der Fall. Sonst würden Alternativen zur Verfügung stehen.

Beat Helfenstein rechnet nicht damit, dass es zu einer schnellen Beruhigung der Situation kommen wird: «Wir gehen aktuell davon aus, dass diese Verwerfungen mindestens bis gegen Ende 2022 anhalten werden.» Er geht aber davon aus, dass aufgrund der hohen Kaufkraft der Schweiz, die Versorgung grundsätzlich sichergestellt ist. Es könne jedoch jederzeit zu längeren, temporären Unterbrüchen bei der Belieferung von Produkten kommen. Dies auch aufgrund von Lieferverzögerungen beim Verpackungs- und Produktionsmaterial und daraus resultierenden Produktionsstopps.

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