Am 25. März ist SBC-Ehrenmitglied «Beck-Böhli» Alfred Sutter verstorben. Er hat sich mit viel Engagement für unsere Branche eingesetzt und nahm während seiner Berufszeit wichtige Ämter ein. So sass er von 1988 bis 1994 im Zentralvorstand des damaligen SBKV sowie von 1994 bis 2000 in der Geschäftsleitung und war Mitglied der GAV-Verhandlungsdelegation. Der Kongress ernannte ihn im Jahr 2000 zum Ehrenmitglied. Den Angehörigen entbieten wir unser herzliches Beileid.

«Beck-Böhli» Alfred Sutter (1.9.1943 – 25.3.2023)

Matthias Schwyter (St. Gallen), langjähriger Wegbegleiter von Alfred Sutter und ehemaliges Geschäftsleitungsmitglied hat Erinnerungen an den «Böhli-Beck» mit einigen Anekdoten verfasst:

Nach traditioneller Manier von appenzellischem Brauchtum war selbst die Bäckerei an der Engelgasse einfach der «Böhli» und damit sozusagen Wiege und Heimat der verschiedenen im Lauf der Zeit dazugekommenen Böhli-Standorte im weiteren Appenzellerland.

Der «Böhli» war unbestritten dominante Figur, nicht so sehr seiner Grösse wegen, sondern  weil er als unverwechselbares Original, nie verlegen mit träfen Sprüchen zu Alltag oder sonst wie Ungewohntem zum Schmunzeln, manchmal auch zu Ärger oder gar zum Nachdenken anzuregen wusste. Und er verstand es auch, Gelegenheiten zu nutzen und nicht selten mit schelmischem Blick schon am Ziel zu sein, wenn andere sich erst auf den Weg dazu machten. Böhlis Auftritt am Tag der heiligen Agatha, in vollbesetzter Appenzeller Dorf-Kirche, mit weisser Bäckerbluse, geschwellter Brust und vollem Brotkorb war für alle eindrücklich und unübersehbare, christlich gefärbte Werbung.

Bisweilen waren auch Grundsätze zu klären, so wenn es galt, zudringlichen Bäckern aus der Region mitzuteilen, wo die althergebrachten Grenzen des Fleckens Appenzell auch heute noch zu bewahren seien. Weil dies nicht jeder Bäcker hören wollte und Appenzeller Schüler plötzlich fremde Bürli essen sollten, waren Konsequenzen angesagt. Fortan chauffierte Böhli demonstrativ mit deutlich erkennbarem und ausschliesslichem Confiseur-Emblem auf seiner Mercedes-Sänfte durch die Lande. Natürlich vertrug sich das eher schlecht mit dem Image eines sonst überzeugten Bäckers, der zunehmend auch Einsitz in entsprechenden Berufsgremien nahm. So war diese Aktion kaum für die Ewigkeit zu halten und die exklusive Beschriftung musste nach gebührender Denkpause höherer Einsicht weichen.

Der Zuname «Böhli», zwar als Erstes appenzellischem Brauchtum geschuldet, um sich von den vielen übrigen Sutters im kleinen Kanton abzugrenzen, war gleichzeitig zunehmend aber auch Markenname für ein unverwechselbares Original, für einen hervorragenden Berufsmann und ideenreichen Unternehmer. Berufsstolz und Traditionen zu wahren, gehörte entscheidend mit dazu: im Berufsverband auf allen Stufen vom Ortsverband über kantonale und ostschweizerische Institutionen bis zu Zentralvorstand der Schweizer Bäcker und zuletzt als Mitglied der Geschäftsleitung des SKV, somit an wegweisender Stelle des Bäckerstandes.  

Die Reise ins ferne Bern war dann zwar weit, die Rückreise bisweilen lang und so war es nicht verwunderlich, dass der Genuss der erholsamen Rückfahrt per Bahn auch einmal erst im fernen Wasserauen bei der Durchsage «Endstation, Bitte an alle Fahrgäste auszusteigen» – abgebrochen wurde. Die Rückfahrt nach Appenzell war dann zwingend der Selbstsorge überlassen.

Ein der Qualität kompromisslos verpflichteter Bäcker blieb Alfred, wie er in der ausserkantonalen Fremde anzusprechen war, auch bei stets zunehmendem Geschäftserfolg treu. So war ohne «Böhlis» Filet-Brot an Neujahr kaum zu denken, und das St. Gallerbrot schmeckte in «Böhlis» Landen fast noch besser als in st. gallischer Nachbarschaft. So manches war in der nach wie vor irdisch gebliebenen Engelgasse einfach himmlisch. Dank Fleiss, Können und gelebter Berufung eines einmaligen Bäcker-Konditors.

Matthias Schwyter, ehemaliges Mitglied der Geschäftsleitung

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