Mut und Kreativität waren das Thema am 2. «Rendez-vous FBK» am vergangenen Montag an der Fachmesse in Bern. Kommunikationsexpertin Cordelia Hagi – ganz in Pink, ihrem Markenzeichen – setzte farbige Akzente. Als Querdenker trat ebenfalls Branchenbotschafter André Lüthi, CEO der Globetrotter Group AG und gelernter Bäcker-Confiseur, auf.

Mit ihrem rosa-Look von den Schuhen bis zu den Haaren setzte die Referentin Cordelia Hagi am 2. «Rendez-vous FBK» einen farbigen Kontrapunkt zur sonst grau-weiss-schwarzen Businesswelt. Sie beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit der Kreativität und der Kommunikation. Von ihr liessen sich die rund 190 Gäste in eine andere, bunte Welt entführen.

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Bäckerei als Lebensschule

Cordelia Hagi ist in der Bäcker-Confiseur-Branche sozusagen zu Hause. Ihr Vater war Bäcker-Konditor. Von der 5. bis zur 9. Klasse habe sie in ihrer Freizeit in der Bäckerei gearbeitet. «Das war die geilste Zeit», erinnert sie sich. «Hier durfte ich meine Kreativität ausleben. Es war für mich eine Lebensschule.» Diesen Lebensabschnitt habe sie zur Unternehmerin gemacht.

Ein schwieriger Spagat

Für Cordelia Hagi ist klar: Innovation ist notwendig, um als Unternehmen überleben zu können. Gleichzeitig dürfen die eigenen Traditionen, Geschichten und Kulturen nicht vergessen gehen. Ein schwieriger Spagat, der mit Brainstorming und Enthusiasmus alleine nicht lösbar ist, doch mit Kreativität und ein wenig Mut bewältigt werden kann, davon ist die Referentin überzeugt.

Grimms Märchen

Bei ihrem Auftritt erinnerte Cordelia Hagi an Geschichten aus der Kindheit wie Grimms Märchen. Extrem brutale Inhalte, wird doch die Grossmutter vom Wolf gefressen oder Hänsel und Gretel werden im Wald ausgesetzt. Doch am Schluss gebe es immer ein Happy End, das bei uns ein Lächeln auslöst. Denn: «Wir wollen vom Morgen bis am Abend ein Happy End erleben.»

Einfache Geschichten

Gerade in der Bäcker-Confiseur-Branche werden alle fünf Sinne des Menschen verbunden, dies treffe in praktisch keiner Branche sonst zu. Das sei eine grosse Chance. Denn die Gefühle könne man nicht digitalisieren. Damit habe man es in der Hand, diese mit einer guten Geschichte einzusetzen. Wichtig sei, dass man immer das gleiche erzähle – «das ist für mich 360-Grad-Kommunikation.» Dasselbe passiere bei den Gebrüdern Grimm, in deren Märchen es einen Anfang, einen Mittelteil und ein Happy End gebe. Wichtig sei, dass keine komplizierten Geschichten erzählt würden. Sondern Geschichten, die das Herz berühren und an die man sich erinnern kann, «simpeleinfache» Kernbotschaften.
Als gutes Beispiel nannte Cordelia Hagi die Schweizerische Mobiliar mit ihrer Plakat- und TV-Werbung. «Hier werden Geschichten nach dem gleichen Muster erzählt – seit Jahren – und es funktioniert.» Oder der Knorrli, der seit rund 70 Jahren präsent ist. «Einfach und simpel, und er gibt uns ein gutes Gefühl.» Oder Meister Proper, der seit 1957 verspricht, dass er alles spiegelblank putzt. Es gelte, sich in unserer schnelllebigen Zeit hervorzuheben. «Eigentlich macht Ihr alle das Gleiche. Es geht darum, was Ihr für Geschichten erzählt und dass der Endkonsument wiederkommt.» Als Beispiel nahm Cordelia Hagi den Gipfeli Hero. Von Montag bis Samstag wird immer ein anderes Gipfeli angeboten, einmal eines mit einem Pink-Spitzli, dann mit einem grünen, blauen usw. Oder ähnlich wie beim Dreikönigskuchen hat es in einem von 50 Gipfelis eine Überraschung drin. Dann könne man diese Geschichte in den sozialen Medien verkaufen. Wichtig sei allerdings, dass immer die gleiche Geschichte nach gleichem Muster erzählt wird.

Gemeinsam mit unserem aktuellen Branchenbotschafter André Lüthi demonstrierte Cordelia Hagi das Tool «Brain to go». Es entstand ein teilweise zum Schmunzeln anregendes Streitgespräch der beiden erfolgreichen Berufsleute über die Digitalisierung und die Art der Werbung. Beide waren in einem einer Meinung: Die echte Leidenschaft, Authentizität und motivierte Mitarbeitende sind zentral. «Nicht Mehrwert, sondern mehr Mensch. Habt den Mut, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Der Funke geht an die Kunden rüber», betonte André Lüthi.

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