Der Bäcker-Confiseur François Wolfisberg aus Carouge (GE) ist vom Nutzen des fachlichen Austausches mit dem Ausland überzeugt. Er selbst wird oft in andere Länder eingeladen, um sein Wissen weiterzugeben.

Im Jahr 2000 gab François Wolfisberg seinen ersten Kurs ausserhalb der Schweiz. Seitdem war er elfmal als Kursleiter im Ausland: in Japan, Finnland, Kroatien und Taiwan. Im Interview erzählt er von seinen Erfahrungen.

Sie werden regelmässig eingeladen, im Ausland Kurse zur Bäckerei-Konditorei zu geben. Wie kam es dazu, dass man Sie dazu einlädt?
Im Jahr 2000 konnten wir Stagiaires einer Berufsschule aus Finnland begrüssen. Ihr Ausbildner bat mich anschliessend, einen Kurs für alle seine Schülerinnen und Schüler zu geben. Den Kontakt mit einer japanischen Schule vermittelte mir ein kanadischer Berufskollege, der einst Jurypräsident des Weltcups war. Nach und nach wurde ich dorthin eingeladen. Dies liegt auch daran, dass solche Demonstrationen seit einigen Jahren in Mode sind.

Was sind die Voraussetzungen dafür?
Von Vorteil sind Lebenserfahrung, technische Kompetenzen, ein Minimum an Englischkenntnissen, Weltoffenheit und die Fähigkeit, vor Publikum zu sprechen.

Was motiviert Sie zu diesem Engagement?
Es ist jedes Mal eine Ehre und ein Vorrecht, dazu eingeladen zu werden, sein Können zu zeigen, die Schweiz zu vertreten, Spezialitäten unseres Landes vorzustellen und passionierte Berufsleute aus aller Welt kennenzulernen.

Wie profitieren Sie selbst davon?
Es gibt mir eine grosse persönliche Befriedigung, neue Freundschaften zu finden, Rezepte auszutauschen und reichhaltige, unbekannte Kulturen kennenzulernen. In Japan während 27 Tagen Demonstrationen vor durchschnittlich 200 Studierenden durchzuführen war eine einmalige Erfahrung von aussergewöhnlicher Intensität. Es war der Kurs, der die stärksten Spuren hinterlassen hat.

Lohnt es sich auch finanziell?
Nein. Normalerweise werden die Kosten für Verpflegung, Unterkunft und Reise übernommen. Ausnahmen waren Japan, wo ich pro Tag 400 Franken erhielt, und Taiwan mit 200 Franken.

Haben Sie auch schon Einladungen abgelehnt?
Ja. Aus Zeitgründen sagte ich eine Einladung nach Kroatien ab.

Was schätzen Ihre Kursteilnehmenden an der Schweizer Bäckerei-Confiserie?
Die vielen kantonalen Spezialitäten sind ein im Ausland wenig bekannter Schatz. Ich möchte sie als eine Alternative zu den oft gezeigten französischen Produkten vorstellen.

Und welchen Eindruck geben Sie von unserer Branche weiter?
Die Schweiz hat ein reiches und vielfältiges Sortiment. Dank unseren drei Haupt-Sprachregionen sind wir offen für neue Trends in unseren Nachbarländern. Diese Neugierde hat das Niveau in unseres Branche erhöht. Dabei ist zu ergänzen, dass eine starke Konkurrenz das Niveau ansteigen lässt. Zu guter Letzt ist unsere Kundschaft bereit, für Qualitätsprodukte mehr zu bezahlen.

Wie bereiten Sie sich auf Ihre Kurse im Ausland vor?
Ich bereite diese minutiös vor. Es darf nichts vergessen werden, kein Material, keine Zutat, die ich im Zielland nicht auftreiben kann.

Haben Sie für Ihr eigenes Unter­nehmen einen Nutzen?
Ja, natürlich. Wir profitieren von Rezepten und Zutaten aus anderen Ländern. Neulich entwickelten wir Produkte auf der Basis des Grüntees Matcha, den ich bei meinen Vorführungen in Japan kennen­lernte.

Wie regeln Sie Ihre Absenzen in Ihrem Betrieb?
Wir haben das Glück, in allen Abteilungen erfahrene, treue und engagierte Kadermitarbeitende zu haben. Das erlaubt mir abwesend zu sein. Ausser beim fünfwöchigen Aufenthalt in Japan bin ich jedoch nicht länger als zwei oder drei Tage abwesend. Diese lege ich zudem oft auf meine freien Tage.

Wie bleiben Sie während Ihren Abwesenheiten informiert?
Ich bleibe über E-Mail oder unsere Whatsapp-Gruppe immer in Kontakt mit meinen Kaderleuten.

Was antworten Sie jemandem, der sagt, man solle doch besser den eigenen Nachwuchs schulen, statt sich ums Ausland zu kümmern?
Das eine schiesst das andere nicht aus. Zudem bilden wir in unserem Betrieb sieben Bäcker-Konditor-Confiseur-Lernende aus. Wir profitieren von den Auslandkontakten, um bei uns Stagiaires zu empfangen und um umgekehrt eigenen Lernenden, die es am meisten ver­dienen kurze Stages im Ausland anzubieten. Sie sind oft sehr interessiert daran, was an Ausbildungen im Ausland vermittelt wird. Dies öffnet ihnen Türen zu anderen Horizonten.

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